Urlaub Zuhause beliebtWelche Lehren Touristiker im Kreis Euskirchen aus 2021 ziehen

Lesezeit 6 Minuten
Die Touristen-Massen im Januar zeigten wie beliebt die Eifel als Ausflugsziel ist.

Die Touristen-Massen im Januar zeigten wie beliebt die Eifel als Ausflugsziel ist.

Kreis Euskirchen – Bittet man die Geschäftsführer der im Kreis Euskirchen und der Region Eifel agierenden Tourismusverbände darum, das Jahr 2021 in einem Wort zusammenzufassen, lässt sich erahnen, wie es um die Branche steht. Ein Jahr „zum Vergessen“, nennt es Klaus Schäfer von der Eifel Tourismus GmbH. Als „definitiv ausbaufähig“ versucht sein Kollege René Wißgott vom Rureifel-Tourismus e.V. die vergangenen zwölf Monate etwas positiver zu umschreiben. Patrick Schmidder von der Nordeifel Tourismus (NET) spricht von einer „Ausnahme“.

Noch liegt eine Jahresbilanz zu den Gäste- und Übernachtungszahlen zwar noch nicht vor, doch schon jetzt ist klar: So schlecht wie in diesem Jahr war sie lange nicht. Schuld daran sind Corona, Flut und ein verregneter Sommer.

Hotels und Gastronomie müssen bis Mitte Mai schließen

Schon der Start ins Jahr 2021 war für die Tourismusbranche ernüchternd. Die eigentlich als kurzer Lockdown angekündigten Zwangsschließungen touristischer Betriebe und Attraktionen seit November 2020 hielten bis Mitte Mai an. Besonders hart sei es gewesen, als der Mallorca-Urlaub im Frühjahr plötzlich wieder möglich war, aber die Hotels in der Eifel weiterhin dicht bleiben mussten, berichtet Schmidder.

Tote Hose herrschte bis Mai in Gaststätten und Hotels im Kreis Euskirchen aufgrund der Corona-Verordnung.

Tote Hose herrschte bis Mai in Gaststätten und Hotels im Kreis Euskirchen aufgrund der Corona-Verordnung.

Den Sommer über stellte die Pandemie dann für den Tourismus kaum noch ein Problem dar. Doch mit der Einführung der 2G-Regel im November seien die zuvor guten Zahlen im Herbst wieder eingebrochen, berichtet Schäfer. Außerdem habe die Pandemie den bereits herrschenden Fachkräftemangel in der Branche verstärkt. Etliche seien abgewandert.

Schmidder kann der Pandemie allerdings auch etwas Positives abgewinnen. Sie habe gezeigt, dass Urlaub vor der eigenen Haustür immer beliebter werde, so der Touristiker. Da hätten sich ganz neue Zielgruppen aufgetan.

Die Flut trifft auch die Tourismus-Betriebe

Knapp zwei Monate konnte der Tourismus 2021 „normal“ ablaufen. „Dann kam der Knall am 14. Juli“, sagt Schmidder. Die Flut zerstörte Hotels und Jugendherbergen, Campingplätze wurden überspült, Wander- und Radwege unpassierbar. Die NET wisse von 40 Übernachtungsbetrieben, die betroffen waren, berichtet Schmidder. Ausgerechnet touristische Highlights der Region wie Bad Münstereifel habe es am stärksten getroffen. Auch die Geschäftsstelle der NET in Kall blieb nicht verschont. Hinzu kamen persönliche Schicksale.

Laut Statistik des Landesbetriebs IT.NRW gingen die Gästezahlen im Juli in Bad Münstereifel im Vergleich zum Juli 2020 um 71,6 Prozent zurück. In Schleiden waren es 57,8 Prozent weniger Gäste als im vorherigen Jahr. Auch im August blieben die Zahlen niedrig.

Auch nicht betroffene Regionen spüren die Folgen der Flut

Das bekamen vor allem die Betriebe zu spüren, die gar nicht von der Flut getroffen waren. So hätten Hoteliers und andere aus der Branche in der Rureifel Alarm geschlagen, weil teilweise bis zu 90 Prozent der Buchungen storniert worden seien, berichtet Wißgott. Dabei sei das Gebiet rund um Heimbach und Rursee glücklicherweise kaum betroffen gewesen. „Wir haben gemerkt, wie mächtig die Macht der Bilder ist“, sagt Wißgott. Viele Gäste hätten zudem Angst gehabt, als Katastrophentouristen zu gelten. Davon hätte es in der gesamten Eifel zum Glück aber nur wenige gegeben, berichtet Schäfer. Für ihn ist es ganz entscheidend, dass sich in der Kommunikation nach Außen nicht das Bild Eifel = Flutgebiet verfestigt. Denn 95 Prozent der Eifel seien nicht von der Katastrophe getroffen worden.

Die Flut im Juli 2021 zerstörte auch Campingplätze, Hotels, Wanderwege und vieles mehr.

Die Flut im Juli 2021 zerstörte auch Campingplätze, Hotels, Wanderwege und vieles mehr.

Bei der NET sieht man das ähnlich. Um die nicht betroffenen Attraktionen und Betriebe zu unterstützen, habe der Tourismusverband deshalb schon im August wieder angefangen, die Orte zu bewerben, führt Schmidder aus. Die eigens für diesen Sommer produzierte Werbekampagne unter dem Titel „Eifel reif“ sei allerdings eingestellt worden. Stattdessen habe die NET mit Landschaftsaufnahmen der nicht zerstörten Gebiete vor allem über die Sozialen Netzwerke versucht, sensibel Werbung für die noch intakten Angebote zu machen.

Hoffnung mache, dass sehr viele Betriebe trotz der Flut weitermachen wollen und bereits wieder geöffnet hätten, berichtet Schmidder. Auch bei den Wanderwegen gehe es bergauf: „Mit Ausnahme von rund zehn Eifelschleifen und Eifelspuren sind alle Wanderwege wieder wanderbar.“

Zu viele Gäste im Winter, zu wenige im Sommer

Neben Pandemie und Flut bereitete das Wetter den Touristikern in diesem Jahr das ein oder andere Mal Sorgen. So lockte der Schnee im Januar zwar unzählige Besucher aus den umliegenden Großstädten zum Michelsberg und zum Weißen Stein, doch kamen diese Gäste zur Unzeit: Alle touristischen Betriebe im Kreis waren geschlossen. Was in den anderen Jahren ein gutes Geschäft für die Branche gewesen wäre, wurde in 2021 zum Problem. Denn die Menschen vor Ort befürchteten, dass die Region zum Corona-Hotspot werden könnte. Die Gemeinde Hellenthal sperrte nach einem chaotischen ersten Januarwochenende alle Wintersportgebiete der Gemeinde.

Als dann im Sommer die Gäste in den von der Flut nicht betroffenen Gebieten eigentlich gerne gesehen gewesen wären, spielte das Wetter nicht mit. „Wir hatten fast deckungsgleich mit den Sommerferien unbeständiges Wetter“, berichte Schmidder.

Der Sommer 2021 war eher kühl und nass. 

Der Sommer 2021 war eher kühl und nass. 

Doch dann kam der Herbst und mit ihm ein für die gesamte Branche wahrhaft goldener Oktober. „Für nicht wenige Betriebe war der Oktober 2021 der beste Monat aller Zeiten“, sagt Schäfer. Im Herbst sei endlich alles wieder in einigermaßen normalen Bahnen verlaufen, berichtet auch Wißgott. Das habe auch ihn letztlich etwas versöhnlicher auf das vergangene Jahr blicken lassen, sagt Schmidder.

Hoffnung auf 2022

So düster der Rückblick der Tourismusverbände auch ausfällt – alle drei Geschäftsführer blicken positiv und voller Hoffnung in das neue Jahr. „Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, können wir voll loslegen“, sagt Klaus Schäfer von der Eifel Tourismus GmbH.

Die Corona-Pandemie habe auch Chancen aufgezeigt, wie beispielsweise bei der Gewinnung neuer Zielgruppen, berichten Schäfer und sein Kollege Patrick Schmidder von der Nordeifel Tourismus (NET). Urlaub vor der eigenen Haustür sei beliebter geworden. Zudem spiele das Thema Nachhaltigkeit bei vielen Touristen eine größere Rolle. Da könne sich die Region mit ihren Naturparks gut präsentieren.

Das könnte Sie auch interessieren:

Eine große Herausforderung bleibe der Fachkräftemangel in der Branche, sagt Schäfer. Dem werde nun mit höheren Löhnen entgegengewirkt. Für 2022 hofft er, dass große Events wie Lit.Eifel, Monschau Classics oder Spannungen in Heimbach trotz Pandemie wieder stattfinden können.

Die NET konzentriert sich in diesem Jahr unter anderem auf das Projekt „Unterm Sternenzelt“. Zudem sollen weitere Orte, an denen man ungestört den Nachthimmel bestaunen kann, als Sternen-Blicke ausgewiesen werden. Außerdem sollen die Eifelspuren „noch attraktiver“ werden, so Schmidder. Und er hege große Hoffnungen, dass die Bahnlinie bis Kall bis zum Sommer wieder laufe. In Heimbach hofft der Rureifel-Tourismus e.V. laut René Wißgott , dass der Ruruferradweg nach Verzögerungen 2022 endlich durchstarten kann. Wißgott wünscht sich ein „normales Jahr“ für den Tourismus.

Rundschau abonnieren