Nach Corona-JahrNationalpark Eifel zieht Bilanz – viele Besucher und Verstöße

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Trotz Corona verzeichnete der Nationalpark einen Zuwachs an Besuchern – und neuen Tierarten.

Trotz Corona verzeichnete der Nationalpark einen Zuwachs an Besuchern – und neuen Tierarten.

Schleiden-Vogelsang – Einen Besucheransturm hatte der Nationalpark Eifel im Corona-Jahr 2020 zu verzeichnen: Rund 1,35 Millionen Menschen besuchten das Schutzgebiet, 52 Prozent mehr als im Vorjahr (888.000). Doch das hatte auch eine Schattenseite: Die Verstöße gegen die Nationalpark-Verordnung verdoppelten sich von etwa 2400 auf rund 4800. Vor allem wildes Campen und zurückgelassener Müll machte den Rangern zu schaffen.

Über 400 neue Tierarten

„Nach den Erfahrungen aus 2020 sehen wir uns gezwungen, die Natur entlang der Nationalpark-Seeufer, an denen das Betreten, Campen und Feuermachen verboten ist, besser zu schützen“, erklärte der Leiter der Nationalparkverwaltung, Dr. Michael Röös.

Erfreuliche Nachrichten gibt es aus der Tierwelt: 10.960 Arten sind mittlerweile in dem Schutzgebiet nachgewiesen, 411 mehr als 2019.

Mit dem neuen Einsatzboot können nun auch einfacher Personen oder Zelte am Ufer entdeckt werden.

Mit dem neuen Einsatzboot können nun auch einfacher Personen oder Zelte am Ufer entdeckt werden.

„Nach dem Lockdown im März haben wir die Werbung für den Nationalpark eingestellt und auch unsere Partner gebeten, dies zu tun“, sagte Michael Lammertz, Leiter des Fachgebiets Kommunikation und Naturerleben. Trotzdem sei klar gewesen, dass viele Besucher kommen würden. Schon im August habe man dann die Besucherzahlen des Vorjahres erreicht.

Die Nationalparkverwaltung habe darauf mit Lenkungsmaßnahmen reagiert. „Die Ranger haben verstärkt kontrolliert, und wir haben die Besucher aufgerufen, nicht nur die Attraktionen wie den Wilden Weg anzufahren“, führte Lammertz aus.

Mehr als doppelt so viele Verstöße als im Vorjahr

Die Entwicklung bei den Besucherzahlen habe sich in diesem Jahr bis April fortgesetzt: „Die Zahlen liegen um 20 Prozent über denen des Vorjahres. Es gibt also keine Entwarnung im Nationalpark“, betonte der Leiter Kommunikation und Naturerleben. Leider hielten sich nicht alle Besucher an die Vorschriften. Bezogen auf 100 Kontrollgänge, registrierten die Ranger 302 Verstöße, 2019 waren es 131 gewesen.

„Wir haben darauf reagiert und ein Kontrollboot angeschafft“, sagte Peter Joerißen, Leiter Zentrale Dienste. Damit sei die Forstverwaltung erstmals im Besitz eines Bootes. „Das 3,60 Meter lange Elektrofahrzeug besteht aus Aluminium und hat einen Motor mit drei PS“, so Joerißen.

Das Boot habe eine Reichweite von 80 Kilometern. „Wir müssen die Menschen am Ufer nicht mehr mühsam vom Weg aus suchen. Bei den Einsätzen arbeiten wir mit der Seekontrolle des Wasserverbands Eifel-Rur und der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft zusammen.

Techno-Party aufgelöst

Bei Verstößen seien Bußgelder von bis zu 50.000 Euro möglich. „Im vergangenen Jahr haben wir eine kleine Techno-Party aufgelöst. Die Teilnehmer mussten alle 150 Euro zahlen“, berichtet Joerißen. Teurer werde es, wenn jemand erneut erwischt werde.

Vorangekommen ist die Nationalparkverwaltung auch beim Abriss ehemals militärisch oder privat genutzter Gebäude. Seit 2004 wurden laut Joerißen 59 Häuser abgerissen, 40 werden noch folgen. Rund 600.000 Euro wurden bislang ausgegeben. „Die verlassenen Gebäude sind magische Anziehungsorte für Besucher, die dort übernachten, Feuer machen oder Fensterscheiben einwerfen.“

Nationalpark ist beliebt

Die Akzeptanz des Nationalparks ist weiter gestiegen. Nach einer Untersuchung der University of Cambridge sprachen sich 83 Prozent der Befragten aus den unmittelbar angrenzenden Orten für den Fortbestand des Nationalparks aus.

2006 und 2013 waren es nur 63 beziehungsweise 65 Prozent gewesen. „Das ist beachtlich, weil die Menschen Einschränkungen durch den Nationalpark haben“, betont Michael Lammertz von der Parkverwaltung.

Die Wissenschaftler kommen zu der Erkenntnis, dass die Nähe zum Nationalpark die Gemeinden in den vergangenen fünf Jahren insgesamt sehr positiv beeinflusst habe. Besonders profitieren laut Umfrage das Ansehen der Region, die Verbindung zur Natur, Tourismus, Umweltschutz und Freizeitgestaltung. (wki)

2020 sei unter anderem eine Villa aus der NS-Zeit abgerissen worden, die der Kunstfliegerin Liesel Bach gehört habe. Die habe in Jägersweiler bei Einruhr gestanden.

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„Von den 10.960 Arten im Nationalpark sind rund 2700 gefährdet“, berichtete Sebastian Flinkerbusch vom Fachgebiet Forschung und Dokumentation. Erstmals seien drei trächtige Weibchen der Bechsteinfledermaus erfasst worden. „Dieser Fund im Hetzinger Wald ist der erste Hinweis auf eine Wochenstubenkolonie dieser Urwaldart im Nationalpark“, freute sich Flinkerbusch. Das zeige, dass man auf dem richtigen Weg sei.

Eine weitere Besonderheit sei die Entdeckung von Gleitaaren auf der Dreiborner Hochfläche. „In NRW sind bislang nur eine Handvoll der Greifvögel gesichtet worden.“ Doch auch Problemarten wie der Amerikanische Flusskrebs breiten sich exponentiell aus und verdrängen einheimische Arten wie den Steinkrebs. „Ob das gut oder schlecht ist, können wir noch nicht bewerten“,sagte Flinkerbusch.

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