Immobilie gesuchtWohngruppe soll jungen Eifelern ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen

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Eine Gruppe junger Menschen mit Behinderungen steht zusammen. Für sie soll nun eine Wohngruppe gegründet werden.

Selbstbestimmt wohnen sollen diese jungen Menschen. Ihre Eltern haben sich in einer Initiative zusammengeschlossen, um das Projekt zu realisieren.

Eine Eltern-Initiative startet mit der Hilfsgruppe Eifel ein Wohnprojekt für junge Menschen mit Behinderungen. Gesucht wird eine Immobilie.

„Das ist ein Herzensprojekt“, sagt Willi Greuel, Vorsitzender der Hilfsgruppe Eifel, bei der Vorstellung des neuen Vorhabens der Hilfsorganisation. Selbstbestimmtes Wohnen ist das Stichwort. Das möchte die Hilfsgruppe einer Gruppe junger Menschen mit Behinderungen ermöglichen. Eine derartige Einrichtung soll nun, so der Wunsch der Hilfsgruppe, auch im Kreis Euskirchen angeboten werden.

Nachdem die Familie Arns in Weyer ein solches Projekt weitestgehend in Eigenregie durchgezogen und innerhalb eines Jahres ein Integratives Haus mit Mietwohnungen und einer Wohngruppe für Menschen mit Autismus hochgezogen hat, ist klar geworden: Das geht.

Die Eltern legen Wert auf den familiären Charakter

Derartige Angebote seien wichtig für die Zukunft der Familien und ihrer Kinder, betonte Greuel. Seit bald 30 Jahren arbeiten die Hilfsgruppe und die betroffenen Familien bereits zusammen. Damals hatten sie sich über die Wasser- und Delfintherapien kennengelernt. „Doch aus Kindern sind Erwachsene geworden“, sagte Helmut Lanio. Auch die Eltern seien älter geworden und machten sich intensiv Gedanken, wie die Zukunft ihrer Kinder gesichert werden könne.

Selbstbestimmtes Wohnen sei das Konzept, das sie für ihre Kinder als optimal ansehen. „Es gibt ein derartiges Projekt in Simmerath“, so Lanio. Sechs Erwachsene mit Behinderung leben dort, unterstützt von Betreuern, selbstbestimmt. „Es ist überragend, welche Fortschritte die machen, wenn sie losgelassen sind“, zeigte sich Lanio überzeugt von dem Nutzen des Projekts.

Aktuell liegt die Betreuung der Kinder bei den Eltern, was immer wieder Probleme bereite. „Ich kann meine Tochter alleine lassen, aber eine Biene im Zimmer oder ein Stromausfall führen zu einer Katastrophe“, beschrieb Anneliese Potocki die Probleme. In größeren Heimen sei die Atmosphäre nicht so familiär, sagte Andreas Lang: „Die Kinder kennen sich und sind miteinander befreundet.“ Daher gebe es jetzt die große Chance, die Kinder zusammenzulassen: „Noch geht das. Aber wenn wir noch lange warten, wird das zu schwer.“ Und Lanio ergänzte: „Wenn man es aussitzt, ist die Alternative das Heim.“

„Es ist wichtig für die Eltern, vom Heimcharakter wegzukommen“, ergänzte Willi Greuel. Deshalb sehe die Hilfsgruppe in dem Konzept die Zukunft. „Die Kinder lernen Dinge, die hätte man ihnen nicht zugetraut. Sie entwickeln eine ganz neue Selbstständigkeit“, so Lanio und berichtet von Erfahrungen, die in der Wohngruppe in Simmerath gemacht werden: Die Bewohner etwa fahren eigenständig mit dem ÖPNV nach Aachen ins Kino. Dort arbeite ein Team von 14 Betreuern mit den jungen Menschen. „Zu der Entwicklung gehört auch, dass die Eltern sich zurückhalten“, so Lanio. Die Betreuer in Simmerath sagen laut Lanio, dass Kinder keine Probleme machen – das größte Problem seien die Eltern.


Eine Immobilie wird gesucht

Rund ein Dutzend Familien hat sich zur „Interessengemeinschaft Selbstbestimmt Wohnen“ zusammengeschlossen, um das Projekt im Kreis Euskirchen zu realisieren. Die jungen Leute, die dort einziehen sollen, sind zwischen 14 und 29 Jahren alt. „In der Gruppe gibt es einen Mix aus allem, was man sich an geistigen und körperlichen Behinderungen vorstellen kann“, sagte Andreas Lang. Einige der jungen Leute arbeiten bei den Nordeifelwerkstätten. Zur Bewältigung des Alltags erhalten sie eine Betreuung.

Gesucht wird nun laut Helmut Lanio eine Bestandsimmobilie, in der eine derartige Wohngruppe eingerichtet werden kann – oder ein Wohnungsbau-Investor mit Interesse an einer langfristigen Miete. „Ein Traum wäre es, die Wohngruppe in Kall zu realisieren“, so Lanio. Doch auch der Großraum Schleiden, Mechernich oder Nettersheim wäre denkbar. Der Standort solle zentral gelegen sein, mit Anbindung an ÖPNV und örtliche Infrastruktur wie Einkaufsmöglichkeiten, Cafés, Eisdiele, Restaurants oder Sportangebote, um Teilhabe zu ermöglichen.

Kontaktaufnahme zur IG Selbstbestimmt Wohnen ist möglich über Anneliese Potocki, Tel. 0175/ 2916007, oder Andreas Lang, Tel. 0151/12216100, oder per E-Mail. (sev)

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