Neuer ChefLorenz Deutsch übernimmt die Leitung der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach

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Ein Mann im Anzug sitzt in einem Konferenzraum auf einem Stuhl und schaut in die Kamera.

Lorenz Deutsch übernimmt die Nachfolge von Klaus Füßmann, der bislang die Theodor-Heuss-Akademie geleitet hat.

Der in Köln lebende Lorenz Deutsch ist Nachfolger von Klaus Füßmann, der im Februar die Leitung der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach abgab.

Lorenz Deutsch ist neuer Leiter der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach-Niederseßmar. Der in Köln lebende Deutsch ist Nachfolger von Klaus Füßmann, der seit dem Jahr 1993 bei der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach gearbeitet hatte, ehe er im Februar als Leiter ausschied.

Und was treibt Lorenz Deutsch ausgerechnet nach Gummersbach auf den „Zauberberg“, wie das Areal der Akademie oberhalb von Niederseßmar in liberalen Kreisen auch seit Jahren heißt? Deutsch schmunzelt und sagt dann: „Man kann ja keine Räder unter die Akademie machen und sie wegfahren.“

Aus dem Süden Kölns ins Oberbergische gependelt

Also musste er nach Gummersbach fahren, und jeden Tag aus dem Süden Domstadt ins Oberbergische pendeln. „Das ist antizyklisch und geht daher mit Hinblick auf den Stau ganz gut“, sagt er bei einem Treffen in der großen Halle der Akademie. Also jenem Ort, in dem schon so viele große Liberale gesessen haben. Zahlreiche Politiker, darunter Parteivorsitzende, Minister und spätere Bundespräsidenten wie Walter Scheel gaben sich auf der Anhöhe die Klinke in die Hand.

Der 2016 verstorbene Außenminister Guido Westerwelle war im Jahr 2013 zu Gast beim Sommerfest der Akademie und nach seinem Abitur in Wermelskirchen im Jahr 1998 leistete der heutige Bundesfinanzminister Christian Lindner seinen Zivildienst in Niederseßmar ab.

Mehr Liberalismus geht kaum – das weiß auch Deutsch, der seinen Posten als Hochschuldozent für Altgermanistik für den des Akademieleiters drangegeben hat. In den war er im Jahr 2022 zurückgekehrt, nachdem er sich für ein Intermezzo als FDP-Landtagsabgeordneter als Nachrücker hatte 2017 beurlauben lassen. Stellt sich die Frage, was nach Landtag und Hochschule den Reiz der Einrichtung in Niederseßmar ausmacht? An die Spitze der Heuss-Akademie zurückkehren zu können, habe ihm viel bedeutet, nachdem er die Einrichtung aus vielen Besuchen schon seit Jahren gekannt habe, sagt Deutsch.

Schwere Zeit der Corona-Pandemie für die Theodor-Heuss-Akademie

Und was den Charme der neuen Aufgabe angehe, so verbinde diese seine Arbeit als Dozent mit der des Politikers. Nachdem sein Vorgänger Klaus Füßmann die Akademie durch die bisweilen schwere Zeit der Corona-Pandemie hatte führen und mit seinem Team dafür viele digitale Form entwickeln müssen, kommt Lorenz Deutsch zu einem Zeitpunkt, an dem auch in Niederseßmar in gewissem Maß die „Reset“-Taste gedrückt werden kann, sprich: Es geht zurück zu einer Normalität in Präsenz.

Was für den Neuen aber nicht bedeutet, die wertvollen Ergebnisse aus der Zeit des Lockdowns über Bord werfen zu wollen. Im Gegenteil: Deutsch sieht die künftige Arbeit als ein Extrakt aus beiden Welten. Das, was während Corona erarbeitet worden sei, soll auch künftig genutzt werden. So zum Beispiel für eine digitale Vorbereitung oder Nachbesprechung von Seminaren, die dann in Präsenz auf dem Zauberberg stattfinden werden.

Ein wenig stolz ist Lorenz Deutsch darauf, dass die Theodor-Heuss-Akademie das „Privileg habe, Dinge breit denken“ zu dürfen. So auch kürzlich, als der ehemalige Bundesarbeitsminister Walter Riester (SPD) zu Gast in Gummersbach war. Und das ohne FDP-Mitgliedsausweis.

Dass die Akademie bei all der guten Arbeit in der gesamten Region vor Ort nach wie vor nicht die Aufmerksamkeit genießt, die sie haben könnte, bestätigt auch Deutsch. Jetzt, nach Corona, sei es an der Zeit, das Haus zu öffnen. So etwa für ein Konzert des Ensembles „Musica Libera“, das in Niederseßmar probt und dann durch die Republik tourt, „hier aber noch nie aufgetreten ist, das soll sich ändern“, wie der neue Chef ausführt.

Das Stiftungsensemble „Musica Libera“ ist ein in den Reihen der deutschen politischen Stiftungen wohl einmaliges Projekt, wie die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit schildert. Diese verfügt in ihrer Stipendiaten- und Altstipendiatenschaft über herausragende musikalische Talente, die ihrer Stiftung mit großer persönlicher Verbundenheit begegnen.

Ihren Ausdruck fand diese Verbundenheit in den vergangenen Jahren auch in einer Reihe ungewöhnlicher Festkonzerte. Inspiriert und motiviert durch die große Resonanz wurde 2021 der Entschluss gefasst, das bislang lose Ensemble zu verstetigen und zu professionalisieren. Geplant seien aber auch Ausstellungen sowie ein Sommerfest auf dem Zauberberg in Form eines Tages der offenen Tür.


Zur Person

Lorenz Deutsch, geboren am 25. Juli 1969 in Köln, studierte nach dem Abitur (1989) bis 1997 die Fächer Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft an der Universität zu Köln, Abschluss 1997: Magister Artium.

Von 1998 bis 2011 war Deutsch Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für deutsche Sprache und Literatur an der Kölner Universität. Seit 2011 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Germanistik an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, bevor er 2017 für die FDP in den Landtag nachrückte. Deutsch ist seit 1997 Mitglied der FDP, seit 2011 Beisitzer im FDP-Kreisvorstand Köln, er war von 2013 bis 2017 stellvertretender Vorsitzender, seit 2017 ist er Vorsitzender. Seit 2004 ist er als sachkundiger Einwohner im Kulturausschuss des Kölner Rates.

Lorenz Deutsch hatte von Oktober 2017 bis Juni 2022 einen Sitz im Landtag. Seinen Posten als Hochschuldozent für Altgermanistik an der Düsseldorfer Universität hat er gekündigt für sein neues Amt als Leiter der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach. (ar)

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