Corona-Song aus der EifelRäuber-Gitarrist unterstützt mit Titel-Erlös Hilfsprojekte

Lesezeit 4 Minuten
Im Gemünder Heimstudio von Claudia und Jürgen Gebhard und in zahlreichen Etappen entstand die Aufnahme.

Im Gemünder Heimstudio von Claudia und Jürgen Gebhard und in zahlreichen Etappen entstand die Aufnahme.

Schleiden-Gemünd – Auch wenn er sichtlich Ambiente und Wetter genießt, so teilt Jürgen „Geppie“ Gebhard das Schicksal vieler Künstler und Musiker in diesen Wochen. Denn eigentlich sollte er am Pfingstwochenende mit seiner Band, der Kölner Mundarttruppe Räuber auf der MS Artania in Richtung Helgoland unterwegs sein und nicht im heimischen Garten in Gemünd in der Sonne sitzen.

Doch der Gitarrist und Bassist ist niemand, der sich die gute Laune vermiesen lässt. Auch während der virusinduzierten Zwangspause machte er das, was er am besten kann: Musik. Inspiriert von der Hilfsbereitschaft in der Facebookgruppe „Eifel für Eifel“ schrieb er mit seiner Frau Claudia einen Song, der nun in den bekannten Portalen wie Apple Music oder Google Play Music zum Download oder als Stream bei Spotify verfügbar ist.

Song aus der Eifel für die Eifel

„Von Mensch zu Mensch, alle zusammen, Eifel für Eifel, denn die Eifel, das sind wir“, heißt es da im Refrain. „Ich war fasziniert, dass die Leute sich in dieser Gruppe gegenseitig helfen“, beschreibt er seine Reaktion, als seine Frau ihn auf „Eifel für Eifel“ aufmerksam gemacht habe. So habe er nachgedacht, was er beitragen könnte. Direkt habe er eine Songidee gehabt, die Melodie sei sofort fertig gewesen.

Alles zum Thema Eifel

Am 13. April habe er Jörg Weitz, Gründer und Kulminationspunkt der Initiative, kontaktiert. „Der war sofort begeistert“, erzählt Gebhard. Mit seiner Frau Claudia habe er den Songtext geschrieben. „Wir sind ein bewährtes Duo“, erzählt er und lacht. „Wir haben auch das Corona-Geschehen in dieser Zeit in den Text eingearbeitet“, ergänzt sie.

Gruppe mit grosser Eigendynamik

Eine ungewöhnliche Situation war es für Jörg Weitz, selbstständiger Coach aus Engelgau: Die Auftragsbücher waren voll, doch arbeiten durfte er nicht. Am 13. März hatte er seinen bislang letzten Termin, dann holten auch ihn die Corona-Beschränkungen ein. „Ich hatte viel Zeit und habe dann auf Facebook Postings gesehen, da konnten Sie die pure Verzweiflung rauslesen“, erinnert er sich an den Anstoß, die Gruppe „Eifel für Eifel“ ins Leben zu rufen.

Am 20. März war es soweit. Eigentlich, so erzählt Weitz, habe es „nur“ eine Gruppe werden sollen, in der Menschen sich untereinander Hilfe anbieten. Doch die Angelegenheit gewann rasch eine Eigendynamik: Mittlerweile sind 14000 Mitglieder registriert. Aus den anfänglichen Nachbarschaftsaktionen wie Einkaufsfahrten oder die Produktion der Mund-Nasen-Masken wurden bald auch Spenden- und Hilfsaktionen, bei denen auch das Wildgehege Hellenthal oder das Tierheim in Düren bedacht wurden. „Viele haben im Wildfreigehege Patenschaften angetreten. Ich habe da jetzt einen Luchs und einen Wüstenbussard“, berichtet Weitz schmunzelnd.

„Berührt hat mich die Geschichte eines älteren Mannes, der ein Smartphone suchte, damit er mit seinem Enkel kommunizieren kann“, so Weitz. Schnell und unbürokratisch konnte ihm geholfen werden.

Als die coronabedingten Anfragen seltener wurden, gab es die Überlegung, die Gruppe in einen Verein umzuwandeln, der auch Spenden einnehmen und verwalten darf, so Weitz. Schließlich habe auch die VR-Bank 2000 Euro zur Verfügung gestellt. Zehn Admins sind mittlerweile in der Gruppe aktiv. „Ich bin nur der Gründer, ohne die anderen würde es nicht funktionieren“, sagt er. Die Resonanz habe ihn beeindruckt: „Der Zusammenhalt und die Solidarität – da könnten wir eine Vorbildfunktion für Deutschland haben.“ (sev)

Nicht ganz unkompliziert war das Abenteuer, in Zeiten des Kontaktverbots ein Gemeinschaftslied aufzunehmen. „Ich wollte nur Eifeler Musiker dabeihaben, die für die Eifel stehen“, so Gebhard. Als Sängerin war auch Ehefrau Claudia fest miteingeplant. Viele hätten sich spontan gemeldet, um mitzumachen: Stephan Brings aus Kalenberg, Stephan Simons aus Zülpich, Pam Franzen-Grundmann aus Gey, Stefania Morina aus Euskirchen, Wolli Bachem aus Rheinbach, Mona Ley aus Lünebach und Guido Schülter aus Oberhausen. Als Verstärkung kam der aus Keldenich stammende Manuel Pickartz von „Kuhl un de Gäng“ dazu. Der einzige „Nicht-Eifeler“ ist Toningenieur Michael Nebel. Für die Veröffentlichung war eine professionelle Abmischung nötig.

Einzeln kamen die Musiker in das Heimstudio von Gebhard, wo der Song auch produziert wurde. Am Rechner stellte er den Chor zusammen, der den Refrain singt, ohne dass die einzelnen Sänger sich gesehen haben. Das war erst im Mai der Fall, als sie vor der Ahekapelle in Engelgau den Refrain fürs Promo-Video gesungen haben. Am 15. Mai ist das Lied erschienen. „Es ist am ersten Tag auf der Downloadliste von Apple Music auf Platz 103 gewesen, vor Max Giesinger und Tim Benzko“, so Claudia. In der Hitparade des belgischen Senders „Radio 700“ ist er platziert. Am 3. Juni wurde der Song live bei einem Online-Konzert von „Geppie“ Gebhardt und Stephan Simons vorgestellt. Ein weiteres Konzert wird am 17. Juni, 20 Uhr per Livestream auf der Gruppenseite übertragen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Mit den Einnahmen des Songs sollen die Projekte von „Eifel für Eifel“ unterstützt werden. „So gesehen hat das Virus tolle Seiten gehabt“, sagt Gebhard. Er habe tolle Menschen kennengelernt und viel Menschlichkeit erfahren: „Das große Ziel ist, das Menschliche und das Miteinander in eine Zeit mitzunehmen, in der es kein Corona gibt.“

Rundschau abonnieren