Amtsgericht BonnAngeblicher Diplomat prellt Bornheimer Büdchenbesitzer

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Das Amtsgericht in Bonn 

Bornheim – Eines Tages stand er da, in einem Büdchen in Bornheim, wie eine Gestalt aus einem Märchen: Der Schwarzafrikaner, exquisit gekleidet, gab sich als Diplomat aus, der derzeit in Brüssel und Berlin für die kongolesische Botschaft arbeite. Höflich und formvollendet erkundigte sich der Fremde, der Versace-Ringe und eine stylische Sportbrille trug, ob der Kioskbesitzer sein kleines Geschäft verkaufen würde. Der Mann schluckte und bat um Bedenkzeit, die ihm von dem Afrikaner selbstverständlich gewährt wurde.

Kongolese nannte sich Bongo

Fünfmal erschien der elegante Kongolese, der sich Bongo nannte, im Kiosk, um Vertrauen zu erobern und die ungewöhnlichen Kaufverhandlungen zu führen. Am Ende war klar: Der vermeintliche Diplomat war ein ausgebuffter Betrüger, der laut Anklage den Kioskbetreiber mit dem sogenannten Wash-Wash-Trick um 10.000 Euro betrogen haben soll. Demnächst muss sich der 45-jährige Kameruner wegen Betrugs vor einer Strafrichterin verantworten, wie Amtsgerichtsdirektor Fabian Krapoth am Mittwoch auf Anfrage mitteilte.

Denn als der Bornheimer Büdchenbesitzer bereit war, sein Geschäft für 40.000 Euro abzugeben, flunkerte ihm Bongo vor, er könne nur in bar zahlen, da er als Angehöriger des diplomatischen Dienstes das Geld nicht überweisen dürfe. Bei einem der vielen Besuche führte der eloquente Mann dem erstaunten Bornheimer noch einen Zaubertrick vor: Aus der Tasche zog er zwei verdreckte 50-Euro-Scheine, legte einen sauberen Fünfziger dazwischen, begoss den gepressten Stapel mit drei Tinkturen –  und alle Scheine waren sauber.

Kioskbetreiber gab 10.000 Euro

Damit war der große Betrugs-Deal, der nun am 21. September 2020 folgte, perfekt vorbereitet: Denn der Kioskbetreiber, von der magischen Waschung  beeindruckt, gab ohne zu Zögern 10.000 Euro (in 50-Euro-Scheinen) bereitwillig in eine Tüte mit den 30.000 Euro, die der Kameruner für den vermeintlichen Kioskkauf mitgebracht hatte: Sämtliche Scheine jedoch, die aus der Schweiz stammen sollten, waren verdreckt, angeblich, so Bongo, aus Sicherheitsgründen.

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Zum Gelingen der wundersamen Verwandlung wurde alles noch in einen Müllbeutel gesteckt, dieser wiederum in einen schwarzen Kanister; dann gab es noch Zauberpülverchen und Essenzen dazu. Zu guter Letzt sollte der Kioskmann noch Wasser kochen, womit der ganze Zauber begossen werden sollte. Genau  diesen Moment nutzte der feine Herr, um unbemerkt die 10.000 Euro aus dem Kanister zu fischen und unterm Hemd zu verstecken.

Drei Stunden sollte der Bornheimer nun warten – solange dauere die Reinwaschung –, bis er den Kanister öffnen durfte: Was er fand, war nur schwarzes, verklumptes Papier: Bongo war mit seinem Geld über alle Berge,  und das Handy des Mannes von da an tot.

Identifiziert werden konnte der 45-Jährige später durch eine Lichtbildvorlage. Auch hatte Bongo an einem Kaffeebecher im Büdchen eine genetische Spur hinter lassen. 

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