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Abstieg besiegeltDie lange Fortuna-Reise durch die dritte Liga endet in München

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Fortuna-Coach Oliver Zapel.

München/Köln – Ziemlich genau fünf Jahre nach dem sensationellen Aufstieg bei der Reserve des FC Bayern München, endete an gleicher Stelle im Stadion an der Grünwalder Straße die Drittliga-Geschichte des SC Fortuna Köln.

Viele der knapp 500 mitgereisten Kölner Fans, die in Gedanken an den späten 1:2-Aufstiegstreffer von Oliver Laux im Frühsommer 2014, auch vergangenen Samstag beim TSV 1860 München Hoffnung hatten, brachen nach dem Schlusspfiff zum 2:3 (2:2) um 15.21 Uhr in Tränen aus. „Auch ich habe feuchte Augen bekommen“, berichtete Hanns-Jörg Westendorf niedergeschlagen.

Der Präsident der Fortuna hatte mit seiner Mannschaft gezittert und bis zum Schluss gehofft. Nachdem Thomas Bröker nach Vorarbeit von Robin Scheu (24.) und Moritz Fritz per Strafstoß (27.) die zwischenzeitliche Wende geschafft hatten, schien das Unvermeidliche tatsächlich noch vermeidbar. Aus dem 0:1 durch Benjamin Kindsvater hatten die Kölner ein 2:1 gemacht.

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„Vor dem 2:2 können wir den Ball eigentlich klären“, ärgerte sich Westendorf über eine weitere, nicht drittliga-taugliche Aktion der schwächsten Defensive der Liga (62 Gegentreffer). Sascha Mölders traf in der Nachspielzeit der ersten Hälfte.

Trainer Oliver Zappel bricht in Tränen aus

Nach dem Seitenwechsel erwies Bernard Kyere seinem Team einen Bärendienst. Gelb vorbelastet ging er zu ungestüm gegen Kodjovi Koussou zu Werke und sah eine strittige, aber nicht unverdiente Ampelkarte (46.). In Unterzahl fand die Fortuna keine Mittel mehr. So versetzte Münchens Joker Prince-Osei Owusu den Kölnern den K.o. (85.).

Mit seinem 3:2 besiegelte er den Gang der Fortuna zurück in die Regionalliga. Vor dem letzten Heimspiel gegen Großaspach kann die Fortuna als Vorletzter (39 Punkte) Carl Zeiss Jena (1:0 in Meppen) auf dem ersten Nichtabstiegsplatz mit 43 Punkten nicht mehr erreichen.

Nachdem er seine Tränen getrocknet und einige der Anhänger getröstet hatte, analysierte Präsident Westendorf die Situation treffend: „Man muss klar sagen, dass keiner absteigt, weil er durchgehend nur Unglück hat. Das passiert vor allem bei einer Verkettung von zu vielen Fehlern.“

Diese Fehlerkette wurde beim Traditionsverein aus Zollstock im Sommer losgetreten. Leistungsträger wie der zu Zweitligist Greuther Fürth abgewanderte Daniel Keita-Ruel konnten nicht adäquat ersetzt werden. Selbst große Namen wie Moritz Hartmann, Benjamin Pintol oder Winter-Transfer Anatole N’Gamukol sprangen im Angriff in die Bresche.

Der sportliche Kompass war weg

„Nach dem Abgang von Uwe Koschinat ist uns zudem der sportliche Kompass auf allen Ebenen abhandengekommen“, gab Westendorf zu. Der Aufstiegstrainer und Allesmacher hatte die Fortuna auf Rang elf mit 14 Punkten verlassen und rettete den SV Sandhausen vor dem Zweitliga-Abstieg.

Investor und Geschäftsführer Michael W. Schwetje installierte im Alleingang Tomasz Kaczmarek, der nicht nur einen schweren 0:13-Tore-Start gegen Wehen-Wiesbaden und Unterhaching hatte, sondern mit lediglich 21 Punkten aus 21 Spiele einen Teil zum Niedergang der Südstadt-Elf einen Großteil beitrug. „Wie haben keinen guten Fußball gespielt. Da muss man schon von einer falschen Entscheidung sprechen“, bezog Westendorf klar Stellung zum Ex-Viktoria Köln-Coach. „Oliver Zapel hat die Mannschaft dann noch einmal wachgeküsst.“

Korrektur kam zu spät

Auch Schwetjes „letzte Patrone“ holte aus den letzten drei Spielen in Würzburg (0:2), gegen Meppen (1:1) und nun in München aber nur einen Punkt und brach auf der emotionalen Pressekonferenz an der Grünwalder Straße in Tränen aus.

„Die Korrektur kam zu spät und wir müssen jetzt damit leben“, stellte Westendorf klar und äußerte sich auch zum nun anstehenden Ausstieg von Schwetje, der die Spielbetriebs-GmbH „sauber abwickeln“ wird: „Ohne ihn wären wir nicht in die Dritte Liga gekommen, irgendwo ist es jetzt aber auch gut, dass diese Ära vorbei ist und wir wieder ein ganz normaler Fußballverein sind.“

Die Situation ohne Investor und TV-Gelder in Millionen-Höhe treffe den Verein „nicht ganz unerwartet.“ Seit gut einem Monat liegen die Regionalliga-Pläne in der Schublade. „Wir haben positive Signale von unseren Großsponsoren und werden auch weiterhin Profifußball spielen.“ Um diesen im Südstadion zu gewährleisten, müsse nun möglichst schnell der Trainer für die kommende Viertliga-Saison gefunden werden. Hier werden auch Gespräche mit Oliver Zapel geführt. Diese Position und die des Sportliche Leiters seien die wichtigsten.

Weil aber alle Profi-Verträge nur für die Dritte Liga gelten, äußerte Westendorf einen weiteren Wunsch. „Ich als Präsident fände es gut, wenn Hamdi Dahmani als Gallionsfigur bleibt.“ Der Kapitän musste in München verletzt passen und beobachtete den Abstieg auf der Bank. Genau wie alle Fortunen muss auch Dahmani alle negativen Emotionen zunächst sacken lassen, um sich dann für die Zukunft zu orientieren.

TSV 1860 München: Hiller; Paul, Belkahia (28. Mauersberger), Lorenz, Steinhart; Wein; Kindsvater (82. Owusu), Lacazette, Bekiroglu, Koussou (64. Willsch); Mölders. – Fortuna Köln: Rehnen; Kyere, Fritz, Uaferro; Ernst, Brandenburger; Schiek, Eberwein, Scheu (84. N’Gamukol); Hartmann, Bröker (58. Exslager, 79. Abu Hanna). – SR.: Lossius (Bonn). - Zuschauer: 15 000. – Tore: 1:0 Kindsvater (18.), 1:1 Bröker (24.), 1:2 Fritz (27./Foulelfmeter), 2:2 Mölders (45.+1), 3:2 Owusu (85.). – Gelb-Rot: Kyere (46./Köln).

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