Georg Cornelissen mit „dat & wat“Neuer Sprachatlas widmet sich rheinischen Dialekten

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Köln – Ob sich jemand etwas in die Taisch oder Täsch steckt, im Dörp oder Dorf wohnt und sich abends mit einem Plümmo oder Oberbett zudeckt, ist sprachlich gesehen, eine Frage des Wohnortes: Nordrhein-Westfalen ist das Land der tausende Dialekte. Umso mehr bedarf es der Orientierung: Wo spricht man so wie bei uns? Und wie sagt man anderswo zwischen Emmerich und Eifel? Antworten darauf gibt der Sprachatlas „dat & wat“, der am Mittwoch beim Greven Verlag in Köln vorgestellt wurde. Verfasst hat ihn Dr. Georg Cornelissen, der langjährige Leiter des Sprachteams im Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte (ILR) des Landschaftsverbandes Rheinland.

Es ist bereits das sechste im Greven-Verlag erschienene Buch des Germanisten und das zwölfte insgesamt. „Georg Cornelissen ist unser Bestsellerautor ", sagte Verlagsgeschäftsführer Damian van Melis. Die hohen Verkaufszahlen seiner Bücher zeigten, die Mundart lebt und findet großes Interesse.

Grafik Sprachatlas (1)

Alles andere als eine trockene Materie fand auch Kabarettist Konrad Beikircher bei der launigen Präsentation des gebundenen Werks. Wer rheinisch denkt und fühlt, dem wird die Lektüre des Buches gefallen, lobte Beikircher, zumal es leicht verständlich und mit viel Humor geschrieben ist. Beikircher, gebürtig aus Südtirol, und bestens dafür bekannt, dass er dem Rheinländer so wunderbar von den Lippen abliest, bedauerte, dass sich viele im Rheinland ihrs Dialektes schämen, dabei vermittele gerade das Platt enge Heimatverbundenheit und ein Zugehörigkeitsgefühl. In seiner alten Heimat aber sei man stolz auf seine Sprache. Cornelissen sei ein Navigator der rheinischen Sprache. Sein Buch zeige wie Rheinländer der verschiedenen Generationen und Orte ihre Sprache leben und sprechen – vom alten Dialekt („Platt“) über den rheinischen Regiolekt bis zum Hochdeutschen.

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Der Sprachatlas basiert auf der Auswertung von tausenden Fragebögen, die das Sprachteam des ILR in den vergangenen mehr als 20 Jahren zur Dialektforschung bei Personen zwischen 16 und 65plus erhoben hat, sagte der Autor selbst nach den Lobeshymnen. In 50 farbigen Karten zeigt der Autor die Verbreitung bestimmter Wörte. Den Weckmann kennt man im Hochdeutschen fast im ganzen Land, nur in einem Streifen im Osten von Hamminkeln bis Bergneustadt ist der Stutenkerl gebräuchlicher. Im Dialekt aber schmeckt er den Kindern auch als Puhmann, Buckmann oder Kloskerl. Die meisten farblichen Sprenkel, nämlich acht, weist die Karte zum Fußball spielen auf. Vom bolzen, pöhlen, kicken, Foßball spille, futballen, pengen, flabben ist da quer beet durchs Land die Rede. Ein Fazit seiner langjährigen Forschungen: am meisten Platt spricht noch die älteste Generation 65plus und vor allem Menschen in der Eifel. Was auch daran liege, dass dort die Bevölkerungen weniger durch Immis durchmischt sei.

So unterschiedlich zwischen Eifel und Emmerich auch gesprochen wird, es gibt einen kleinsten gemeinsamen Nenner: dat und wat kommen mit Ausnahme dreier Dörfer am Niederrhein in allen Dialekten vor. Cornelissen, der Ende April in den Ruhestand geht, stellte klar, dass sein Werk aber nur eine Momentaufnahme sei. Sprache sei immer in Bewegung und deshalb verschieben sich auch die Grenzen oder werden neu gebildet.

Georg Cornelissen „dat & wat“, Der Sprachatlas für das Land am Rhein zwischen Emmerich und Eifel, 216 Seiten, Leinen-Einband mit Lesebändchen, ISBN 978-3-7743-0932-6, 28 Euro

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