Zettelwirtschaft meidenNeue Melde-App soll die Registrierung von Gästen vereinfachen
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Kreis Euskirchen – Gastronomische Betriebe, Vereine und Veranstalter in der Eifel sollen es ab sofort einfacher haben, die verpflichtenden Registrierungsdaten ihre Besucher zur eventuellen Corona-Nachverfolgung zu erfassen. Die kostenlose „Melde-App Eifel“ wurde jetzt von der touristischen Dachorganisation der Region, der Eifel Tourismus GmbH (ET) in Prüm, vorgestellt.
„Die Zettelwirtschaft hat ein Ende!“ Dauns Landrat Heinz-Peter Thiel, Aufsichtsratsvorsitzender der Eifel Tourismus GmbH, fasste die Motivation zur neuen App, die das IT-Unternehmen Shapefruit aus Bad Neuenahr-Ahrweiler entwickelt hat, in einer Videokonferenz zum Thema „Melde-App Eifel“ in diesem kurzen Satz zusammen.
Um nichts weniger geht es den Verantwortlichen des Eifel-Vermarkters: „Unsere Betriebe sind derzeit zusätzlich durch die Erfassung der Gästedaten per Zettel belastet, und jeder hat sein eigenes System“, so Stephan Köhler von der ET. Dazu kommt: Immer wieder sind die Angaben unvollständig, nicht lesbar – oder schlicht gefakt. Ein Problem, auf das man in den vergangenen Wochen in vielen Gesprächen mit Gastronomen, und Vereinen in der Eifel aufmerksam gemacht worden sei, so ET-Geschäftsführer Klaus Schäfer.
Die Lösung soll jetzt die für die Touristiker 3600 Euro teure „Melde-App Eifel“ sein: Über die ET in Prüm können sich ab sofort teilnehmende Betriebe kostenlos registrieren und die Datenverwaltung auf ihrem Rechner installieren. Die Gäste müssen nur über einen QR-Code auf ihrem Smartphone ihre Daten eingeben. Die „Melde-App Eifel“ downloaden müssen sie nicht.
Das hört sich einfach an und soll, so Schäfer und Thiel übereinstimmend, „ein Angebot nicht nur für unsere 3000 gastronomischen Betriebe in der Eifel, sondern auch für alle Vereine, alle Kulturschaffenden und darüber hinaus alle Aktiven in der Region sein.“ Einen Zwang zum Mitmachen gibt es allerdings für die Betriebe nicht. „Wir sind da im offenen Wettbewerb“, so Klaus Schäfer.
Binnen Tagesfrist, so versichert die ET, können sich die Betriebe nun über einen entsprechenden Link kostenlos registrieren und die App für ihr Restaurant, für ihren Fußball- oder Musikverein freischalten lassen. Der ausgedruckte QR-Code zum Einscannen übers Smartphone der Gäste liegt dann etwa am Eingang zum Vereinsheim oder auf den Restauranttischen aus.
Der Gast scannt den QR-Code ein, gibt seine Daten ein und meldet sich beim Verlassen der Adresse durch ein erneutes Einscannen des Codes einfach ab. Das Restaurant kann nun, so es vom Gesundheitsamt zwecks Corona-Nachverfolgung dazu aufgefordert wird, die gesammelten Daten mit einem entsprechenden Dateiformat per Mail verschicken. Nach 30 Tagen werden die Tagesdaten gelöscht.
Sicherheitsmaßnahmen
Als besonderer Service, so Benjamin Bellardita von Shapefruit, der die App entwickelt hat, sei beim Besuch eines weiteren teilnehmenden Betriebs „keine erneute komplette Dateneingabe nötig“. Der letzte Check-in werde als „Sessionverlauf erfasst, mehr Daten aber nicht“, so sein Versprechen.
Gespeichert würden alle Daten – natürlich den Bestimmungen der Datenschutzgrundverordnung entsprechend – der „Melde-App Eifel“ auf deutschen Servern, betont Klaus Schäfer. Das sei eine der Sicherheitsmaßnahmen, die nötig seien, um Missbrauch zu vermeiden. In jüngster Zeit hatte der Hamburger Chaos Computer Club (CCC) bei vergleichbaren Apps erhebliche Sicherheitslücken festgestellt. „Zudem ist ein Tracking der Daten, also ein unerlaubtes Weiterleiten zu anderen Internetseiten, nicht möglich“, versichert Software-Entwickler Bellardita. Sein Unternehmen habe immerhin „schon vier andere touristische Gebiete in Rheinland-Pfalz“ vom Sinn und Zweck der werbefreien Melde-App überzeugt.
Vom Internet abhängig
Bei der ET in Prüm ist man nun gespannt, wie das neue Angebot, das die Mitarbeiter in der Eifelgastronomie und die Ehrenamtlichen in den Vereinen entlasten und eine sichere Personendatenerfassung gewährleisten soll, angenommen wird.
In der Praxis wird über den Einsatz der neuen elektronischen Datenerfassung am Ende entscheiden, ob vor Ort ein Mobilfunknetz oder wenigstens ein Internet gebundenes W-Lan zur Verfügung steht. Andernfalls bleibt den Gastronomen oder den Vereinen nur wie bisher die „Zettelwirtschaft“.