Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Ausstellung im EuropaparlamentSwisttaler Gruppe nutzt Betroffenheit für den Katastrophenschutz

3 min
Der ostbelgische Abgeordnete Pascal Arimont spricht bei der Eröffnung der Ausstellung "Flut – Juli 2021. Eine Katastrophe im Herzen von Europa" im Europaparlament im Kreis von Roberta Metsola (v.l.), Ralph Orth, Klaus Jansen und  Nick Falkner

Der ostbelgische Abgeordnete Pascal Arimont spricht bei der Eröffnung der Ausstellung „Flut – Juli 2021. Eine Katastrophe im Herzen von Europa“ im Europaparlament im Kreis von Roberta Metsola (v.l.), Ralph Orth, Klaus Jansen und Nick Falkner

Betroffenheit kann der Motor sein, sich für kommende Katastrophen besser zu rüsten. Klaus Jansen aus Odendorf nutzte im Europaparlament die von ihm initiierte Ausstellung zur Flut 2021 zur Mahnung.

Johanna Orth war 22 Jahre alt, als die Ahr ihr im Sommer 2021 das Leben nahm. Ein Foto, das die junge Konditormeisterin aus Bad Neuenahr-Ahrweiler zeigt, stand diese Woche im Europaparlament neben Bildern anderer Opfer und einer Kerze auf einem blauen Samttuch. Blau wie Wasser unter klarem Himmel. Wenn die Flut in jener Nacht zum 15. Juli 2021 nicht braun gewesen wäre – voller Treibstoff, Fäkalien und Schlamm. Und nach tagelangem Regen so hoch und schnell, wie sie noch kein Lebender im Ahrtal erlebt hatte.

Bilder von Opfern der Flut 2021 (l. Johanna Ort aus Bad Neuenahr, r. Katharina Kraatz aus Barweiler)

Bilder von Opfern der Flut 2021 (l. Johanna Orth aus Bad Neuenahr, r. Katharina Kraatz aus Barweiler)

Zerstörte Bauwerke, schlammbedeckte Helfer, erschöpfte Menschen sind an den Stellwänden mit Fotografien und Gemälden zu sehen, zu ihren Füßen ein Saum schwarzer Kreuze – für jeden der mehr als 220 Toten an der Ahr, der Swist, der wallonischen Weser und anderen Gewässern eines. Die Bilder, Kunstwerke und Reden zur Ausstellung „Flut – Juli 2021. Eine Katastrophe im Herzen von Europa“ im Brüsseler Parlamentsgebäude rührten zu Tränen, fördern mit den auf einem Bildschirm angezeigten Namen von Toten das Gedenken – und hoffentlich das Nachdenken.

EU-Abgeordneter plädiert für verbesserten Katastrophenschutz

Der ostbelgische EU-Abgeordnete Pascal Arimont wünschte sich als Schirmherr bei der Ausstellungseröffnung: „dass Menschen, die Opfer einer solchen Katastrophe werden, besser informiert sind. Diese Katastrophen werden häufiger sein, das sagen uns alle Experten. Also muss jeder eigentlich besser darüber informiert werden, was er zu tun hat, wenn eine solche Katastrophe eintritt.“ Dass die Ausstellung mit Opfern bekannt mache, habe einen Sinn: „Diese Emotionalität, diese Tränen helfen uns dabei, zu sensibilisieren.“

Klaus Jansen vom Team Gedenken aus Odendorf hatte nicht nur die Ausstellung initiiert, sondern auch den Schirmherrn gefunden. Mithilfe des Grenz-Echos in Eupen, der einzigen deutschsprachigen Tageszeitung aus Belgien, war er auf Arimont gestoßen, der nicht nur politisch im Bereich der mehr als 30 Flutopfer in Belgien zuständig ist, sondern auch dem Ausschuss für Krisenmanagement und Katastrophenschutz der EU angehört. Die Ausstellung war für Jansen auch die Gelegenheit, seine Vision von einem EU-weiten Katastrophentag zu verbreiten, der stets um den 13. Oktober stattfinden könne und Anlass für eine jährliche Bestandsaufnahme bei der Vorbeugung dienen könne. Ein internationaler Vergleich, so Jansen im Belgischen Rundfunk, helfe doch allen Beteiligten, besser zu werden.

Alanus Hochschule und Dennis Josef Meseg beteiligt

Künstler, Helfer und auch Angehörige von Opfern beteiligten sich an der Ausstellung. So war die Alanus Hochschule in Alfter mit kreativen Wegen zur Heilung nach der Flut und zur Resilienzförderung beteiligt, einem wissenschaftlichen Therapieprojekt namens KreARTiv. Der aus Bornheim stammende und in Wesseling tätige Künstler Dennis Josef Meseg zeigte seine Bronzeskulptur „Hope“.

Die Bronzeskulptur „Hope“ von Dennis Josef Meseg zwischen  Gemälden, Plakaten, Fotos und einem Saum aus schwarzen Kreuzen für jedes Opfer

Die Bronzeskulptur „Hope“ von Dennis Josef Meseg zwischen  Gemälden, Plakaten, Fotos und einem Saum aus schwarzen Kreuzen für jedes Opfer

Bei der Eröffnung waren auch Nick Falkner von der Stiftung Ahrtal und Ralph Orth dabei, der Vater von Johanna. Sein Verlangen nach Gerechtigkeit in der Verfolgung von Schuldigen für den Tod seiner Tochter ist eine der Triebfedern dafür. Er wird nie die Stimme von Johanna vergessen, als sie ihn in der Flutnacht gegen 0.30 Uhr anrief und in Panik am Telefon vom Wasser berichtete, das in ihre Wohnung eindrang.

Pascal Arimont sog die Trauer, Wut und Ohnmacht auf, den Anblick zerstörter Lebensräume und die Berichte zu geplatzten Lebensträumen. „Es ist nach wie vor schwer zu akzeptieren, dass mit all den technischen Möglichkeiten unserer heutigen Gesellschaft Informationen nicht bei den Menschen ankommen oder sie nicht frühzeitig gewarnt werden, um sich in Sicherheit zu bringen“, resümierte der Abgeordnete: „Die Einladung der Opfer, Katastrophenschutz besser zu machen, müssen wir annehmen und auf allen Ebenen daran arbeiten. Johanna und alle anderen Opfer verdienen dies.“