Abstieg von Fortuna KölnIn die Trauer der Fans mischt sich Hoffnung

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Fortuna Spieler

Hängende Köpfe gab es bei den Spielern des SC Fortuna Köln auch nach dem Abstieg.

  • Im Lager der Fans ist die Enttäuschung groß nach dem erneuten Abstieg.
  • Doch nicht alle lassen den Kopf hängen. Bezirksbürgermeister Hupke sieht darin sogar eine Chance.
  • Wir werfen einen Blick auf die Vergangenheit und die Zukunft der Fortuna Köln.

Köln – Seit der Niederlage beim TSV 1860 München herrscht in der Südstadt die bittere Gewissheit: Fortuna Köln steigt aus der Dritten Liga in die Regionalliga ab und ist in der bewegten Geschichte um ein negatives Erlebnis reicher.

Dem Aufstieg in die Erste Liga 1973, vielen guten Jahren als Zweitligist, der Niederlage im DFB-Pokalfinale gegen den 1. FC Köln unter Jean Löring und dem Absturz in die Insolvenz folgte ein erneuter Aufstieg. Angeführt von Klaus Ulonska als guter Seele des Vereins und später auch unter der Führung des Präsidenten Hanns-Jörg Westendorf und Investor Michael W. Schwetje ging es zurück in den Profifußball.

Nachdem nun klar ist, dass wieder die Regionalliga wartet, muss das Fanlager die Ereignisse erst einmal verarbeiten. Die „Eagles“, die Ultra-Gruppe der Fortuna, wollten am Montag noch nicht über ihren Gemütszustand reden. „Es ist ja völlig verständlich, dass die Jungs nach dem Wochenende bedrückt sind“, erklärt der Fan-Beauftragte der Fortuna, Ingolf Stollens. Dem langjährigen Fortuna-Fan und Ehrenamtler Josef Kortlang, der beim entscheidenden Spiel in München vor Ort war, geht der Abstieg persönlich nah. „Auch wenn sich der Ausgang schon nach dem Abschied von Uwe Koschinat angedeutet hatte, gab es viele Tränen in München.“

Das Südstadion wird bleiben.

Das Südstadion wird bleiben.

Neue Chance für den Verein ohne Investor

Auf der anderen Seite kann sich die Trauer aber auch schnell in die Zuversicht verwandeln, in der neuen Liga etwas Neues aufzubauen. Als der Abstieg feststand, wickelte Investor Michael W. Schwetje die GmbH ab. Er wird in Zukunft nichts mehr mit der Fortuna zu tun haben. „In jedem Anfang liegt ein gewisser Zauber“, meint beispielsweise Bezirksbürgermeister Andres Hupke, der seit Jahrzehnten treuer Anhänger der Fortuna ist. „Ich betrachte den Abstieg gar nicht so sehr als Katastrophe. Wir haben nun die Möglichkeit, den Verein stärker zu machen und im positiven Sinne zu demokratisieren“, erklärt Hupke.

Nicht mehr mit an Bord ist Investor Michael W. Schwetje.

Nicht mehr mit an Bord ist Investor Michael W. Schwetje.

„Die Mitglieder müssen das Gefühl bekommen, ihre Gedanken mit dem Vorstand austauschen zu können“, sagt auch Kortlang. Beste Grundlage dafür ist Präsident Hanns-Jörg Westendorf, der direkt nach dem Abstieg vom Beginn einer neuen Ära sprach. „Jeder, der am Samstag die Tränen unseres Präsidenten gesehen hat, weiß, dass er den Verein mehr liebt als alles andere. Genau solche Leuten brauchen wir jetzt“, sagt Kortlang.

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Auch wenn der Aufstieg in die Drittklassigkeit vor fünf Jahren ohne Schwetje nicht möglich gewesen wäre, richtete sich in dieser Saison viel Wut gegen den Investor. Vor allem, als dieser nach dem folgenschweren Weggang von Trainer Uwe Koschinat auf Tomasz Kaczmarek als Nachfolger setzte und darauf verzichtete, ihm einen Sportlichen Leiter an die Seite zu stellen. Als eine kleine Gruppe der Fans den Investor mit Spruchbändern angegriffen hatten, initiierte Kortlang eine Gegeninitiative mit einem Banner mit der Aufschrift „Michael Schwetje – Einer von uns.“ Auch Hupke, der das Duo Schwetje und Ulonska im Rückblick als „kongenial“ bezeichnet, hatte nach dem Tod Ulonskas mit ansehen müssen, in welche Richtung sich Schwetje alleine entwickelte.

Klaus Ulonska

Klaus Ulonska

In der Frage des Spielorts bleibt bei der Fortuna nun alles beim Alten. Auch in der Regionalliga wird der Verein seine Heimspiele im Südstadion austragen. Unklarheit besteht hingegen bei den Kölner Sportstätten weiterhin in der Frage, wie es für den FC Viktoria Köln weitergeht. Verspielen die Rechtsrheinischen am kommenden Wochenende den Aufstieg in die Dritte Liga, bleibt auch in Höhenberg alles beim Alten. Steigt die Viktoria auf, könnte eine gemeinsame Nutzung des Südstadions eine Lösung sein. Pläne für einen Ausbau zu einem reinen Fußball-Stadion tauchten schon vor mehreren Jahren auf. Ein gemeinsamer Spielort wäre allerdings für beide Vereine die ungeliebteste Lösung. Die Viktoria hofft darauf, auch im Falle eines Aufstiegs in Höhenberg bleiben zu können. Eine Entscheidung des Verbands steht diesbezüglich noch aus.

In der Südstadt zerbricht nichts

„Auch wenn wir jetzt abgestiegen sind – hier in der Südstadt zerbricht nichts“, sagt Kortlang. Die Südstadt steht weiter hinter dem Verein, der ohnehin kleine Kern der Fans wird auch in der Regionalliga kommen. Das Team wird sich derweil stark verändern. „Wichtig wäre es, wenn Kapitän Hamdi Dahmani als Identifikationsfigur und zwei, drei andere Spieler aus dem aktuellen Kader bleiben“, hofft Kortlang. „Wir brauchen nun Geduld, Beharrlichkeit, Umsicht und Freude, um gemeinsam wieder ein funktionierendes Ensemble auf die Beine zu stellen“, ist sich Hupke sicher. „Dann kommt irgendwann auch wieder der Erfolg und die Lockerheit zurück. Und dann kommen die Menschen auch wieder zu uns.“ Der ganze Verein müsse dabei an einem Strang ziehen. „Wir müssen einen Schritt nach dem anderen nehmen, doch so können wir vielleicht eines Tages auch wieder oben anklopfen.“

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