Grippe-Virus breitet sich ausAcht Todesopfer in Köln und Euskirchen

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Köln/Bonn – Mindestens 136 Menschen sind in Deutschland bisher nachweislich an einer Influenza-Infektion gestorben, davon nach Behördenangaben sieben in Köln und eine Person in Euskirchen. Die Grippe grassiert und damit die Zahl der Infektionen, die in Köln in dieser Woche mit knapp 500 Influenza-Fällen den höchsten Stand seit 2012 erreicht haben dürfte, wie Dr. Anne Bunte, die Leiterin des städtischen Gesundheitsamtes berichtete.

Auch Ministerpräsident Laschet krank

Bundesweit wurden dem Robert-Koch-Institut (RKI) in dieser Woche mehr als 24 000 neue Infektionen gemeldet, 2500 in NRW, gestern soll es auch Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) erwischt haben. Vor allem im südlichen Rheinland sei die Lage extrem. Erfasst werden nur Infektionen, bei denen das Virus durch Rachen- oder Nasenabstriche im Labor nachgewiesen wurde. Mit einer hohen Dunkelziffer sei also zu rechnen.

Insgesamt sind in der Grippesaison rund 82 000 Menschen nachweislich an Grippe erkrankt, teilte die Arbeitsgemeinschaft Influenza mit. Unter den bisher 136 Grippetoten seien vorwiegend Menschen im Seniorenalter, die oft Vorerkrankungen hatten. Die wirkliche Zahl der Todesfälle könne höher liegen, erläuterte RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher. Bei einer bakteriellen Lungenentzündung als Todesursache ließen sich Grippe-Erreger als Ursache oft nicht mehr nachweisen. (dpa)

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Auch in Bonn steigen die Grippeerkrankungen von Woche zu Woche sprunghaft. Von 34 Fällen in der 6. Kalenderwoche, über 50 in der Woche darauf, auf aktuell 100 Infektionen, 300 sind es seit Anfang Januar. Etwas entspannt hat sich die Lage in der LVR-Klinik Bonn. Am vergangenen Sonntag hatte die Krankenhausleitung einen Aufnahme- und Besuchsstopp verhängt, nachdem sich in kurzer Zeit mehr als 20 Patienten und Mitarbeiter mit Grippe angesteckt hatten. Seit gestern will die Klinik sukzessive zumindest wieder Notfälle aufnehmen, zunächst aber ausschließlich gesetzlich unterzubringende Patienten.

Viele kranke Mitarbeiter

Auch im Rhein-Sieg-Kreis hat die Grippe Auswirkungen auf die stationäre Patientenversorgung. „Wir haben ein komplett volles Haus“, berichtet Bertin Blömer, der Geschäftsführer der GFO-Kliniken in Troisdorf und Sieglar. „Wir haben aber keine Häufung von Grippefällen“, es müssten keine Stationen isoliert werden. „Eine ganz normale Entwicklung“, für den Klinik-Geschäftsführer.

Probleme bereitet aber der hohe Krankenstand unter den Mitarbeitern. „Wir haben Probleme, die Dienstbesetzung auf den Stationen zu gewährleisten.“ Teilweise wisse man heute nicht, wie am nächsten Tag der Tag- oder Nachtdienst zu besetzen sei. „Ständig“ müssten Kollegen gebeten werden, auf ihre eigentlich freien Tage zu verzichten und einzuspringen“, so Blömer.

Noch sind in Troisdorf oder Sieglar keine Stationen geschlossen, auf einer Station in der Innenstadt allerdings fehlen derzeit die Nachtwachen. „Wir versuchen, über Entlassungen die Belastung zu senken“, so Blömer. „Wer nicht unbedingt im Krankenhaus bleiben muss“, werde entlassen. So werden derzeit in einer Troisdorfer Station mit 30 Betten nur 14 Patienten versorgt.

Mehr als 100 Fälle in Oberberg

Anspannung herrscht auch im Oberbergischen Kreis, wo sich die Fallzahlen von einer auf die andere Woche auf rund 100 mehr als verdoppelt haben, wie Kaija Elvermann, Leiterin des Kreisgesundheitsamtes, auf Anfrage sagte. Sie rechnet mit einem weiteren Anstieg der Infektionen. Ähnlich ist die Lage im Kreis Euskirchen. 226 Influenza-Infektion wurden bisher von Ärzten gemeldet. Im gesamten Jahr 2017 waren es nur 76 Fälle. In der Grundschule Schleiden musste gestern der Unterricht ausfallen, weil sich zu viele Lehrer grippekrank meldeten.

Eher moderat in Rhein-Berg

Im Rheinisch-Bergischen-Kreis verläuft die Grippewelle hingegen vergleichsweise moderat. Vorletzte Woche waren acht Influenza-Fälle gemeldet, in den vergangenen beiden Wochen jeweils 23, teilte Kreispressesprecher Alexander Schiele mit. Für dezimierte Kitas, Schulklassen und Büros sorge vor allem ein hartnäckiger grippaler Infekt, der zwar nicht so gefährlich ist, aber oft wochenlang für teils heftige Beschwerden sorgt. Dass es angesichts des grassierenden Virus nicht immer leicht ist, noch den Überblick zu behalten, zeigt die Stadt Düsseldorf. In den Bürgerämtern komme es im Moment krankheitsbedingt zu langen Wartezeiten. Wie viele Stadtmitarbeiter allerdings mit Grippe ausfielen, könne nicht gesagt werden,weil selbst die Bearbeiter der Krankenscheine krank seien, berichtete die Deutsche Presseagentur.

Keine Zahlen aus Rhein-Erft

Fallzahlen aus dem Rhein-Erft-Kreis gibt es nicht. „Weil sie nicht annähernd die Realität wiedergeben“, sagt Sprecher Simon Kall. „Die Labore, bei denen die Grippeerkrankung nachgewiesen wird, melden ihre Fälle zwar dem Gesundheitsamt. Nicht aber jeder Arzt, der einen Grippekranken behandelt, ordnet trotz der Meldepflicht auch eine Laboruntersuchung an. Die Dunkelziffer ist weitaus höher.“ Seit drei Wochen sei die Zahl der Grippeerkrankungen aber signifikant gestiegen.

Nach wie vor empfehlen Gesundheitsämter sich impfen zu lassen. Vorwiegend kursieren Grippeviren des Typs B. Anfängliche Zweifel an der Wirksamkeit des Dreifach-Impfstoffs, den die Krankenkassen bezahlen, haben sich laut Robert-Koch-Institut (RKI) nicht bestätigt. „Die Wirksamkeit des Impfstoffs liegt bei 46 Prozent“, sagt RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher. Das sei bei der üblichen Schwankungsbreite von 20 bis 60 Prozent Wirksamkeit bei Grippe gar nicht schlecht. Der Impfstoff kann nicht zu hundert Prozent treffen. Ein Grund ist, dass er vor Beginn der Grippesaison auf der Basis von Wahrscheinlichkeiten zusammengestellt wird. Auch aktuell sei aber die Impfung noch sinnvoll. (dpa, ch, dk, eck, kmm, kmü, lm)

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