Mysterien der EifelNeues Buch geht rätselhaften Geschichten und Orten auf den Grund

Lesezeit 3 Minuten
Die einst heidnische Kultstätte Fraubillenkreuz auf dem Ferschweiler Plateau, in der eine Zauberin gehaust haben soll, wird in Ulrich Magins Buch thematisiert.

Die einst heidnische Kultstätte Fraubillenkreuz auf dem Ferschweiler Plateau, in der eine Zauberin gehaust haben soll, wird in Ulrich Magins Buch thematisiert.

Kreis Euskirchen – Von der „anderen“ Eifel, der Eifel der „Rätsel und Mysterien“, schreibt Ulrich Magin in seiner gerade erschienenen umfangreichen Übersicht. Auch die Marienerscheinungen von Sievernich tauchen darin auf. Generell würde er ja „nie daran zweifeln, dass jemand eine Marienerscheinung“ hatte. Aber er würde deswegen „nicht automatisch annehmen, dass da eine göttliche Intention vorliegt“.

Eifelliebhaber aus Hennef schreibt Buch über Geheimnisvolles in der Eifel

Ulrich Magin, Dolmetscher und Übersetzer aus Hennef und seit Jahrzehnten bekennender Eifel-Liebhaber, drückt sich vorsichtig aus. Das passt zu den Büchern des 58-Jährigen, die sich um Geheimnisvolles und Rätselhaftes drehen – kurz: um die Welt, die neben der realen scheinbar oder tatsächlich auch noch existiert. Seit seiner Kindheit habe ihn das Magische, das Mysteriöse, das Unerklärliche interessiert, so Magin.

Sein neues Werk heißt „Rätsel und Mysterien der Eifel“. Auf rund 300 Seiten, inklusive eines großen Anmerkungsteils, geht Magin der Frage nach, was man erleben kann, wenn man die Eifel nicht nur als Sehnsuchtsort oder Heimat wahrnimmt. Er wolle dazu beitragen, diese uralte Kulturlandschaft auf ganz neue Weise zu erleben. „An den Bruchstellen, an denen unsere gewohnte Alltagswirklichkeit jäh ins Ungewöhnliche, Unheimliche, ja Angsteinflößende übergehen kann.“

Alles zum Thema Eifel

Neues Buch über mysteriöse Orte und Verborgenes in der Eifel

Magin liefert in vier Hauptkapiteln – Mysteriöse Orte, geheimnisvolle Erscheinungen, unbekannte Tiere und verborgene Vergangenheit – mit 17 Unterkapiteln eine Fülle genau davon: Rätsel, die nicht lösbar zu sein scheinen, Phänomene, die sich nur teilweise erklären lassen, subjektiv Erlebtes, das nicht mehr als eine Sinnestäuschung zu sein scheint.

Magin ordnet den Anteil des Mysteriösen wie des rational Erklärbaren dabei so weit ein, wie ihm das auf Basis seines über Jahrzehnte aufgebauten, analogen Facharchivs, aus digitaler Recherche, Besuchen vor Ort und einjähriger Schwerpunktrecherche möglich war. Grundsätzlich ist die Eifel für ihn ein lohnendes Objekt. Der „ruhende Vulkanismus“ rund um Daun und Mayen etwa, gibt da die erdgeschichtliche Voraussetzung vor.

Und das ist ja nur das Allgemeine hinter Besonderem wie angeblichen Ufo-Sichtungen, Erzählungen von umgehenden Werwölfen, geheimnisvollen Kröten, Kugelblitzen und anderem. Da ist der Übergang zur Sagen- und Mythenlandschaft nicht mehr weit. Oder eben zu den Marienerscheinungen, die es seit dem Mittelalter auch in der Eifel immer wieder gegeben haben soll, zuletzt um die Jahrtausendwende in Sievernich.

Eifel-Mysterien: Statue soll in Sievernich Tränen geweint haben

Im April 2002 kamen Tausende von Mariengläubigen ins Bördedorf. Obwohl Aachens damaliger Bischof Heinrich Mussinghoff die Zusammenkünfte ab Oktober desselben Jahres verbot, ging das rätselhafte Treiben weiter. „Noch am 26. Juni 2017 soll eine Statue in Sievernich Tränen geweint haben“, so Ulrich Magin.

Verglichen damit ist ein anderer Aberglaube weltgeschichtlicher: die Annahme, der Burgort Nideggen sei tatsächlich „Aduatuca“, eine andere Bezeichnung für das legendäre Atlantis. Dass da manches Fantasie sein könnte – das würde Ulrich Magin aus Respekt vor der Autonomie der subjektiven Wahrnehmung nie schreiben.

Er ist vorsichtig, relativiert aber auch: „Die Grenzen sind fließend zwischen dem, was Aberglauben ist, und was nicht. Das ist auch kulturell und aus der Zeit heraus bedingt.“ Er wolle jedenfalls „nicht mehr vergeheimnissen, als zu vergeheimnissen ist – aber auch nicht alles versuchen zu rationalisieren“.

Buch über die Eifel befasst sich auch mit Vulkanismus

Man muss neugierig sein auf das, was Ulrich Magin so alles gefunden hat, inklusive der kleinen Schwarz-Weiß-Fotos. Die Beiträge sind – bis auf das umfangreiche Kapitel über den Vulkanismus – eingängig geschrieben, kompakt, immer sorgfältig argumentierend.

Insgesamt bleibt der Eindruck einer wahren Fundgrube zum Mysteriösen und Rätselhaften in der Eifel. Da wären etwa die Wetzrillen, Schälchen und Näpfchen an einer ganzen Reihe historischer Orte, etwa am Matthias-Tor in Reifferscheid oder der Gerichtssäule auf dem Marktplatz von Olef. Waren es Außerirdische, ein Poltergeist oder schlicht die Verwitterung durch Wasser und Wind? Darauf weiß auch Ulrich Magin noch keine Antwort.

Ulrich Magin, Rätsel und Mysterien der Eifel, Eifelbildverlag Daun, 2021, 19,90 Euro, ISBN 978-3-946328-48-3.

Rundschau abonnieren