Abo

Ahrtalbahn wieder in BetriebDas Ahrtal erhält eine Lebensader zurück

3 min
Letzte Oberleitungsarbeiten: Am Sonntag kehrt die Ahrtalbahn wieder zum Fahrplan zwischen Bonn und Ahrbrück zurück.

Letzte Oberleitungsarbeiten: Am Sonntag kehrt die Ahrtalbahn wieder zum Fahrplan zwischen Bonn und Ahrbrück zurück.

Ab dem 14. Dezember ist die Ahrtalbahn wieder in Betrieb. Nach der kompletten Zerstörung durch die Flutkatastrophe ist die Strecke nun auch elektrifiziert worden.

Für die Bewohner des Ahrtals ist es eine vorgezogene Bescherung: die Wiederinbetriebnahme der Ahrtalbahn zum Fahrplanwechsel am Sonntag, 14. Dezember. Viereinhalb Jahre nach der Flutkatastrophe, die im Juli 2021 im Ahrtal mindestens 135 Menschenleben forderte, ist die total zerstörte Strecke zwischen Walporzheim und Ahrbrück nicht nur wiederhergestellt, sondern die gesamte Trasse bis Remagen auch elektrifiziert worden. Schon am Freitag, 12. Dezember, wird das Ereignis groß gefeiert: mit einem kostenlosen Pendelverkehr der Bahn von 16:22 bis 20:13 Uhr zwischen Dernau und Ahrbrück. Der Bedeutung entsprechend haben sich Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU), Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) und Bahn-Chefin Evelyn Palla angekündigt.

„Wir haben diesem Moment entgegengefiebert. Die Bahn ist für uns nicht nur eine Verkehrsverbindung, sondern ein Stück Lebensqualität und ein Schlüssel für den Neustart“, sagt Andreas Lambeck, Geschäftsführer des Ahrtal-Tourismus.

Hotelier Christian Lindner, zugleich Vorsitzender des Ahrtal-Tourismus, spricht von einem „Moment, der uns persönlich berührt“. „Seit der Flut fehlte diese Lebensader unserer Region. Für viele von uns ist die Rückkehr der Bahn ein Zeichen, dass nach all den schweren Jahren wieder ein Stück Alltag, Vertrauen und Zukunft ankommt“, sagte Lindner auf Anfrage der Rundschau.

Rückkehr der Ahrtalbahn: Tourismusbranche erleichtert

Für ihn als Hotelier bedeute diese Verbindung eine große Erleichterung: „Unsere Gäste können uns endlich wieder unkompliziert erreichen, und der Tourismus bekommt neuen Halt. Doch noch wichtiger ist, was dieser Schritt für uns Bürgerinnen und Bürger bedeutet. Er zeigt uns, dass unser gemeinsamer Weg des Wiederaufbaus Wirkung zeigt – spürbar, sichtbar, hoffnungsvoll.“

Andreas Carnott, Inhaber des Hotel-Restaurants Ruland in Altenahr, freut sich ebenfalls wieder auf ein weiteres Stück Rückkehr zur Normalität. Viele seiner Hotelgäste haben die Bahn vermisst und der Schienenersatzverkehr sei da nicht wirklich eine Alternative gewesen.

Schon ein Jahr nach der Flutkatastrophe habe er sein Hotel wiedereröffnen können und war positiv überrascht, wie schnell die Gäste wiedergekommen sind, sagte er der Rundschau. Allerdings hätten einige Stammgäste zunehmend die Geduld mit dem sich hinziehenden Wiederaufbau verloren. „Gerade die Goldenager kommen zu Ostern oder Pfingsten zum Radfahren oder Wandern zu uns, aber da hapert es immer noch. Vor allem der Ahrradweg fehlt“, bedauert Carnott. Dennoch erwartet der Hotelier durch die Bahn neue wirtschaftliche Zugkraft. „Die Ahr steht bei vielen Tagesgästen für die schönen Dinge des Lebens. Essen und Trinken. Da nimmt man doch gerne die Bahn, um auch ein Glas Wein trinken zu können“, sagt Carnott.

Ab Sonntag verkehren zwei Regionalbahnlinien auf der Ahrstrecke, die RB30 und RB32. Letztere verkehrt zunächst – die Bahn rechnet bis Frühjahr 2026 – nur bis Altenahr, von dort müssen Fahrgäste in Richtung Ahrbrück in den Bus 840 umsteigen. Grund ist, dass im Bereich Heimersheim noch das zweite Gleis fehlt, weil dort noch eine Stützwand zur Hochwasservorsorge errichtet werden muss, deshalb ist auch der angestrebte 20-Minuten-Takt noch nicht möglich.