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Durch DNA-Analyse bestätigtWolf „GW926m“ ist in der Eifel unterwegs

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Dieses Foto eines Wolfs in der Eifel hat für Aufsehen gesorgt.

Kreis Euskirchen/Mützenich – Für Hermann Carl war der Dienstagvormittag anstrengend. „Mein Handy ist heißtelefoniert“, sagt der ehrenamtliche Wolfs- und Luchsberater aus Monschau. Am Morgen hatte das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) mitgeteilt, dass eines der in der Nacht zum 12. April in Mützenich gerissenen Schafe über die Analyse von DNA-Spuren eindeutig einem Wolf zugeordnet werden konnte.

Gleichzeitig wurde ein Foto aus einer Wildkamera, das am 14. Mai aufgenommen worden war, als Wolfssichtung bestätigt. „GW926m“ lautet nun der offizielle Name des männlichen Wolfes, der über seinen Speichel identifiziert wurde. Woher er stammt, sei unbekannt. Im Februar 2018 wurden seine Spuren bereits in Kerken im Kreis Kleve an zwei Schafen nachgewiesen. Seitdem verlor sich seine Spur, weitere Risse konnten ihm nicht zugeordnet werden.

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Damit ist zum ersten Mal in der Eifel der gesicherte Nachweis für die Anwesenheit eines Wolfes gelungen. Für Hermann Carl ist das keine Überraschung. „Ich hatte damit gerechnet“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Art des Risses habe dafür gesprochen.

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Noch seien die anderen Fälle in Bearbeitung, so Birgit Kaiser de Garcia, Pressesprecherin des Lanuv. Zuständig dafür ist das Senckenberg-Institut in Gelnhausen. So sei die Auswertung der Spuren eines am gleichen Tag gerissenen Tieres noch nicht beendet. „Da ist der Nachweis schwieriger“, erläutert sie. Auch seien die genetischen Analysen bei drei Tieren noch nicht abgeschlossen, die in der Nacht zum 29. April auf einer Weide zwischen Imgenbroich und Mützenich gerissen wurden. Allzu hohe Erwartungen, ob im Fall der Schafsrisse bei Imgenbroich ein ebenso eindeutiges Ergebnis erzielt werden kann, dämpft Carl: „Es war in dem Fall sehr schwer, verwertbares Material zu sichern.“ Von Mützenich aus liegen die Fundorte jedenfalls aus Wolfssicht direkt nebeneinander.

Auch in der vergangenen Woche wurden mögliche Risse entdeckt. Am 14. Mai waren in Mützenich zwei Lämmer gerissen worden. Ein drittes, so vermutet Carl, sei eine Totgeburt. Außerdem ist derzeit ein Fall aus dem Raum Blankenheim in Bearbeitung. Dort wurde am 19. Mai Tierfraß an einer Totgeburt eines Pferdes festgestellt. Dass der Wolf seine Spuren hinterlassen hat, sei nicht sicher, so Carl. Er warnt vor schnellen Urteilen: „So etwas kann auch ein Fuchs oder ein anderes Tier machen.“

Für den Tierhalter aus Mützenich ist die Analyse eine gute Nachricht. Anders als bei einem wildernden Hund wird sein materieller Verlust nun auf Grundlage der „Förderrichtlinie Wolf“ des Umweltministeriums ersetzt. Die sieht eine Entschädigung vor, wenn der Riss nachweislich durch einen Wolf erfolgte.

Panik „nicht angebracht“

Eine Gefahr für die Bevölkerung sieht Carl nicht, Panik sei nicht angebracht. Ein Kind dürfe ja auch nicht jeden Hund auf der Straße streicheln, gab er zu bedenken: „Wir leben völlig anders, als die Menschen vor 200 Jahren gelebt haben.“ Damals sei es nicht ungewöhnlich gewesen, dass während der Feldarbeit ein Säugling am Feldrand hingelegt wurde, der dann Beute eines Wolfes werden konnte. Gleichzeitig habe extreme Wildarmut geherrscht. „Es gab kaum Wälder, es gab kaum Wild“, so Carl. Deshalb hätten sich die Raubtiere zwangsläufig an Siedlungen der Menschen und ihren Haustieren orientieren müssen.

Derzeit sei für die Wölfe in den Wäldern der Eifel der Tisch reich gedeckt, bestätigt auch Markus Wunsch, Luchs- und Wolfsberater sowie Förster im Regionalforstamt Hocheifel-Zülpicher Börde. Reh- und Schwarzwild sei die Hauptnahrung. „Oft sind die Wanderwege der Wölfe nicht nachzuvollziehen, weil wir im Wald die gerissenen Tiere gar nicht finden“, erläutert er. An den Überresten der Wolfsmahlzeit bedienten sich anschließend Füchse und andere Tiere. Die gleiche Aufmerksamkeit, die dem Wolf aktuell zuteil wird, wünscht sich Carl auch für die vielen anderen Arten, die akut vom Aussterben bedroht sind: „Das ist in unserer Region zum Beispiel das Birkhuhn, das im Hohen Venn zu verschwinden droht“, bedauert er.

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