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Corona-Chaos in Bad HonnefTestlauf zur Impfung beim Hausarzt abgesagt

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Impfung Spritze Fläschchen

Symbolbild

Bad Honnef – Corona-Chaos in Bad Honnef: Ein Testlauf zur Impfung von 400 Senioren gegen Covid-19 in einer Hausarztpraxis musste am Donnerstag überraschend abgesagt werden. Den Medizinern wurde kurzfristig mitgeteilt, es fehle der Impfstoff. Die Verantwortung für das Debakel wiesen offizielle Stellen am Donnerstag von sich.

Zuvor hatte die Praxis von Klaus Weckbecker und Rolf Straub eine Anfrage vom Gesundheitsamt des Rhein-Sieg-Kreises erhalten. „Wir sollten klären, ob wir in einem Pilotprojekt Patienten in unserer Praxis gegen Covid-19 impfen könnten“, erinnert sich Mediziner Straub. Das Team habe kurz über die organisatorische Herausforderung diskutiert und dann zugesagt. „Bei den Impfungen zählt jeder Tag, das hat uns alle stark motiviert“ sagt Straub.

400 Patienten eingeladen

Telefonisch haben die Hausärzte daraufhin 400 Patienten eingeladen, alle älter als 80 Jahre. Jeder musste die notwendigen Formulare erhalten und unterschreiben. Vor der Praxis an der Bad Honnefer Hauptstraße bildeten sich zum Teil Warteschlangen. Schon am Freitag sollten die ersten Bad Honnefer Senioren vor Ort geimpft werden.

Doch so schnell die Möglichkeit eröffnet wurde, so schnell war das Projekt auch schon gescheitert. „Am Mittwochnachmittag kam völlig überraschend der Anruf vom Gesundheitsamt, dass die Impfungen nicht stattfinden können“, sagt Straub. Am Donnerstag stand das Praxis-Team daher vor einer undankbaren Aufgabe: Allen 400 Patienten mussten die fest terminierten Impfungen wieder abgesagt werden.

Der Rhein-Sieg-Kreis sieht sich dabei nicht in der Verantwortung. „Seitens des Rhein-Sieg-Kreises und der Kassenärztlichen Vereinigung wurde in den Gesprächen darauf hingewiesen, dass es sich um erste Überlegungen handelte und eine derartige Pilotphase erst im Laufe der Monate März oder April zur Umsetzung kommen könnte“, teilte eine Sprecherin auf Anfrage unserer Zeitung mit. Eine Verabredung zu einem bestimmten Termin in dieser Woche habe es zu keinem Zeitpunkt gegeben. „Aufgefallen ist das offensichtlich bei Prof. Weckbecker vorliegende Missverständnis erst, als seitens seiner Praxis Anfang der Woche große Mengen des Impfstoffs angefordert wurden.“

Diesen Vorwurf weisen Weckbecker und Straub deutlich zurück, und auch ein Mailverkehr zwischen den Ärzten, Gesundheitsamt und einer Vertreterin der Kassenärztlichen Vereinigung, der unserer Zeitung vorliegt, zeichnet ein anderes Bild. Hier werden die Mediziner nach Aufstellung eines detaillierten Impfplans mit Nennung von Daten und benötigten Mengen noch am Mittwochmittag für die „hervorragende Organisation“ gelobt. Davon, dass der Impfstoff nicht verfügbar sei, ist zunächst keine Rede.

„Missverständnis“ aufseiten der Honnefer Ärzte

 Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein in Düsseldorf hat sich auf Anfrage nicht zu dem Sachverhalt geäußert. Ihre Vertreterin im Kreis, die Hennefer Ärztin Jacqueline Hiepler, verweist wie der Kreis auf ein „Missverständnis“ aufseiten der Honnefer Ärzte. Die Entscheidung über die Zuteilung von Impfstoffen liege zudem am Ende bei Landrat Sebastian Schuster und nicht bei der KV. Viele Senioren sind enttäuscht und aufgebracht. Für einige hat der Zickzackkurs erhebliche Folgen. Die Bad Honneferin Ingrid Völker ist 89 Jahre alt und lebt in ihrer Wohnung. Über die Möglichkeit, sich direkt in der Nachbarschaft beim Hausarzt impfen zu lassen, habe sie sich „wahnsinnig gefreut“, sagt die alte Dame. Umso größer war die Enttäuschung über die plötzliche Absage. „Wie kann man so mit uns älteren Menschen umgehen?“, fragt sie. Ihren Termin im Sankt Augustiner Impfzentrum hat die Senioren in Vertrauen auf die neue Gelegenheit abgesagt. „Eigentlich wäre ich am 14. März an der Reihe gewesen.“ Jetzt habe man ihr gesagt, es gebe derzeit keine neuen Termine.

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Im Düsseldorfer Gesundheitsministerium zeigte man sich am Donnerstag verwundert. Von einem Pilotprojekt zur Impfung in Hausarztpraxen sei „nichts bekannt“, so Sprecher Axel Birkenkämper. Zumindest für die betroffenen Senioren, die im Vertrauen auf eine Impfung beim Hausarzt ihren Termin im Impfzentrum abgesagt haben, zeichnet sich eine Lösung ab. „Wenn ein Schaden entstanden ist, werden wir das wieder gutmachen“, so KV-Vertreterin Hiepler.