Wacholderfest in AlendorfEin Stück Toskana in der Eifel

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Besonderheiten der Flora an den Wacholderhängen rund um Alendorf erklärte Dr. Karl-Heinz Linne von Berg.

Besonderheiten der Flora an den Wacholderhängen rund um Alendorf erklärte Dr. Karl-Heinz Linne von Berg.

Blankenheim-Alendorf – Alphornmusik, zünftige Speisen und geführte Wanderungen ins Schutzgebiet: Die 18. Auflage des Wacholderfestes in Alendorf bot die beliebte Mischung aus Unterhaltung sowie Natur- und Landschaftskunde.

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Mehr als 30 Teilnehmer waren bei der vom Kaller Biologen Dr. Karl-Heinz Line von Berg geführten Wanderung über zwei der markanten, mit Wacholder bestandenen Hänge, rund um Alendorf dabei: den Eierberg und den Kalvarienberg. Der größte Teil der Wanderfreunde auf der rund zweieinhalbstündigen Tour war zum ersten Mal dabei. Das ist wohl ein Hinweis darauf, dass sich die Touren unter fachkundiger Leitung wie auch das Wacholderfest selbst herumgesprochen haben.

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Expertenmeinungen und Ambiente punkten

Dazu zählte auch etwa der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC). Tourenplaner Artur Rumpel aus Köln war mit vier Zweiradfreunden zuerst mit der Bahn, dann auf dem Zweirad nach Alendorf gekommen. Rumpel schätzt die Erläuterungen des Experten auf der Wanderung, aber auch das Ambiente in Alendorf mit Blasmusik auf dem Festzeltplatz, wo am gestrigen Sonntag etwa die „Original Eifeler Alphornissen“ aufspielten.

Über die Ignoranz mancher Zeitgenossen im Bezug auf seinen Beruf ärgert sich Werner Kulling.

Über die Ignoranz mancher Zeitgenossen im Bezug auf seinen Beruf ärgert sich Werner Kulling.

Genauso beliebt ist das zünftige Mittagsmenü: Passend zum Anlass wurde etwa Kasseler mit Wacholderkraut und Püree angeboten.Die markanten, säulenartigen Bäume – manche nennen sie auch Sträucher – geben der Landschaft rund um Alendorf einen toskanaartigen Charakter. Die geernteten Beeren werden für Wacholderschnaps oder zum Würzen in der Küche verwendet. Und da die Alendorfer Vereine erkannt haben, dass sie rund um ihren Heimatort etwas Besonderes anzubieten haben, wurde das Wacholderfest, veranstaltet von der Feuerwehr und dem Musikverein, vor Jahren aus der Taufe gehoben.

Thema „Wolf“ ist allgegenwärtig

In diesem Jahr wurden die Naturfreunde auch zu Alendorfs Schäfer Werner Kulling geführt, der 700 Mutterschafe der Rasse Bentheimer Landschafe auf den Hängen weiden lässt. Für diese Kulturlandschaftspflege erhält er Zuschüsse, die für den Schäfer existenzsichernd sind. Kulling wird in diesen Wochen – da machte das Fest keine Ausnahme – immer wieder gefragt, wie er es mit der Rückkehr des Wolfes in der Eifel hält.

Was den Schafen nicht schmeckt

Zu Besonderheiten der Flora im Kalkmagerrasengebiet der Wacholderhänge wurden die Teilnehmer der Wanderungen geführt. Wildpflanzen und -kräuter im insgesamt 650 Hektar großen Schutzgebiet Lampertstal wurden von Dr. Karl-Heinz Linne von Berg genauso erläutert wie Grundsätzliches: „Eigentlich müsste hier ein Wald stehen. Was wir hier sehen, ist eine Kulturlandschaft. Über Jahrhunderte wurden Schafe zur Beweidung eingesetzt. Die lassen stehen, was ihnen nicht schmeckt. Etwa den Wacholder.“

Nebenbei klärte Linne von Berg angesichts einer Wildrose, die an einem Hang zu entdecken war, über die Unwahrheit eines beliebten Sprichworts auf: „Keine Rose ohne Dornen, heißt es. Das ist aber falsch. Denn Rosen haben keine Dornen, sondern Stacheln.“ Dadurch wird die Liebe, auf die sich das Bonmot bezieht, aber wohl auch nicht perfekter. (sli)

In Mützenich wurde ein Wolf nachgewiesen, am Niederrhein ist seit einiger Zeit eine Wölfin aktiv, die immer wieder Nutztiere reißt. „Am schlimmsten sind die, die meinen, man solle sich nicht aufregen, da es für ein aus der Herde gerissenes Schaf doch eine finanzielle Entschädigung gebe. Diese Leute haben jedenfalls keine Haustiere“, sagte der 61- Jährige Schäfer.

Für ihn sei eine solche Einstellung blanker Zynismus: „Diese Leute verstehen nicht, dass wir Schäfer die Tiere ja aufgezogen haben, wir hängen an ihnen. Und wann welches Schaf zum Schlachter kommt, das wollen wir selbst entscheiden, nicht der Wolf.“

Zusatzjob als Ausbilder

Derzeit hat Kulling noch einen Zusatzjob: Mit Schäfermeister Christian Strack, 25, aus der Nähe von Düren und seiner Ehefrau Julia, ebenfalls Schäferin, arbeitet er zwei Nachfolger ein. Die beiden sollen spätestens in vier Jahren, wenn Kulling in den Ruhestand geht, in und um Alendorf die Weidewirtschaft der weißen – und gelegentlich schwarzen – Vierbeiner leiten. Dann werden auch die Hütehundwelpen, die Kulling zum Schutz seiner Herde auch vor Raubtieren angeschafft hat, im Alter sein, um ihre Aufgabe zu übernehmen.

Die Teilnehmer an der naturkundlichen Wanderung mit Dr. Karl-Heinz Linne von Berg oder Professor Wolfgang Schumacher am gestrigen Sonntag, interessierte das Leben der Schäfer genauso wie das, was die Experten am Wegesrand entdeckten. Der Hauhechel war genauso vertreten wie ein Schmetterlingsblütler, Hornklee oder Exemplare der Lippenblütegewächse, die schon immer zur Eifeler Küche gehörten: Bohnenkraut, Salbei, Minze.

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