Alendorfer WacholderfestDas Flair der „Toskana der Eifel“
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Die Alphornbläser verbreiteten eine tolle Stimmung.
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Hellauf begeisterte Besucher ließen sich beim Wacholderfest in Alendorf vom Flair der „Toskana der Eifel“ verzaubern. Auch Prof. Dr. Wolfgang Schumacher machte aus seiner Begeisterung für die „ganz besondere, ästhetisch schöne Landschaft“ gegenüber den Teilnehmern an seiner fachkundigen Führung keinen Hehl – wobei ihn zusätzlich der Klang der Alphörner stark berührt hatte. Das ohnehin schon tolle Naturerlebnis erfuhr durch den besonderen Klang dieser bis zu vier Meter langen Blasinstrumente noch eine Steigerung.
Zu verdanken war das kleine Konzert am ersten Wacholderfest-Tag den drei „Original Eifeler Alphornissen“ und einem Alphorn blasenden Gast aus dem Schwarzwald.
Während Schumachers etwa zweistündiger Führung, die Besucher mit der speziellen Fauna und Flora am „Eierberg“ vertraut machte, wies der Professor auf das Entstehen des heutigen Landschaftsbilds und die artenreiche Pflanzen- und Tierwelt hin. Denn es ist keine ursprüngliche, sondern eine durch extensive Beweidung (vermutlich schon seit der Römerzeit) entstandene Landschaft.
Ausgedehnte Wacholderbestände, die größten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, deuten es an: Die Böden sind „ertragsarm“. Anspruchsvolle Getreidesorten oder Zuckerrüben gedeihen hier nicht. Dafür überzieht während der gesamten Vegetationsperiode ein artenreicher, bunter Blumenteppich den Kalkmagerrasen an Kalvarien-, Hämmers- und Eierberg. Allein 27 – allerdings jetzt schon verblühte – Orchideenarten kommen hier vor, dazu Kuhschelle, duftende Schlüsselblume, das bundesweit stark zurückgegangene Katzenpfötchen und das Gefleckte Ferkelkraut, informierte Schumacher. Während des drei Kilometer langen Weges konnte er Sumpfherzblatt und blühende Enzian-Vorkommen zeigen. Und den Bläuling, einen Schmetterling, der in sechs Arten anzutreffen ist.
Dass an den Hängen kein Wald entsteht, ist zum einen auf die in den 70er Jahren durchgeführte Entbuschung, zum anderen auf die heute regelmäßige Beweidung zurückzuführen. Und hier kommt der Alendorfer Schäfer Werner Kulling ins Spiel, dessen rund 700 Mutterschafe sich regelmäßig in Alendorf und Umgebung als „Rasenmäher“ betätigen. Sie halten Gräser und Kräuter kurz und lassen nur die Wacholder stehen.
Für den Erhalt setzten sich auch die Alendorfer Bürger ein, so Schumacher: „Alendorf ist etwas Besonderes.“ Mit seinen 260 Einwohnern stellt der Ort das alljährliche Wacholderfest – in diesem Jahr ums Alphornbläsertreffen ergänzt – auf die Beine.
An zwei Tagen gab es geführte Wanderungen, musikalische Unterhaltung, einen kleinen Markt (bei dem beispielsweise Thomas Paul aus Oberbettingen seine Fundstücke – Eifeler Fossilien und Vulkangestein – anbot) und eine schmackhafte Beköstigung der Gäste. Die wissen längst, dass die Eifeler Hausfrauen vorzüglich zu backen verstehen und dass man ihrer Wacholderfest-Spezialität, Kasseler mit Wacholderkraut und Püree, einfach nicht widerstehen kann.
Gestern verbreiteten die Alphörner eine besondere Stimmung – und das schon mit dem Weckruf pünktlich um 7 Uhr. Nach der Messe in dem mit heimischen Blumen geschmückten Festzelt schloss sich der Frühschoppen mit dem Waldorfer Musikverein ans. Die Böllerschützen aus Nettersheim eröffneten das „Dritte Internationale Eifeler Alphornbläsertreffen“, an dem auch Musiker aus Belgien und den Niederlanden teilnahmen. Zunächst konnten die Zuhörer ihren Einzelvorträgen lauschen. Das Treffen beschlossen am späteren Nachmittag alle rund 50 Alphornbläser gemeinsam.