Am Samstag ist der Verschönerungsverein in die neue Freiluft-Saison gestartet. Der ehrenamtliche geführte Badebetrieb eine Herausforderung.
Saison eröffnetIn Engelskirchen-Wallefeld ist der Badespaß nichts für schwache Nerven

Nach dem großen Regen am Samstagnachmittag ließ es der Verschönerungsverein im Freibad von Engelskirchen-Wallefeld zwar weiterhin feucht, aber eher gemütlich angehen.
Copyright: Siegbert Dierke
15 Uhr, ein schriller Pfiff, Platschen, viel Gejohle. Zack, die Badesaison ist eröffnet. So geht das in Wallefeld. Am Samstagnachmittag, ganz knapp vor den Gewittern, hat der Verschönerungsverein als Träger das Freibad mitten in der Engelskirchener Ortschaft eröffnet – und der Andrang ist riesengroß. Und wer ins Wasser will, der ist hart im Nehmen: Gerade mal 16,8 Grad Celsius zeigt das Thermometer.
„Wir schaffen aber auch mal 20, vielleicht 21 Grad – bei optimalsten Bedingungen“, betont Vereinssprecher Frank Thiele. Ende März hat die Gemeinschaft damit begonnen, Deutschlands wahrscheinlich ältestes Naturbad in privater Obhut auf Vordermann zu bringen – das heißt: Wasser und Frösche raus, Algen weg, Farbe drauf, Wasser wieder rein.
Engelskirchens Bürgermeister Gero Karthaus ist ein letztes Mal gekommen, um Waffeln zu backen
Klingt einfach, ist es aber nicht. „Das Bad ist ein echtes Gemeinschaftsprojekt, das viel Schweiß und Herzblut kostet – alles geschieht ehrenamtlich“, schildert Caro Janzen vom Verschönerungsverein und freut sich, dass in Wallefeld die Flipflops wieder quietschen. „Wasser marsch“ war diesmal am 10. Mai.
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„Wer hier die Kindheit verbringt, wird das niemals vergessen – das ist so wie damals in den 60er und 70er Jahren“, schwärmt am Beckenrand derweil Engelskirchens scheidender Bürgermeister Gero Karthaus. Wie immer ist er mit Ehefrau Jutta auch diesmal zur Eröffnung gekommen, um Waffeln zu backen, um den Verein zu unterstützen. „Was der leistet, ist phänomenal.“ Wenn er demnächst mehr Freizeit habe, könne er sich durchaus vorstellen, an heißen Tagen die Badehose einzupacken und ins Freibad zu springen, verrät Karthaus.
In Engelskirchen-Wallefeld sind Rettungsschwimmer jederzeit gefragt
Damit jeder Badegast dabei sicher ist, sucht der Trägerverein ständig Rettungsschwimmer: Mit acht davon geht er in die neue Saison. Einer der Neuzugänge ist der Ründerother Wolfgang Brelöhr: Für seinen Ruhestand hat der 65-Jährige nach sinnvoller Beschäftigung gesucht. „Und jetzt kann ich auch in der Woche aktiv werden.“
Dass ein Bad in Wallefeld nichts für schwache Nerven ist, das wissen auch Katja Melenk, Tochter Melissa Nußbaum und Enkelin Emma (5). „Wir sind natürlich Stammgäste – so wie eigentlich jeder hier. Früher waren wir oft im Ründerother Aggerbad, als es das noch gab.“ Am Eröffnungstag in Wallefeld wollen sie vor allem eins: Spaß haben. Nebenan streckt Manfred Puppe die Beine aus und lässt es lieber entspannt angehen, während seine Ehefrau und deren Eisbade-Gruppe ins Wasser steigen: Erst im vergangenen Jahr habe er das Bad für sich entdeckt, erklärt der Remerscheider. „Es ist eines der letzten echten Freibäder weit und breit.“ Und das schätze er sehr.
Für diese neue Saison plant der Verschönerungsverein, den Platz neben dem Kiosk zu überdachen, denn im Freibad finden auch Konzerte statt oder auch Cocktailabende, der nächste an einem Freitag im Juli, am 4. oder am 11. „Dafür brauchen wir eben Schutz“, sagt Vereinssprecher Frank Thiele.
Zahlen und Fakten zum Freibad in Engelskirchen-Wallefeld
Eine eigene Quelle am Rad füllt das mehr als 680 Quadratmeter große Becken mit frischem, aber eben kaltem Wasser. Etwa eine Million Liter passen hinein. Das Wasser wird kaum gechlort, da es im weiteren Verlauf in die Walbach fließt.
Baubeginn war 1932. Nach Recherchen des Verschönerungsvereins dürfte das Freibad damit bundesweit das älteste Naturbad sein, das ehrenamtlich geführt wird. 33 Vereinsmitglieder kümmern sich derzeit nach Auskunft von Vereinssprecher Frank Thiele um den Badebetrieb in der Saison und um die Instandhaltung. Die Badezeit beginnt Ende Mai oder Anfang Juni und dauert bis Anfang September. Etwa 3000 Gäste zählte der Verein 2024.
Geöffnet ist das Bad, Auf der Mauer 3, montags bis freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags von 14 bis 19 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 19 Uhr. Der Eintritt kostet drei, ermäßigt 1,50 Euro. Ab 17 Uhr zahlen Erwachsene zwei Euro. Bei Facebook informiert die Gemeinschaft immer, ob das Bad geöffnet ist oder nicht – sowie auch unter der Freibad-Hotline 0151/17 35 03 70.