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„Uns Sproch es Heimat“Im Kulturhof Velbrück in Metternich wird rheinische Mundart gepflegt

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Zwei Männer und vier Frauen stehen nebeneinander und lächeln in die Kamera.

Vorgestellt wurde im Kulturhof Velbrück das neue Programm bis Ende des Jahres sowie die neue Mitarbeiterin Annika Esch (2.v.l.)

Gute Nachricht für alle Liebhaber des Dialekts: Die Leader-Förderung für das Projekt „Uns Sproch es Heimat“ wird bis Februar 2027 verlängert. 

Heimat und Identität – Begriffe, die jeder auf sehr persönliche Weise definiert, die aber ganz gewiss für jeden auch mit Sprache verbunden sind. Ganz besonders mit dem jeweiligen Dialekt. „Ich komme aus der Eifel, habe das Platt im Ohr und verstehe es auch, aber sprechen kann ich es nicht“, sagte Annika Esch, die seit Juli im Kulturhof Velbrück Projektmanagerin für „Uns Sproch es Heimat“ ist. Damit sei sie eine typische Vertreterin ihrer Generation, so die Linguistin und Germanistin im Gespräch zur Weiterführung des Leader-geförderten Mundart-Projektes.

„Uns Sproch es Heimat“ soll dazu beitragen, Platt – auch bei jüngeren Menschen – lebendig zu halten. „Gerade in einer globalisierten Welt kann die Besinnung auf die Regionalsprache Anknüpfungspunkt für Heimat und Identität sein“, heißt es in der Projektbeschreibung.

Ortsführungen auf Platt bald nicht mehr nur in Weilerswist

Dazu beigetragen haben beispielsweise die vom gemeinnützigen Verein Kulturhof Velbrück organisierten Ortsführungen in Weilerswist auf Platt. Seit November 2023 läuft „Uns Sproch es Heimat“. In dieser Zeit sei es bereits gelungen, die ripuarische Mundart in der Zülpicher Börde sicht- und wahrnehmbarer zu machen – durch Mundart- und Mitsingkonzerte, Kabarettprogramme, Vorträge sowie Hörspiel- und Theaterwerkstätte.

Es seien Netzwerke entstanden mit anderen Protagonisten der hiesigen Mundartszene, die es weiter auszubauen gelte, so Marietta Thien, Leiterin des Kulturhofs. Letztlich will man Kompetenzen bündeln und etwas schaffen, was über die Förderdauer hinaus weiterwirken kann und Bestand hat. „Das haben andere Leader-Projekte auch geschafft“, so Carla Neisse-Hommelsheim, Vorsitzende des Vereins Leader-Region (LAG) Zülpicher Börde und – wie sie sich selbst bezeichnet – „Native Speakerin“ in Sachen Platt. Mundart schaffe Verbindung und Nähe. „Das kann keine KI ersetzen“, so Neisse-Hommelsheim.

Kneipenquizze, Poetry-Slams und Bühnenprogramm

Die Förderdauer des Projekts „Uns Sproch es Heimat“ wurde jetzt bis Februar 2027 verlängert. Die Gesamtkosten betragen 250.000 Euro. 175.000 Euro kommen über die Leader-Förderung, 40.000 Euro übernehmen die Sparkassen der Region sowie die Sparkassen-Kulturstiftung. Der Kulturhof-Velbrück-Verein trägt den Rest als Eigenanteil.

Mit der Verlängerung des Förderzeitraumes sowie der personellen Veränderung mit Annika Esch als neuer Projektmanagerin sieht das „Uns Sproch es Heimat“-Team optimistisch auf das, was noch verstärkt oder auch neu auf den Weg gebracht werden kann. So soll etwa zukünftig regionalen Mundart-Künstlern eine Bühne im ehemaligen Kuhstall geboten werden. Es sollen Mitmach-Angebote, Kneipenqizze und Poetry-Slams realisiert werden. Weitere Ortsführungen auf Platt sollen im gesamten Börderaum stattfinden. Für 2026 sind zudem Veranstaltungsformate für Kinder und Jugendliche in der Mache.

Darüber hinaus sind ein Buch und ein Hörbuch geplant, das Geschichten aus der Region sowie Redensarten und Sprichwörter mit lokalen Sprachbesonderheiten vereint. „Ich werde auch den Bereich Social Media und Podcasts voranbringen, um gezielt jüngere Menschen zu erreichen“, sagte Annika Esch. Kooperationen mit dem Landschaftsverband Rheinland sowie anderen Kultur- und Bildungseinrichtungen in der Zülpicher Börde sollen ausgebaut werden.

Ganz wichtig sei bei dem Projekt „Uns Sproch es Heimat“, dass das Publikum nicht nur unterhalten werde. „Bei uns soll und darf es selbst aktiv werden, bei Hörspiel- und Theater-Werkstätten, Verzällcher-Abenden und vielem mehr“, heißt es in der Beschreibung des Vereins. Man wolle Menschen aus der Region anregen, ihre Mundart zu pflegen, sie zu Hause weiterzugeben und den kulturellen und gesellschaftlichen Wert, den sie eindeutig habe, zu verfestigen.


Kölsches Kabarett zum Auftakt

Das Programm für Herbst und Winter 2025 sieht einige Veranstaltungen im Kulturhof Velbrück vor. Am 19. September, 19 Uhr, findet Kölsches Kabarett mit „Saach Hür Ens“ statt. Im Rahmen des Mundartfestivals „Mir kalle Platt“der Nordeifel Tourismus GmbH wird am 11. und 18. Oktober, jeweils 10 bis 17 Uhr, eine Hörspielwerkstatt auf Platt angeboten. Es folgt eine Live-Aufführung des Stücks am 18. Oktober, 18 Uhr, im alten Kuhstall des Hofs.

Am 30. Oktober, 19.30 Uhr, steht „Highlands and Islands“ auf dem Programm. Das Duo Meike Salzmann und Ulrich Lehna konzertiert mit Klarinette und Akkordeon. Am 5. November, 18 Uhr, gibt es „Kauche op Platt“, einen etwas anderen Kochkurs mit Jörg Kaster. Stattfinden wird dieser im Pfarrhaus von St. Kunibert in Ülpenich.

Am 14. November liest ab 19 Uhr Autorin Ulla Lohmann aus ihrer Biografie „Mein Weg hinaus“. Einen Architektur-Vortrag zur Gartenstadt-Bewegung mit Thomas Brandt kann man am 26. November, 19 Uhr, im Kulturhof besuchen.

Gemütlich-adventlich wird es am 21. Dezember, wenn es heißt: „Wiehnachte em Kohstall“. Der Mundartspielkreis St. Kilian aus Lechenich bringt die „Chressnaach en Kölle“ zur Aufführung. Im Anschluss gibt es ein Mitsingkonzert mit kölschen Weihnachtsliedern.