Als Flüchtlingskind kam Mehdi Ghaffari nach Deutschland. Jetzt feiert sein erfolgreiches Unternehmen Jubiläum. Der Erlös geht an die DKMS.
FirmenjubiläumEin Münstereifeler aus Persien blickt auf einen ungewöhnlichen Lebensweg

Mehdi Ghaffari feiert das zehnjährige Bestehen seines Unternehmens „AutoSpezialisten“. Der Erlös des Festes kommt der DKMS zugute.
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Mehdi Ghaffari möchte, dass die Kunden seine Autowerkstatt mit einem Lächeln im Gesicht verlassen. Ein ambitioniertes Ziel angesichts der Rechnung, die ja höchstwahrscheinlich zu zahlen ist. Aber vermutlich macht seine herzliche, zugewandte Art selbst größere Summen weniger schmerzhaft.
Seit zehn Jahren leitet der 40-Jährige sein Unternehmen an der Kölner Straße in Bad Münstereifel. Mit zwei Standbeinen: Da sind einmal die „AutoSpezialisten“, zum anderen ist da die Motorradwelt Eifel. Mehdi Ghaffari führt durch die Werkstatt und den Showroom – stolz, aber auch dankbar. Und er erzählt von einem ungewöhnlichen Lebensweg.
Sieben Jahre war er alt, als seine Familie den Iran verlassen hat. Ghaffari nennt sein Geburtsland Persien, mit deutlicher Distanz zum heutigen Staat Iran. Und er sagt: „Ich bin viel mehr deutsch als persisch.“ Auf die Frage, wie es war, als kleiner Junge in einem fremden Land anzukommen, reagiert er emotional. „Wir haben es nicht leicht gehabt“, fasst er die Erfahrungen in Leipzig zusammen: „Das sind Narben, die man in sich trägt. Aber die haben mich auch zu dem gemacht, was ich heute bin.“ Nämlich zu einem erfolgreichen Geschäftsmann.
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Die Geschichte der Firma begann in einem Hinterhof in Erftstadt
Die Begeisterung für alles, was schnell ist und einen Motor hat, habe sich schon früh gezeigt. Als Kind habe er den Kampfflugzeugen hinterhergeschaut – nicht, weil es Kriegsgerät war, sondern weil es schnittige Maschinen waren. Eigentlich logisch, dass er eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker machte. Nachdem die Familie nach Köln gezogen war, wollte er neue Wege gehen, ließ sich zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit ausbilden. Doch er merkte bald, dass das nicht das Richtige war.
Ich bin viel mehr deutsch als persisch.
In einem Erftstädter Hinterhof fing die Erfolgsgeschichte des „AutoSpezialisten“ an, mit 5000 Euro Startkapital, wie Ghaffari sich erinnert. Vor zehn Jahren dann der Umzug nach Bad Münstereifel, in das ehemalige Autohaus Schmitz und Wissling.
Ein großer Schritt, der ihn viel Nerven gekostet habe: „Es war ein Weg mit Höhen und Tiefen, mit Existenzängsten und Tränen“, sagt der Unternehmer. Mittlerweile läuft nicht nur die Autowerkstatt, im Showroom stehen jede Menge chromblitzender Motorräder. Er sei inzwischen einer der größten Händler in Deutschland – mit Motorrädern, Quads und Rollern von 17 Marken.
Ghaffari, selbst ein Migrantenkind, will etwas zurückgeben
Schon mit 18 Jahren wurde er zum ersten Mal Vater. Ein Wunschkind, wie er sagt, dem zwei weitere Wunschkinder folgten. Mehdi Ghaffari ist ein Familienmensch. Seine Frau führt die Bücher im Unternehmen, der Plan ist, dass Tochter und Sohn es später übernehmen.
Ghaffari ist stolz auf das, was er geschafft hat, als Migrantenkind mit Hauptschulabschluss. Und er möchte etwas zurückgeben. „Wir haben viel, aber es gibt Kinder, die haben nicht mal eine warme Mahlzeit am Tag.“ Deshalb engagiert er sich auf vielen Feldern.
Nach der Flutkatastrophe engagierte er sich für Schule in Bad Münstereifel
Nach der Hochwasserkatastrophe hat er gemeinsam mit dem Rotary Club dafür gesorgt, dass das Mofa-Projekt der Realschule Bad Münstereifel wieder anlaufen konnte. In seiner Werkstatt wurden die beschädigten Mofas restauriert, die Jugendlichen machten fleißig mit. Mit langfristigen Folgen: Mittlerweile ist aus dem Projekt ein Mofa-Club entstanden, und der Unternehmer ist Vorsitzender des Fördervereins der Realschule.
Die „AutoSpezialisten“ arbeiten auch mit den Nordeifelwerkstätten (NEW) zusammen, junge Leute mit Behinderungen machen Praktika. Man müsse auch Menschen, die schlechte Noten oder keinen Schulabschluss haben, eine Chance geben, findet der Chef.
Es tut mir gut, Gutes zu tun.
Die Flut hatte auch die Werkstatt verwüstet und das Haus der Familie. Das sei ein Schicksalsschlag gewesen. Doch Ghaffari relativiert das schon wieder: Der Schaden sei nur materiell gewesen, andere hätten viel mehr gelitten, weil sie ihre Liebsten verloren hätten.
Vor vier Jahren ist er konvertiert. Er sei bekennender Christ, jesusgläubig, wie er sagt: „Das ist das, was mir Kraft gibt, mein Leben zu bestreiten.“ Im Glauben habe er seinen Frieden gefunden. Und eine weitere Motivation, sich um andere zu kümmern. „Es tut mir gut, Gutes zu tun“, formuliert der 40-Jährige schlicht. Deshalb will er auch beim Jubiläum Gutes tun.
Am Samstag, 24. Mai, wird ab 12 Uhr gefeiert, der Erlös geht komplett an die DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei). Ein DJ legt auf, der Sänger Jürgen Peter kommt ebenso wie Annemie Fußbroich. Vor allem für die Kinder hat sich das Team jede Menge einfallen lassen. Eingeladen sei jeder, der mithelfen wolle, Geld zu sammeln, damit krebskranken Menschen geholfen werde, sagt Mehdi Ghaffari.