Kölntourismus-Chef Jürgen Amann„Tolle Partys im Stadion erlebt“

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Fan durch und durch: Jürgen Amann im Büro von Kölntourismus und bei der Zweitliga-Meisterfeier des FC Ingolstadt im Jahr 2015 mit Lukas Hinterseer und seinen Töchtern.

  • Seit wenigen Monaten ist Jürgen Amann nun schon Chef von Kölntourismus und startete mit der Corona-Krise gleich mal unter besonderen Voraussetzungen in den neuen Job.
  • Im "anderen Gespräch" darf der Interviewpartner das Thema wählen. Nur die eigene Profession ist tabu.
  • Jürgen Amann sprach mit Dierk Himstedt über seine Fußballleidenschaft.

Köln – Seit fünf Monaten ist Jürgen Amann Chef von Kölntourismus. Vor allem im Fußball sucht Amann  gerne nach Ästhetik und kreativen Kombinationen. Wir haben mit ihm gesprochen.

Wo wären Sie am Samstag, wenn es keine Geisterspiele geben würde?

Amann: Am Samstagabend wäre ich natürlich im Stadion in Ingolstadt und würde mir das Rückspiel der Relegation zum Einzug in die 2. Bundesliga anschauen.

Da hätte Sie auch nichts davon abgebracht?

Ein wichtiger geschäftlicher oder privater Termin hätte mich davon abgebracht, aber das wäre es dann auch schon an Einschränkungen. Der Fußball steht bei mir also nicht über allem. Aber grundsätzlich wäre ich dabei gewesen.

Wie läuft bei Ihnen ein Fan-Besuch im Stadion genau ab?

Das ist unterschiedlich. Ich bin schon im Fan-Bus zu Auswärtsspielen des FC Ingolstadt mitgefahren. Manchmal fahre ich mit meinem 16-jährigen Sohn Paul oder auch mit der ganzen Familie mit dem Auto oder mit dem Zug. Für mich ist wichtig, früh im Stadion zu sein. Mein Ding ist es nicht so, sich vorher mit anderen in einer Fan-Kneipe zu treffen. Ich will die Stadion-Atmosphäre einsaugen, zusehen, wie die Mannschaften sich vorbereiten. Das liebe ich.

Und am Ende eines Spiels und danach?

Natürlich bleibe ich immer bis zum Schluss. Vorher gehen, um Staus oder Besucherschlangen zu meiden, kommt bei mir nicht in die Tüte. Dadurch habe ich schon tolle Partys, auch auf den gegnerischen Rängen, miterlebt. In Ingolstadt ist Braunschweig schon mal Meister geworden. Da hab ich mir eine Stunde lang angesehen, wie die ihren Erfolg abgefeiert haben.

Was war die weiteste Fahrt mit dem FC Ingolstadt?

In der Aufstiegssaison 2014/15 habe ich mal zusammen mit meinem Sohn spontan entschieden, zum Auswärtsspiel beim FC St. Pauli nach Hamburg zufahren. Also kurz entschlossen am Freitagabend online die Zugtickets gebucht und dann am Samstagmorgen um 6 Uhr zum Bahnhof. Nach dem Spiel, es ging 1:1 aus, sind wir die fünfeinhalb Stunden mit dem Zug gleich wieder zurückgefahren.

Und die weiteste Anreise überhaupt?

Das war wieder mit meinem Sohn. Da sind wir für fünf Tage nach Manchester geflogen, um Manchester City zu sehen und dazu noch ein paar Tage Urlaub zu machen. Ich selber habe mal eine mehrtägige Tagung in Edinburgh mitgemacht. Und ich wusste, dass es dort – übrigens genauso wie in Glasgow die Celtics und die Rangers – zwei Mannschaften mit katholischer und protestantischer Vergangenheit gibt: den Hibernian FC und Heart of Midlothian FC. Also ein Verein musste an dem Wochenende spielen. So war es dann auch. Zwei Tage später bin ich dann an dem Abend die 70 Kilometer von Edinburgh nach Glasgow gefahren, weil zufällig der FC Valencia in der Europa League gegen Celtic gespielt hat. Wunderbar.

Sind Sie Fan oder ein so genannter „Groundhopper“, der viele Vereine sehen will?

Ein Groundhopper, der nach einer Liste ,In welchem Stadion war ich noch nicht?’ vorgeht, bin ich nicht. Aber wenn ich irgendwo bin, schaue ich oft, ob ein Spiel mit einer oder zwei Mannschaften läuft, die mich interessieren. Das muss auch kein Bundesliga-Spiel sein. Ich würde sagen, ich bin eher ein Fan, der den Fußball liebt. Und dabei vor allem ein Anhänger des schönen, ästhetischen Fußballs und weniger der Grätschen oder des athletischen Spiels.

Gibt es Spiele, wo Sie gerne mal dabei wären?

Ja, ich habe da schon meine „Bucket List“ von Klassikern, die ich mir gern mal live anschauen würde: In Schottland sicher „The old firm“ Glasgow gegen Celtic oder in Istanbul Besiktas gegen Galatasaray oder den spanischen El Clásico Real gegen Barcelona, aber auch das Derby in Belgrad – eben Spiele, von denen man weiß, dass die Atmosphäre besonders ist, wo die Stadien „brennen“.

Wie ist Ihre Leidenschaft für den Fußball entstanden?

Ich habe selber Fußball gespielt, von der Jugend bis zu den Erwachsenenteams. Nicht besonders gut und hochklassig, aber das Spiel hat mir von Anfang an gefallen. Hinter den Spitzen war meine Lieblingsposition, also eher der technische Fußballer. Kopfball und Zweikampf war nicht so mein Ding. Vielleicht auch der Grund, warum ich heute die eleganten Spieler mag, die intelligent mit dem Ball umgehen und strategisch spielen. Später habe ich dann lange noch als Jugendtrainer in Ingolstadt meine Freizeit verbracht, bis es dann beruflich und zeitlich nicht mehr hingehauen hat. Das hat mir riesigen Spaß gemacht, und ich vermisse das auch.

Und die komplette Familie hat da Wochenende für Wochenende mitgemacht?

Sonst hätte das nicht funktioniert und ich hätte das dann auch nicht so machen können. Meine älteste Tochter hat ja selber Fußball gespielt. Und meine Frau war an vielen Wochenenden mit auf dem Platz und interessiert sich mittlerweile auch für den Fußball. Für mich war und ist das natürlich ein Glücksfall.

Als der FC Ingolstadt 2015 in die Bundesliga aufgestiegen ist, wie war das für Sie?

Das war großartig. Der damalige Trainer Ralph Hasenhüttl hatte die Mannschaft so eingestellt, dass fast jeder Spieler an seiner Leistungsgrenze spielte, und die Mannschaft unglaublich clever agierte. Das war eine Freude, denen zuzuschauen. Wir haben zu Beginn der Saison zuhause mit 3000 Zuschauern angefangen. Ein Kölner Fan kann sich das wahrscheinlich gar nicht vorstellen. Aber später, als dann die Siege kamen, war die Hütte regelmäßig voll. Der hat wirklich geschafft, die Mannschaft und die ganze Stadt mitzunehmen. Ich habe in der Zeit das erste Mal Menschen mit einem Ingolstadt-Trikot in der Stadt rumlaufen sehen. Das war toll.

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Apropos Köln. Waren Sie vor dem Corona-Lockdown schon im Kölner Stadion?

Ja, zwei Spiele habe ich mir angeschaut.

Und?

Tolle Atmosphäre. Die Leute sind leidensfähig und nicht sofort sauer, wenn es mal nicht läuft. Das gefällt mir.

Wenn Ingolstadt im Pokal gegen den 1. FC Köln spielen sollte, wie wäre Ihr Tipp?

Nach großem Fight der Ingolstädter gewinnt der FC knapp.

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