Verkehr in KölnBahn investiert 160 Millionen in Stellwerk – Züge fallen aus

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Stellwerk Maybachstraße

Für den Laien wirkt die neue Stellwerkstechnik unspektakulär: Die Fahrdienstleiter sitzen vor Computer-Monitoren, überwachen den Zugverkehr per Mausklick.

  • Die Bahn investiert 160 Millionen Euro in neue Stellwerkstechnik.
  • Die Ausstattung aus den 1970ern wird endlich abgelöst und ein Stellwerk an der Maybachstraße entsteht.
  • Für Bahnreisende bedeutet der Umbau aber auch Zugausfälle.

Köln – Leise summende Rechner statt klackernder mechanischer Relais aus den 1970er-Jahren, Tastatur und Maus statt Knöpfen und Hebeln: Die Deutsche Bahn modernisiert ihre Stellwerkstechnik in Köln von Grund auf. Bis 2024 baut die Konzerntochter DB Netz an der Maybachstraße 149 ein neues elektronisches Zentralstellwerk auf.

Von hier aus wird künftig der gesamte Fern-, Regional- und S-Bahnverkehr im Hauptbahnhof und Bahnhof Deutz sowie im Bereich der Bahnhöfe Nippes, Ehrenfeld und West gesteuert. Rechtsrheinisch reicht der Stellbereich für die S-Bahn bis zu den Bahnhöfen Mülheim und Kalk. Außerdem entsteht hier bis 2025 noch das elektronische Stellwerk (ESTW) „linke Rheinseite“, das die Basis für eine durchgehende digitale Steuerung des Zugverkehrs zwischen Köln und Bonn ist.

Modernisierungsoffensive der Deutschen Bahn

Das rund 160 Millionen Euro teure Projekt ist Teil einer Modernisierungs- und Digitalisierungsoffensive der Bahn, die dieses Jahr 1,5 Milliarden Euro in NRW investiert. Ziel ist, die Kapazitäten im Hauptbahnhof zu erhöhen, täglich passieren ihn mehr als 1300 Züge. Mit dem ESTW können die Zeitabstände zwischen den einfahrenden Zügen verringert werden, bislang sind es mindestens drei Minuten. Man sei froh, dass in Köln das modernste Stellwerk der Bahn gebaut wird, schließlich sei der Hauptbahnhof „einer der meist befahrensten und neuralgischsten Eisenbahnknoten in Deutschland“, sagte Christian Golenia, Leiter Vertrieb und Fahrplan der DB Netz AG Region West.

Bereits Ende 2021 soll die neue Stellwerkstechnik im Bereich der S-Bahn in Betrieb gehen, für die Fern- und Regionalzüge Ende 2024. Während der Umstellung auf die neue Technik werde man den Zugverkehr im Hauptbahnhof komplett sperren müssen, erklärte Golenia. Anders als in Wuppertal soll der Kölner Hauptbahnhof aber nicht für mehrere Wochen lahmgelegt werden. Alle vorbereitenden Arbeiten werden in den nächsten Jahren bei laufendem Zugbetrieb durchgeführt. Die endgültige Inbetriebnahme des ESTW soll in einigen Stunden nachts am Wochenende erfolgen.

Für das neue ESTW, das das alte Stellwerk am Eigelstein von 1975 (siehe Kasten oben) komplett ersetzt und weitaus mehr kann, sind umfangreiche Bauarbeiten erforderlich. Rund 150 Kilometer Kabel werden verlegt, 200 neue Signale aufgestellt und fünf neue Weichen eingebaut. Durch die Bauarbeiten kommt es ab 1. März zu erheblichen Einschränkungen für Bahnkunden.

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„Es ist so, als ob alle drei Spuren auf der Autobahn voller Autos sind, und Sie müssen dann eine Spur sperren“ beschrieb Norbert Reinkober, Geschäftsführer des Nahverkehr Rheinland (NVR), die Herausforderungen des Projekts. Dank des neuen ESTW können künftig mehr Züge fahren, es erlaubt eine höhere Flexibilität bei Gleissperrungen, reduziert Störanfälligkeit und Instandhaltungsaufwand und ist Basis für die Einführung der digitalen Zugsteuerung (ECTS) im Korridor Rotterdam – Genua. Weiterer Effekt: Der Bahnhof Deutz – bislang von Duisburg aus kontrolliert – wird wieder aus Köln gesteuert.

Ausfälle für Bahnreisende

150 Kilometer Kabel müssen verlegt werden, um das neue Stellwerk in Köln an  200 neue Signale anzuschließen. Deshalb kommt es vom 1. März bis 9. April und vom 14. bis 17. April jeweils von Sonntag bis Donnerstag zwischen 20.50 und 4.20 Uhr zu  Fahrplan-Änderungen. Die Linien S 19 und S 11 werden umgeleitet, die Haltepunkte Nippes, Hansaring, Trimbornstraße und Buchforst können nicht bedient werden. Nippes und Hansaring werden mit Ersatzbussen angefahren. Im Hauptbahnhof und Deutz halten die Linien an Fernbahngleisen,  barrierefreier Ein-/Ausstieg ist nicht möglich. Folgende  Linien entfallen: S 12 von Porz-Wahn bis Ehrenfeld, RB 25 von Frankfurter Straße bis Hansaring, S 6 zwischen Mülheim und Nippes. Am Osterwochenende, 10. bis 13. April, werden einige der oben genannten S-Bahnabschnitte durch Busse ersetzt. Weitere nächtliche  Teilsperrungen von Regional- und S-Bahnen gibt es  vom 14. April bis 29. Mai , 7. bis 10. Juni, 15. bis 19. Juni und 21. Juni bis 9. Juli. Tagsüber sind  Teilsperrungen vom 10. bis 13. April und vom 30. Mai bis 1. Juni geplant.

320 Oberleitungsmasten werden im Sommer zwischen Hürth-Kalscheuren und Bonn erneuert, der Fahrdraht wird auf einer Länge von 25 Kilometern ersetzt. Das führt in den Sommerferien zu Voll- und Teilsperrungen zwischen dem 18. Juli und 10. August.  Um die Belastungen für die Kunden zu minimieren, erfolgen  mehr als 90 Prozent der Arbeiten nachts. Weitere Arbeiten plant die Bahn in den Herbstferien, darunter den Bau von Lärmschutzwänden zwischen Südbrücke und Gremberg.

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