Zukunft des Bonner TheatersKammerspiele bleiben, Pantheon zieht um

Lesezeit 4 Minuten
Der 50er-Jahre-Bau der Kammerspiele in Bad Godesberg mit 473 Plätzen beherbergt die Schauspielbühne des Dreispartenhauses Theater Bonn mit eigenem Ensemble.

Der 50er-Jahre-Bau der Kammerspiele in Bad Godesberg mit 473 Plätzen beherbergt die Schauspielbühne des Dreispartenhauses Theater Bonn mit eigenem Ensemble.

Bonn – Die Kammerspiele bleiben als Spielstätte des Bonner Theaters in Bad Godesberg, dafür gibt Generalintendant Bernhard Helmich die Halle Beuel auf und macht dort Platz für das Pantheon. Darauf haben sich die Jamaika-Koalition und die Stadtverwaltung verständigt. Auch Helmich hat die Beratungsvorlage für den Kulturausschuss (tagt am 22.Dezember) abgezeichnet; damit dürften die Weichen für die Zukunft des Bonner Theaters gestellt sein.

Das Pantheon am Bundeskanzlerplatz, jahrzehntelange Heimat von Fritz Litzmann und Hermann Schwaderlappen und eine der renommiertesten deutschen Kabaretthäuser, muss ausziehen, weil das Bonn-Center abgerissen und neu gebaut wird. Dort im Untergeschoss befinden sich die Bühnen von Pantheon und Pantheon-Casino. Hausherr Rainer Pause wäre gerne in das Studio der Beethovenhalle gezogen und machte vage Andeutungen, er könne auch nach Berlin gehen, als ihm die Mehrzweckhalle verweigert wurde. Die soll ab dem Oktober kommenden Jahres saniert und Spielort der Beethovenpflege werden. Die FDP schlug in der Standortdiskussion das Studentenheim am Erzberger Ufer vor; das aber soll zum Flüchtlingsheim umgebaut werden.

Dann kam die Halle Beuel ins Spiel. Das war eine listige Volte des Generalintendanten, der sie nur hergeben wollte, wenn ihm die Stadt eine Art Dispens von ihren strengen Sparvorgaben erlässt, Der Generalintendant muss als seinen Beitrag für die Haushaltskonsolidierung bis 2018 jährlich 3,5 Millionen Euro aufbringen. Bis auf 0,6 Millionen Euro hat er diesen Auftrag erfüllt, vor allem durch Personalreduzierungen. Ab 2021 soll der Intendant wiederum auf 3,5 Millionen Euro in seinem Budget verzichten. In dieser Gemengelage saßen sich also alle drei Seiten gegenüber: Kulturverwaltung , Bühnenchef und die Koalition aus CDU, FDP und Grünen. Am Ende der Diskussion verkündeten gestern die Fraktionsvorsitzenden und -sprecher Klaus-Peter Gilles (CDU), Werner Hümmrich (FDP) und Brigitta Poppe (Grüne) „die positive Nachricht“.

Erste Premiere im November 2016

Danach erhalten Oper und Kammerspiele eine Bestandsgarantie auch über 2018, dem Ende der Amtszeit Helmichs, hinaus. Die Halle Beuel wird nach den Vorstellungen des Pantheon umgebaut – die Rede ist von Kosten von über 1 Million Euro –, so dass dort Platz geschaffen wird für 450 Plätze im Pantheon und 130 im Casino. Erste Premiere dort soll im November 2016 sein. Die Sanierung gibt die Stadt in Auftrag und finanziert sie vor, holt sich das Geld aber über Miete und Pacht wieder rein. Diese Lösung sei für die Stadt kostenneutral, betonten die Koalitionäre. Darauf müssen sie achten, nachdem die Bezirksregierung in dieser Woche in ihre Haushaltsgenehmigung geschrieben hatte, dass die Kulturausgaben zu hoch seien.

Bis Juni 2016 soll der Stadtrat nach den Vorstellungen der Mehrheitsfraktionen über notwendige Instandsetzungen für die Kammerspiele und die Oper Am Boeselagerhof – beide sind sanierungsbedürftig - beschließen. Die Planungen sollen schon jetzt beginnen, dafür stehen rund 1 Million Euro bereit.

Der Generalintendant wird im Beschlussvorschlag für den Kulturausschuss verpflichtet, weiter mit anderen Bühne bei Inszenierungen zusammenzuarbeiten, bei der Ausstattung billiger zu werden, die Einnahmen zu steigern – zur Spielzeit 2016/17 sollen die Eintrittspreise erhöht werden – und das Beethoven Orchester und das Theater unter dem Dach eines Eigenbetriebs zu packen. Dieser Passus stößt bei einigen Kulturpolitikern auf Skepsis; sie fürchten um die Eigenständigkeit des Orchesters und sehen einen Qualitätsverlust kommen .CDU-Fraktionsgeschäftsführer Georg Fenninger versucht die Kritiker zu beruhigen: Es sei nicht daran gedacht, dass sich der neue Generalmusikdirektor dem Generalintendanten unterordnen müsse, vielmehr solle das Orchester gestärkt werden, Gespart werden soll in dem Eigenbetrieb vor allem bei der Personalverwaltung.

Sparanstrengungen gelobt

Unterm Strich lässt sich aus Sicht der Stadtverwaltung nicht beziffern, wie viel Geld durch diese Operation weniger aus dem Kulturetat ausgegeben werden muss. Die Kulturkommission von Rat und Verwaltung schätzte 2011, durch die Aufgabe der Kammerspiele kämen bis 1,8 Millionen Euro rein. Mittlerweile ist diese Summe auf unter 1 Million Euro reduziert worden. Nun sollen die Kammerspiele bleiben, die 1 Million Euro stehen aber immer noch im Raum.

Die Verhandlungspartner einigten sich schließlich darauf, dass der Generalintendant die 3,5 Millionen Euro Sparvolumen nicht in voller Höhe erreichen muss, dann aber einen Deckungsvorschlag machen soll. Insgesamt lobte die CDU die Sparanstrengungen des Theaters.

Rundschau abonnieren