Spektakuläre AktionWettkampf der Spezialeinheiten – SEK klettert auf Kölner Domspitze

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Für eine Übung kletterten die SEK-Beamte auf die Spitze am Kölner Dom

Köln – Frank Stötzel bekommt fast glänzende Augen. Gerade ist der Leiter der Kölner Spezialeinheiten (SEK) an diesem Mittwochmorgen vom Nordturm des Doms aus 157 Meter Höhe heruntergestiegen. „Die Aussicht ist atemberaubend. Es ist eine große Ehre für uns, an diesem Ort unsere Übung durchzuführen.“ Wie außergewöhnlich und besonders verdeutlicht Stötzel dann mit folgendem Satz: „Ich habe auf dem Weg herunter einen Steinmetz getroffen. Er arbeitet seit 20 Jahren am Dom und war noch nie oben.“

Der SEK-Chef besuchte auf der Domspitze seine Kollegen, die für den Ernstfall übten. Denn in dieser Woche messen sich in Köln zehn Spezialeinheiten von Polizei und Zoll bei der „Coloniade 2018“ – sie sind in erster Linie zum sportlichen Vergleich in der Stadt, aber im Ernstfall ließe sich das ändern.

München ist der Titelverteidiger

„Diese Woche ist eine schlechte Woche, um anzugreifen“, sagt Frank Stötzel und lächelt. Seine Warnung richtet sich an potenzielle Bankräuber, Geiselnehmer oder Terroristen. Alle zwei Jahre vergleichen sich die Spezialeinheiten an den sechs SEK-Standorten in Nordrhein-Westfalen. Einen ähnlichen Wettkampf veranstaltet nur die GSG 9 der Bundespolizei mit ihrer „Combat Team Conference“ (CTC).

Ähnlich wie in der Fußball-Bundesliga, beim Basketball und beim Eishockey kommt der Titelverteidiger auch bei der Polizei aus München. Als Gäste sind Einheiten aus der Schweiz und den Niederlanden angereist. Zehn Teams sind es – mehr geht nicht. „Das Interesse ist weitaus größer, aber der logistische Aufwand ist enorm“, erklärt Stötzel.

Schon vor anderthalb Jahren hatten die Kölner Spezialeinheiten mit der Planung begonnen, Übungen getestet und Bewertungskriterien aufgestellt. Als Gastgeber darf die Kölner Polizei nicht am Wettkampf teilnehmen. „Das wäre sonst unfair“, sagt Stötzel.

Wettkampf-Höhepunkt

Die Dom-Übung am Mittwoch ist sozusagen der Höhepunkt: In 13 Wettkämpfen treten die Polizisten an vier Tagen gegeneinander an, meist an Orten, die öffentlich nicht zugänglich sind. Denn die Beamten tragen bei den Übungen keine Sturmmasken, wollen aber trotzdem ihre Anonymität wahren. Betreut werden sie von Physiotherapeuten und Sportmedizinern. „Im Grunde sind die Polizisten Spitzensportler“, sagt Stötzel, der als Wettkampf-Leiter fungiert. Welche Aufgaben zu erfüllen sind, verrät er nicht. Nur so viel: Auch der Umgang mit Nachtsichtgeräten spielt eine Rolle, und die Teams haben ihre eigenen Schusswaffen mitgebracht. Die „Coloniade“ ist alles andere als ein vergnügliches Schaulaufen der Elitepolizisten. „Wir fahren die Übungen wie Einsätze. Es geht darum, spezielle Fertigkeiten abzurufen, taktisches Vorgehen zu trainieren und die Kollegen an ihre physischen und psychischen Leistungsgrenzen zu bringen“, erklärt Stötzel.

Für die Spezialeinheiten ist ein Zeltlager aufgebaut worden, der Ort ist geheim. „In der Spitze müssen 250 Personen mit Nahrungsmitteln versorgt werden“, sagt Stötzel. Am Montag hatten die Teams beim Massenstart die Auftaktübung absolviert, hierfür waren sie eigens nach Mechernich (Eifel) gefahren, auf den Truppenübungsplatz in der Schavener Heide. „Hier kam es auf kluges, taktisches Geschick an“, verrät Stötzel. Am Donnerstag steht die Abschlussübung an. Die nächste SEK-Meisterschaft wird in zwei Jahren in Düsseldorf ausgetragen. Dann darf Köln wieder mitmachen und gewinnt vielleicht – wie 2014.

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