Bushcraft in der EifelAzubis entwickeln Pauschalangebot für Jugendherbergen

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Die Jugendherbergs-Azubis Henri-Leon Kühn (l.) und Bastian Schumacher stellten ihr Natur-Bushcraft-Pauschalangebot in der Eifel vor.

Für das Abschlussprojekt ihrer Berufsausbildung haben Henri-Leon Kühn (l.) und Bastian Schumacher, Auszubildende der Jugendherbergen Gemünd-Vogelsang und Hellenthal, ein Natur-Bushcraft-Pauschalangebot entwickelt.

Die beiden Eifel-Jugendherbergen Gemünd-Vogelsang und Hellenthal laden Ende April zum ersten Bushcraft-Pauschalangebot ein.

Der Aufenthalt in der freien Natur ist mitunter mit gewissen Unannehmlichkeiten verbunden. Das weiß jeder, der in der Eifel schon einmal bei strahlendem Sonnenschein am Morgen zu einer Wanderung aufgebrochen ist, um am Nachmittag regendurchnässt und entkräftet sein Ziel zu erreichen. Das könnte theoretisch auch den Teilnehmern eines Bushcraft-Wochenendes passieren, das die Jugendherbergen Gemünd-Vogelsang und Hellenthal erstmals Ende April anbieten (siehe auch „Was bedeutet Bushcraft?“).

„Wir sind eigentlich beide sehr viel draußen unterwegs und lieben den Aufenthalt in der Natur“, beschreibt Bastian Schumacher, wie er zusammen mit Henri-Leon Kühn die Idee zu dem Pauschalangebot der Jugendherbergen entwickelt hat. Die beiden jungen Männer haben im Jahr 2020 ihre Ausbildung zu Kaufleuten für Tourismus und Freizeit in den Jugendherbergen in Gemünd und Hellenthal begonnen. Das Pauschalangebot ist ihr Abschlussprojekt, für das sich die beiden jetzt noch einmal so richtig reingehängt haben.

Was bedeutet „Bushcraft“?

Der englische Begriff Bushcraft setzt sich zusammen aus „bush“ für Busch, Gehölz, Wäldchen und „craft“ für Handwerk oder Fertigkeit. Frei übersetzt also etwa die Fähigkeit, sich draußen (im Wald) durch gewisse Fertigkeiten ein angenehmes Leben in der Wildnis zu ermöglichen. Der Aufenthalt in der Natur ist dabei immer freiwillig und kann jederzeit beendet werden. Es handelt sich hier also um eine reine Freizeitbeschäftigung. Als „Survival“ bezeichnet man hingegen das reine Überleben in Notsituationen.

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Insbesondere in der Zeit der Corona-Pandemie hat das Thema Bushcraft einen enormen Popularitätsschub erfahren – für viele wurde der Aufenthalt in der freien Natur zu einer willkommenen Freizeitbeschäftigung, als viele andere Vergnügungen wegfielen.

„Auch Internet-Formate wie die Reality-Spielshow 7 vs. Wild haben dazu beigetragen, dass das Thema Bushcraft heute auch bei jungen Leuten angesagt ist“, erzählt Henri-Leon Kühn aus Iversheim. „Und außerdem gab es in der gesamten Eifel oder im Rheinland auch noch kein ähnliches Angebot im Bereich der Jugendherbergen“, ergänzt Bastian Schumacher, der aus Oberschömbach stammt. Aber was erwartet die Teilnehmer der Natur-Bushcraft-Pauschale genau? „Es geht für die Teilnehmer darum, mal wieder abseits der digitalen Welt auf ihre Instinkte und alten Fähigkeiten zu vertrauen“, bringen es die beiden Azubis auf den Punkt.

Mit Kompass von Gemünd nach Hellenthal

Nach der ersten Übernachtung in Zelten auf den Außengeländen der Jugendherberge Gemünd wandert die Gruppe am Samstag zur Jugendherberge nach Hellenthal. „Als einziges Hilfsmittel auf der knapp 20 Kilometer langen Wanderung steht ihnen hierbei ein Kompass zur Verfügung“, erklärt Schumacher. Bei der zweiten Übernachtung in Hellenthal wird zudem die Option angeboten, in selbstgebauten Naturschlafsäcken zu übernachten. „Das sind aus natürlichen Materialien gebaute Schlafhöhlen aus trockenem Laub und Ästen“, erklärt Kühn.

Die Jugendherberge in Gemünd in der Eifel.

Von der Jugendherberge in Gemünd (Foto) geht es für die Teilnehmenden zu Fuß bis nach Hellenthal. Ein Kompass hilft bei der Orientierung.

Begleitet werden die Teilnehmer auf ihrer Tour von einem erfahrenen Natur-Scout. „Diesen Part wird Eduard Müller übernehmen, mit dem wir die Inhalte gemeinsam erarbeitet haben“, so die beiden angehenden Tourismus-Kaufleute. „Wir wollen mit unserem Projekt den Teilnehmenden die Natur der Eifel näherbringen, das Verständnis für die Umwelt stärken und ihnen neue Bushcraft-Techniken zeigen“, sagt Kühn: „Zum Beispiel Navigieren ohne GPS, Schlafen in der Natur, ein bisschen Pflanzenkunde und die Zubereitung einer Mahlzeit über offenem Feuer.“

Um Missverständnissen vorzubeugen: Trotz der Nähe zum Gebiet des Nationalparks Eifel findet etwa das Feuermachen auf einem gesicherten Privatgelände statt. „Der verantwortungsvolle Umgang mit der Natur ist ein wichtiger Aspekt unseres Projekts“, ergänzt Schumacher: „Aber damit man nicht ganz auf Luxus verzichten muss, ist für die Teilnehmenden zur Not auch ein Zimmer mit Bad in der Jugendherberge reserviert.“

Jugendherberge will neue Zielgruppe ansprechen

Angeboten wird das Pauschal-Wochenende für Personen ab 16 Jahren. Besonders wichtig ist hierbei das Interesse an der Natur der Eifel und die Bereitschaft sowie die Fitness, ein ganzes Wochenende unter freiem Himmel zu verbringen. Aber ist der Preis von 242 Euro pro Person nicht zu hoch? „Im Gegenteil“, sagt Kühn: „Wir haben sehr knapp kalkuliert und liegen weit unterhalb der Preise, die andere Anbieter aus der Outdoor- und Wildnisszene aufrufen.“ Das Bushcraft-Angebot der Jugendherbergs-Azubis findet erstmals vom 28. bis 30. April in der Eifel statt. Eine Buchung ist über die Internetseite der Jugendherbergen möglich.

Am Ende soll sich das Angebot schließlich auch für die Jugendherbergen auszahlen, die neue Zielgruppen ansprechen wollen. „Außerdem kann so auch das Außengelände der beiden Jugendherbergen in Gemünd und Hellenthal noch besser genutzt werden“, sind die beiden Azubis überzeugt.

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