Wohnmobilstellplätze in Euskirchen und EifelFerien auf dem Parkplatz
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Kreis Euskirchen – Der erste Blick auf den Wohnmobilpark Bad Münstereifel fällt auf die Entsorgungsstation. Dort steht ein Wohnmobil mittlerer Größe, auf seiner Rückseite der Schriftzug „Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum“. Lebe deinen Traum – ist es das, was die Menschen dazu bewegt, sich mit ihren „WoMos“, wie sie ihre rollende Behausung auf Zeit liebevoll nennen, auf die Wohnmobilhäfen der Eifel zu stellen? Für Rosi, 53, die ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will, auf dem Wohnmobilpark Bad Münstereifel ist es genau das: Sie kommt hierher, „um die Freiheit zu genießen“. Der Kölner Kraftfahrer Karl-Heinz Gomer, 57, bringt es auf den Punkt: „Hier kann man machen, wat man will.“
Ein kleines Universum für sich ist ein Wohnmobilpark, wie der in Bad Münstereifel – ungefähr 20 Wohnmobile in allen Größen, mit Kennzeichen aus Deutschland, Belgiens und den Niederlanden stehen hier im Schatten der Bäume an der Erft. Zwischen den Wagen herrscht geschäftiges Treiben, selbst am Sonntagnachmittag. Kanister werden geleert, Reifen inspiziert, Taschen gepackt. Trotzdem strahlt das Ganze eine gewisse Ruhe aus: Hier sitzt das ältere Ehepaar und spielt Karten, dort lässt sich ein Mann mit Zeitung die Sonne auf den Bauch scheinen.
Der Stadt bringt der Wohnmobilpark in finanzieller Hinsicht „nicht viel“, sagt Stadt-Mitarbeiter Ulrich Ley. Man habe Kosten, wie etwa das Personal, das kontrolliert, ob die Camper auch bezahlt haben. Kosten und Einnahmen glichen sich meist aus, manchmal bleibe auch ein kleines Plus.
Der Wohnmobilpark ist kein Ort, den man als Einheimischer normalerweise betritt. Im Gegenteil, der gemeine Autofahrer kennt den Blick darauf eher von der B 51 aus, die keine 20 Meter weit entfernt verläuft. Das hört man auch deutlich – das Rauschen der Autos ist ein ständiger Begleiter. Rosi und ihre Freunde sind sich dessen bewusst, sie kommen daher nur übers Wochenende, hauptsächlich, um sich das City Outlet anzuschauen. Anders sieht das Gomer. Er kommt zur Erholung her, die Straße stört ihn kaum: „Nachts ist es ja ruhig. Und außerdem kann man hier schön spazieren, da hört man keinen Lärm.“
Warum eigentlich zum Wohnmobilhafen und nicht auf den klassischen Campingplatz? Den eingefleischten Wohnmobil-Campern Cornelia und Heinz Heinen aus Düren gefällt vor allem, dass die Wohnmobilhäfen im Gegensatz zu Campingplätzen meist näher an den Ortskernen liegen. Außerdem schätzen sie, dass ein Aufenthalt kaum Formalitäten mit sich bringt: „Da werfen Sie Ihr Geld in die Parkuhr, und gut ist“.
Die Heinens sind ziemlich genau das, was man sich unter typischen Wohnmobilisten vorstellt: Beide im Ruhestand, aber schon als junges Ehepaar viel in der Welt unterwegs gewesen. Sie berichten von beliebten Camping-Zielen wie Griechenland und Italien über Skandinavien, aber auch in den USA und sogar Neuseeland haben sie schon als Camper bereist. Heute erkunden sie auf der Durchreise, was die Eifel touristisch zu bieten hat und haben sich dafür auf den Wohnmobilhafen Nettersheim begeben. Sie sitzen vor ihrem Wohnmobil am Campingtisch, über sich ein Schattensegel aufgespannt und erzählen bei Pflaumenkuchen und Kaffee aus Plastikbechern von ihren vielen Reisen und ihren Plänen in der Eifel. Auf Nettersheim aufmerksam geworden ist das Ehepaar ursprünglich durch das Scheunenkino im Ortskern. Davon angelockt, genießen sie natürlich auch die Tatsache, dass der Wohnmobilhafen mitten im Grünen liegt und schwärmen von Radtouren und Spaziergängen.
Direkt am Naturzentrum
Am Wohnmobilhafen Nettersheim gefällt den Heinens neben der umgebenden Natur vor allem die Ver- und Entsorgung und die gute Lage direkt am Naturzentrum. Karsten und Annehild Scharmatinat, beide 71, aus Freisen berichten, dass Wohnmobil-Camper zwar auf externe Duschen und Toiletten verzichten können, grundlegende Infrastruktur und Sauberkeit ist ihnen bei der Wahl des Stellplatzes aber dennoch wichtig. Mit der Ausstattung des Wohnmobilhafens in Nettersheim sind sie sehr zufrieden, ebenso wie Karl-Heinz Gomer in Bad Münstereifel, der sich vor allem Eifelbad gleich nebenan freut.
Die meisten Camper auf Wohnmobilhäfen sind auf der Durchreise oder machen nur für wenige Tage Station. Kontakte werden so eher wenige geknüpft, aber für einen kleinen Plausch dann und wann ist sich hier keiner zu schade. Manchmal hat man aber auch unfreiwillig Kontakt, so berichtet Dietmar, 62, aus der Nähe von Düren von einem Mitcamper, dessen Kabeltrommel einmal im Regen einem ganzen Campingplatz einen Stromausfall bescherte.
In Erinnerungen schwelgen
Die meisten Geschichten, die die Menschen vor ihren Wohnmobilen zu erzählen haben, sind aber erfreulicher und so wird lachend in Erinnerungen von ersten Fahrten mit VW-Bussen, Wintercampen in Österreich und Campingurlaub mit der Großeltern- und Kindergeneration, geschwelgt.
Erzählungen wie diese hört man überall auf den Wohnmobilhäfen der Eifel. Menschen, die sämtliche freie Zeit, vom Wochenende bis zur monatelangen Reise, im fahrbaren Zuhause verbringen, um selbst entscheiden zu können, wo die Reise hingeht. Vom klassischen Urlaub im Hotel halten die meisten hier nichts. Viel zu eintönig. Cornelia Heinen spricht wohl für alle Camper wenn sie sagt: „Wir machen keinen Urlaub – wir reisen.“