„Die Bahnsteige kommen, Punkt!“Doch Güterverkehr auf der Linie 16?

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Die Haltestellen in Hersel, Uedorf und Widdig müssen so schnell wie möglich umgebaut werden, fordert der Bornheimer Bürgermeister. (Archivfoto)

Die Haltestellen in Hersel, Uedorf und Widdig müssen so schnell wie möglich umgebaut werden, fordert der Bornheimer Bürgermeister. (Archivfoto)

Bornheim – Ist der barrierefreie Ausbau der Haltestellen an der Stadtbahnlinie 16 bei gleichzeitigem Güterverkehr auf der Strecke machbar? Diese Frage als Teil einer Machbarkeitsstudie, die die Häfen- und Güterverkehr Köln GmbH (HGK) in Auftrag gegeben hat, erzürnte zuerst die Wesselinger CDU-Ratsfraktion und jetzt auch den Bornheimer Bürgermeister Wolfgang Henseler (SPD).

Seit einem Jahrzehnt gehe es um vier barrierefrei auszubauende Haltestellen in Urfeld und den Bornheimer Rheinorten, ärgert sich Henseler, und immer wieder „führt uns die HGK an der Nase herum, die Hinhaltetaktik ist eine Unverschämtheit!“ Dagegen wehrt sich HGK-Sprecher Christian Lorenz: „Die Bahnsteige kommen. Punkt.“

Verkehrskollaps im Fokus

Dabei geht es nicht nur um die notwendige Barrierefreiheit, sondern auch um einen immer wahrscheinlicheren Verkehrskollaps. Wolfgang Henseler: „Wenn die HGK jetzt prüft, wie Güterverkehr auf der Strecke zwischen Wesseling und der Bonner Stadtgrenze bei einem gleichzeitigen barrierefreien Ausbau der Haltestellen möglich ist, dann kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, wie das an der Kreuzung L 300/L 118 realisiert werden kann. Schon heute ist die Kreuzung mehr als ausgelastet, dann noch zusätzlich Güterverkehr auf die Strecke geht überhaupt nicht!“

Interessant wird der Gedanke ja auch, wenn man bedenkt, dass Vertreter des Rhein-Sieg-Kreises und der Stadt Bonn im Mai 2017 im Stadtentwicklungsausschuss in Bornheim Ideen vorgetragen haben, einen Zehn-Minuten-Takt für die Linie 16 zwischen Köln-Sürth und Bonn-Tannenbusch einzuführen, um überfüllte Waggons während der Spitzenzeiten morgens, mittags und abends zu vermeiden. Das verschärfe die heute schon prekäre Situation an der Kreuzung Elbestraße in Hersel zusätzlich.

Henseler ist auch erbost darüber, dass von der HGK „immer wieder häppchenweise neue Überlegungen in den Raum geworfen werden, ohne dass wir konkret beteiligt werden. Die nun geplante Doppelnutzung führt zu unnötig horrenden Kosten beim barrierefreien Ausbau der Haltestellen, der dringend erforderlich ist.“ Und weiter: „Der Ausbau der Haltestellen in Hersel, Uedorf und Widdig muss so schnell wie möglich erfolgen. Dazu brauchen wir endlich eine konkrete Zeit- und Maßnahmen-Planung – und zwar ohne dass die Stadt dabei den Güterverkehr auf der Linie 16 mit horrenden Summen subventioniert.“ Dies betreffe im Übrigen auch die Nachbarstadt Wesseling. Deswegen sei Bürgermeister Wolfgang Henseler bereits im Kontakt mit seinem Amtskollegen Erwin Esser. „Wir stimmen uns derzeit zu diesem Thema und der weiteren Vorgehensweise miteinander ab, positionieren uns gemeinsam und verfolgen die Angelegenheit mit Nachdruck!“, so Henseler.

Es wird auf Expertise gewartet

Derweil verweist die HGK auf ihre Verpflichtung, die Bahnsteige barrierefrei auszubauen, und werde dies auch tun. Sobald die Expertise vorliege, werde weiter geplant.

Nach Rundschau-Informationen gibt es für den Sinneswandel bei der HGK beim Güterverkehr einen guten Grund: Die Logistikholding, die schon mehrfach geäußert hatte, gar kein Interesse mehr am Güterverkehr zu haben, könnte in naher Zukunft gebeten werden, der Deutschen Bahn zur Seite zu springen. Dann nämlich, wenn die DB ihr eigenes Netz in NRW ausbaut und es in dieser Zeit massive Engpässe geben könnte – auch beim Güterverkehr. Die Strecke der Linie 16 zwischen Bonn und Köln könnte dann eine Ausweichstrecke sein. Dann würde es in Hersel richtig eng.

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