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Degen, Handtücher und KaffeeDr. Maren Pachutani als Ärztin bei Olympia dabei

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Bonn – Als Dr. Maren Pachutani noch Maren Thiel hieß und zu den besten Modernen Fünfkämpferinnen in Deutschland gehörte, hatte sie keine Chance. Der Traum eines jeden Sportlers von der Teilnahme an Olympischen Spielen musste für sie immer ein Traum bleiben. Der einfache Grund: Zu aktiven Zeiten der heute 37 Jahre alten Bonnerin war der Moderne Fünfkampf für Frauen noch nicht olympisch.

So gesehen beendete Maren Pachutani ihre Karriere bei den SSF Bonn vier Jahre zu früh. Das war 1996 und Pachutani gerade 21 Jahre jung. Der Pentahlon der Frauen fand seine Aufnahme in das Olympische Programm aber erst mit den Spielen 2000 in Sydney. Aber, was nicht war, kann ja noch werden. 16 Jahre nach dem Ende ihrer Laufbahn fährt Maren Pachutani nun am 26. Juli doch noch zu Olympischen Spielen – nach London. Sie wohnt mittendrin im Geschehen im Olympischen Dorf und betreut als Ärztin die Nationalmannschaften im Fechten und im Modernen Fünfkampf. „Für mich ist das eine Art sportmedizinischer Ritterschlag, eine große Ehre“, freut sich die gebürtige Bonnerin, die seit 2004 als Orthopädin und Unfallchirurgin am Gemeinschaftskrankenhaus Bonn tätig ist.

Warum gerade sie als eine von nur zwei Frauen die „Olympianorm“ für das 23 Mediziner umfassende deutsche Ärzteteam für Deutschland erfüllt hat, kann sie nur vermuten: „Ich bin seit vier Jahren Verbandsärztin Moderner Fünfkampf, die Bundestrainerin Kim Raisner war früher in meinem Team, ich bin engagiert und kenne mich aus“, sucht die Sportmedizinerin nach Gründen. Außerdem sei sie jemand, der gut anpacken kann: „Bei meinem bisherigen Einsätzen als Verbandsärztin im Fünfkampf habe ich mehr Degen zusammengeschraubt als Sportler behandelt.“

Und überhaupt sei es ja am besten, wenn sie nur am Rand sitzen würde, mit den Sportlern mitfiebert, sie anfeuert, hilft und hofft, dass nichts passiert. „Ich habe nichts dagegen, die ganze Zeit Kaffee zu holen und Handtücher nass zu machen, wenn die Athleten nur gesund bleiben“, sagt die ehrenamtlich tätigte Pachutani. Entscheidend ist auch die Tatsache, dass ihr Arbeitgeber sie für die Zeit der Spiele komplett freistellt. „Ohne diese Unterstützung ginge es natürlich nicht“, freut sich Pachutani.

Also müssen ihre 21 Monate alte Tochter Nike und ihr persischer Ehemann, der als Arzt in Bad Neuenahr arbeitet, erst einmal auf Maren Pachutani verzichten. Zwischen den Fechtwettbewerben und dem Modernen Fünfkampf reist die 37-Jährige allerdings für vier Tage nach Hause. „Sonst würde es zu lange für die Familie werden“, begründet sie.

Und worauf freut sie sich bei Olympia? „Auf alles. Ich hoffe, dass ich bei der Eröffnungsfeier mit ins Stadion einmarschieren und nach den Spielen mit den Athleten auf der MS Deutschland zurückfahren darf. Da muss man als Medizinerin hoffen, dass genügend Sportler verzichten, um nachrutschen zu können“, erklärt die Olympiateilnehmerin 2012.