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Aus für Gerry WeberAuch Shops in der Region schließen

Lesezeit 3 Minuten
Eine ältere Dame geht an einer Filiale der Damenmode-Firma Gerry Weber in Düsseldorf vorbei. Das Unternehmen ist insolvent und schließt alle seine Filialen.

Eine ältere Dame geht an einer Filiale der Damenmode-Firma Gerry Weber in Düsseldorf vorbei. Das Unternehmen ist insolvent und schließt alle seine Filialen. 

Eine weitere bekannte Marke verschwindet aus den deutschen Innenstädten. Gerry Weber schließt alle Shops und Outlets.

Der insolvente Modehersteller Gerry Weber schließt alle seine Geschäfte, wie das Unternehmen in Halle/Westfalen am Freitag mitteilte. In der Region betreibt Gerry Weber laut seinem Internetauftritt noch Shops in Köln-Weiden, Brühl, Siegburg, Hennef und Bonn-Bad Godesberg sowie ein Outlet in Elsdorf. Insgesamt hatte Gerry Weber noch 40 Shops und Outlets in Deutschland sowie weitere Shops in anderen Staaten, die in den kommenden Monaten geschlossen werden.

Der vorläufige Gläubigerausschuss habe dem Übernahmekonzept der spanischen Modefirma Victrix zugestimmt, auch der vorläufige Sachwalter Lucas Flöther habe sein O. K. gegeben, hieß es weiter. Das Familienunternehmen übernimmt nach den Angaben die Marke. Der neue Markeneigentümer möchte die Gerry-Weber-Damenmode in Deutschland künftig über Handelspartner verkaufen, die auch andere Marken im Sortiment haben.

Modeunternehmen steckt schon lange in der Krise

Gerry Weber ist seit langem in der Krise. Sanierungsversuche in den Jahren 2019 und 2023 scheiterten, auch tiefe Einschnitte brachten nicht den erwünschten positiven Einspareffekt. 2023 schloss Gerry Weber 122 seiner 171 eigenen Läden und Outlets in Deutschland und strich dabei etwa 450 Stellen. Doch auch dieser radikale Schritt brachte offenbar nicht die Wende.

Die Marke soll erhalten bleiben. Die Spanier, deren Modemarke Punt Roma heißt, ziehen auch die Produktion an sich. Der Modehersteller Gerry Weber hingegen, der einst einem bekannten Tennisturnier in Halle/Westfalen als Sponsor seinen Namen gab, verschwindet. Ein Kaufpreis für die Marke wurde nicht genannt. Über die wirtschaftlichen Details der Vereinbarung sei Stillschweigen vereinbart worden, hieß es.

Deutsche Modebranche in schwerem Fahrwasser

„Gerry Weber passt perfekt zu unserer Kernmarke Punt Roma“, teilte das Victrix-Management mit. Es will damit die Position im gehobenen Mittelpreissegment ausbauen, vor allem in Mittel- und Osteuropa, wo Gerry Weber eine hohe Bekanntheit hat. Durch eine zügige Umstellung von Produktion und anderer Abläufe auf Victrix-Strukturen soll für den Handel und die Endkunden ein nahtloser Übergang sichergestellt werden.

Deutschlands Modebranche ist in schwerem Fahrwasser. Fünf Jahre nach dem Beginn des ersten Corona-Lockdowns kämpfen viele mittelständische Textil-, Schuh- und Lederwarenhändler immer noch um ihre Existenz, so der Handelsverband BTE Mitte März. Nach einer Umfrage sei die Hälfte der Unternehmen im abgelaufenen Jahr deutlich in den roten Zahlen gelandet. „Zu viele Unternehmen im Mode-, Schuh- und Lederwarenhandel haben in den letzten Jahren mit ihrem Geschäft kein Geld verdient, sondern leben von der Substanz“, erläutert BTE-Geschäftsführer Axel Augustin.

Umsätze stagnieren, Kosten steigen

Hauptgrund für die kritische Lage sind laut BTE stagnierende Umsätze bei gleichzeitig stark steigenden Kosten. Nach den zwei katastrophalen Corona-Jahren 2020/21 mit Rekord-Einbußen von durchschnittlich 30 Prozent habe der Umsatz in den Folgejahren zwar fast wieder das Niveau von 2019 erreicht. Im gleichen Zeitraum hätten sich aber die Kosten für Gehälter, Mieten und Energie um rund 20 Prozent verteuert. „Viele Geschäfte sind nur noch deshalb am Markt, weil die Inhaber vor allem in den Lockdown-Phasen Versicherungen und Rücklagen für ihren Ruhestand aufgelöst haben sowie Überbrückungshilfen des Staates erhielten“, berichtet Augustin.

Zuletzt hatten auch Unternehmen wie die Kaufhauskette Galeria sowie die Modehändler Esprit und Sinn Insolvenz angemeldet.