Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

SiebengebirgeForstexperte Stephan Schütte soll Chef des Verschönerungsvereins werden

3 min
Ein bunter Regenbogen zieht sich über eine dicht bewaldete Bergkuppe.

Der Oelberg im Siebengebirge mit einem Regenbogen: dem VVS gehört der Berg, einschließlich des Gasthauses auf dem Gipfel.

Stephan Schütte soll Vorsitzender des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge werden. Der VVS ist kein Allerweltsverein, sondern eine einflussreiche Größe.

Ein ausgewiesener Fachmann soll den Vorsitz des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS) übernehmen: Stephan Schütte, bis Ende Oktober vorigen Jahres Leiter des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft, soll die Nachfolge von Hans Peter Lindlar antreten und stellt sich bei der nächsten Mitgliederversammlung zur Wahl. Das erfuhr die Redaktion dieser Zeitung. Schütte selbst wollte sich auf Anfrage zunächst nicht äußern und verwies auf eine Pressekonferenz in der nächsten Woche.

Der ehemalige Landtagsabgeordnete und Regierungspräsident Hans Peter Lindlar war im April 2012 als Nachfolger von Alt-Bürgermeister Herbert Krämer zum Vorsitzenden des Traditionsvereins gewählt worden. Er und sein Stellvertreter Gerhard Müller wollen jetzt aufhören und suchten seit Längerem ein neues Führungsteam.

Verschönerungsverein besitzt 850 Hektar Wald im Naturschutzgebiet

Stephan Schütte studierte Forstwirtschaft in Göttingen und Freiburg. Nach einem Referendariat im Forstamt Siegburg ging er zur Höheren Forstbehörde Rheinland in Bonn. Sechs Jahre war er danach stellvertretender Leiter des Forstamtes Königsforst, das 1995 im neuen Forstamt Bonn aufging.

Schütte übernahm als stellvertretender Amtsleiter die Betreuung der Wälder zwischen Wachtberg und Dormagen. Bei der nächsten großen Neuorganisation, bei der 2008 die Zahl der Forstämter von 35 auf 16 verkleinert wurde und das neue Großforstamt Rhein-Sieg-Erft in Eitorf entstand, übernahm er die Leitung des Fachgebietes Staatswald mit einer Fläche von 22.000 Hektar.

Ein Mann auf einer Lichtung mit neu gepflanzten Wildobstbäumen.

Bewirbt sich als VVS-Vorsitzender: Forstexperte Stephan Schütte.

Das umfasst das Siebengebirge, die Wälder auf Nutscheid und Leuscheid, den Kottenforst und den Königsforst ebenso wie die Villewälder und den Knechtstedener Wald. Vier Jahre leitete er das gesamte Regionalforstamt mit seinen insgesamt 60.000 Hektar Wald.

Der Verschönerungsverein für das Siebengebirge ist kein Allerweltsverein. Er ist als einer der großen Waldeigentümer im Naturschutzgebiet Siebengebirge eine einflussreiche Größe. Dem VVS gehören 850 Hektar Wald im Naturschutzgebiet, etwa 530 Hektar davon hat er dem Land NRW überlassen, das auf den Flächen „Wildnis-Gebiete“ ausgewiesen hat.

Dort wird die Natur sich selbst überlassen, die Bewirtschaftung wurde eingestellt. Dem VVS gehören unter anderem der Oelberg einschließlich des Gasthauses auf dem Gipfel, das Forsthaus am Lohrberg, wo er seine Geschäftsstelle hat, oder auch der Kutschenweg hoch zum Drachenfels.

Der Verschönerungsverein für das Siebengebirge wurde 1870 im Bonner Hotel „Goldener Stern“ gegründet. Das Siebengebirge war seinerzeit durch zahlreiche Steinbrüche akut bedroht. Ziel des Vereins war die Erhaltung der Landschaft und ihre Erschließung zur Erholung für die Menschen. Im Laufe der Jahre betrieb er Naturschutz durch Kauf und erwarb Flächen im Siebengebirge.

„Es gab zum damaligen Zeitpunkt keine Naturschutzgesetze“, hat Lindlar einmal im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt. „Wenn man also Steinbruchtätigkeiten zum Erliegen bringen wollte, dann ging das nur über den Aufkauf der Grundstücke. Der Verein hat das damals schon so gemacht wie heute zum Teil Umweltverbände.“

Ein Mann in olivgrüner Jacke.

Seit 2012 VVS-Vorsitzender: Hans Peter Lindlar.

Von 1958 bis 2018 war der VVS ehrenamtlich Träger des Naturparks Siebengebirge, bevor er diese Aufgabe an den Rhein-Sieg-Kreis und damit an hauptamtliche Kräfte abgab. Anlässlich seiner Pensionierung zum 1. November vorigen Jahres erklärte der damals 66-jährige Stephan Schütte mit Blick auf die massiven Waldschäden unter anderem durch den Borkenkäfer, die Sicherung der Waldfunktionen für die nächsten Generationen müsse die Hauptaufgabe des Forstamtes in den nächsten 30 bis 40 Jahren sein. Dazu müssten auch private Waldbesitzer, die oft durch erhebliche Vermögensschäden frustriert seien, motiviert und betreut werden.