Peiner-AusstellungDr. Dieter Pesch will nicht aufs Podium
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Die Peiner-Dokumentation polarisiert. Neben Kurator Dr. Dieter Pesch (2.v.l.) und seinem Sohn Martin (r.) zeigten sich schon zur Eröffnung auch Fördervereins-Vorsitzender Horst Pankatz (l.) und Peiner-Enkel Marcus Albanus zufrieden über die Art der Präsentation.
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Gemünd – Mit viel Gegenwind begann die historische Dokumentation über den Nazimaler Werner Peiner, mit viel Gegenwind geht sie zu Ende. Am 26. August schließt die Ausstellung in der Alten Schule in Gemünd ihre Pforten. Vorher, am Freitag, 24. August, laden die Kritiker um 19 Uhr ins Kurhaus Gemünd zur Podiumsdiskussion „Das ,süße Gift' der Nazi-Kunst im Kunstforum Eifel“ ein. „Pro und kontra: Braucht die Eifel eine solche Ausstellung von dem NS-Künstler Werner Peiner?“ wird gefragt.
Das Eifeler Bündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt hat dazu auch Dr. Dieter Pesch, Kurator und gemeinsam mit seinem Sohn Martin Verfasser einer wissenschaftlichen Dokumentation über den Maler, eingeladen. Doch der sagte der Rundschau, er werde nicht hingehen.
Bereits im Vorfeld der Ausstellung habe er Peter Schongen und Marita Rauchberger vom Bündnis zu sich nach Hause nach Kommern eingeladen. „Obwohl wir ihnen erklärt haben, worum es bei uns in der Ausstellung gehen soll, wollten sie das bis zuletzt nicht wissen“, ärgert sich Pesch.
„Ich und mein Sohn Martin haben über Peiner als Mensch geschrieben, der sich freiwillig im Nationalsozialismus gleichgeschaltet hat. Unsere Ausstellung ist eine historische Dokumentation“, stellt Pesch klar. Horst Pankatz, Vorsitzender des Fördervereins „Maler der Eifel“, berichtet, die Kritiker hätten noch nicht einmal ein ausdrückliches Angebot, sich gratis die Ausstellung im Rahmen einer Führung anzusehen, angenommen. „Wir haben Peiner nicht auf ein Podest gestellt, sondern demontiert“, sagt Pesch. Seine Gegner stellten die Kunst in den Vordergrund, er und sein Sohn Martin hätten dagegen die Verstrickungen des Menschen Peiner
geschildert.
Die Kritiker, so Pesch, reagierten sehr emotional. „Da mache ich nicht mit“, sagt er. Auf eine wissenschaftliche Diskussion ließen sich seine Gegner doch gar nicht ein. Sehr gestört habe ihn, dass sogar Vertreter der beiden Kirchen in dieses Horn gestoßen hätten. Pesch: „Das hat mich etwas schockiert. Die wollen den Nationalsozialismus verhindern, indem sie etwas verstecken. Ich kann aber doch nur etwas verhindern, wenn ich geschichtliche Prozesse aufzeige. “ Pankatz will im Gegensatz zu Pesch auf jeden Fall am Podium teilnehmen. „Wir haben zu 99 Prozent positive Reaktionen auf die Ausstellung bekommen und sind damit sehr zufrieden“, erklärt er.
Das Bündnis gegen Rechtsextremismus hat die Kunsthistoriker Justinus Maria Calleen und Norbert Küpper zur Veranstaltung eingeladen. Die Moderation übernimmt der ehemalige WDR-Studioleiter und Vorsitzende der „Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft“, Hajo Jahn. Im Vorfeld kritisiert das Bündnis in einer Pressemitteilung: „Keiner von Seiten der verantwortlichen Ausstellungsveranstalter hat sich nachdrücklich dafür eingesetzt, die unversöhnlich wirkenden Lager zusammenzubringen.“ Pesch und Pankatz meinen jedoch, sie hätten schon entsprechende Versuche unternommen. Pankatz sagte, er werde den Kritikern im Podium deutlich widersprechen. Pesch freut sich derweil, dass die zur Ausstellung von ihm und seinem Sohn Martin veröffentlichte Dokumentation in der Fachwelt äußerst positiv aufgenommen worden sei. Universitätsbibliotheken und kunsthistorische Institute aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hätten das Werk geordert.
Zum Ende der Ausstellung verschenkt Horst Pankatz ein Buch „Werner Peiner – Verführer oder Verführter?“ und eine DVD mit den Ausstellungstexten. Einzige Bedingung: Man muss die Frage beantworten: „Wer war Schirmherr der Hermann-Göring-Meisterschule für Malerei in Kronenburg in der Eifel?“
Neue Projekte im KunstForum
Bis 31. August kann man die Antwort schriftlich ans KunstForum Eifel, Dreiborner Str. 22, 53937 Gemünd, oder per Email an d.pesch@unitybox.de richten. Bei mehreren richtigen Antworten entscheidet das Los. Ab dem 7. September zeigt das Kunstforum wieder seine Dauerausstellung „EifelRomantik“. „Spannung X 3“ heißt es ab dem 14. September, wenn die Künstlerinnen Gerlinde Bawendi, Hilde Krauß und Irene Johnen ihre Werke zeigen.