Der Oberbergische Verein zur Hilfe für psychisch beeinträchtigte Menschen wechselt die Führung in schwieriger Zeit. Klaus Blau übernimmt den Vorsitz.
OGB-TrägervereinWie sich die Hilfe für psychisch Kranke in Oberberg verändert

Der neue Vorsitzende Klaus Blau (l.) ist froh, dass sein Vorgänger Rainer Drevermann ihm im Vorstand künftig als Beisitzer zur Seite stehen wird. Denn der Verein muss mehrere Herausforderungen bewältigen.
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Der Oberbergische Verein zur Hilfe für psychisch beeinträchtigte Menschen hat einen neuen Vorsitzenden: Der bisherige stellvertretende Vereinschef Klaus Blau hat das Amt von Rainer Drevermann übernommen – und damit eine herausfordernde Aufgabe.
Denn dieser Verein ist besonders. In seinen drei Gesellschaften gibt es rund 350 Mitarbeiter und fast ebenso viele beschäftigte Klienten. Der jährliche Umsatz liegt bei 25 Millionen Euro – da hilft es, wenn man sich wie der Jurist und einstige Kreis- und Stadtkämmerer Blau mit Zahlen auskennt.
Überall in Oberberg müssen Häuser saniert werden
Die meisten Wohnhäuser, die der Verein seit den 1980er Jahren über die Oberbergische Gesellschaft für psychisch Behinderte (OGB) unterhält, müssen dringend saniert werden. Die Substanz, sagt Klaus Blau, sei in die Jahre gekommen und müsse auch energetisch modernisiert werden. „Ich wäre zufrieden, wenn wir den Bestand halten können.“
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Dazu kommt die weitere Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes. Dieses verlangt von den Betreuungseinrichtungen, die Selbstbestimmung ihrer Klientel zu stärken und deren Fähigkeiten statt ihrer Defizite in den Blick zu nehmen. Rainer Drevermann sagt: „Dieser Systemwechsel ist ähnlich grundlegend wie einst die Umstellung von der Verwahr- auf die Sozialpsychiatrie.“ Und er verlangt einen höheren Personalaufwand in Zeiten des Fachkräftemangels. Zugleich steige der Beratungsbedarf, sagt Drevermann: „Die vielfältigen Krisenlagen bauen Ängste auf, die sich zu Krankheiten entwickeln.“
Dazu kommt die Krise der öffentlichen Haushalte. Zu 90 Prozent finanziert sich der Verein über den Landschaftsverband.
Oberberg war Modellregion
Ein Blick zurück: Menschen mit einer psychischen Erkrankung mussten früher erst in die Klinik eingewiesen werden, bevor man ihnen half. Der OGB-Trägerverein wurde 1978 gegründet, um im ländlichen Raum des Oberbergischen außerklinische Betreuungsangebote zu schaffen. Die Initiative ging damals vom Chefarzt der Marienheider Klinik, Hartmut Siede, und dem Oberkreisdirektor und späteren Vereinsvorsitzenden Dieter Fuchs aus. 1980 wurde die OGB in das „Modellprogramm Psychiatrie“ der Bundesregierung aufgenommen.
Klaus Blau war von 1983 Referent des Oberkreisdirektors und erlebte den Aufbau der OGB mit. Seine weitere Verwaltungskarriere führte ihn später in die Gummersbacher Stadtverwaltung, wo er 2014 schließlich als Beigeordneter in den Ruhestand verabschiedet wurde. Er wolle der Region, die ihm diese Karriere ermöglichte, etwas zurückgeben, sagt Blau über die Motivation für sein ehrenamtliches Engagement.
Sowohl der alte als auch der neue Vorsitzende sind übrigens 72 Jahre alt, es ist also kein Generationswechsel. Blau ist froh, dass ihm sein Vorgänger als Beiratsmitglied zur Seite steht und ist auch sonst voll des Lobes für Rainer Drevermann und dessen Fachkompetenz und Führungsqualitäten. Drevermann ist seit 26 Jahren für den Verein tätig. Von 2015 an führte er als Übergangsgeschäftsführer die Gesellschaft zwei Jahre lang durch die schwierige Zeit zahlreicher Gerichtsverfahren mit dem früheren OGB-Chef Klaus Jöllenbeck. Diesem war wegen Unzufriedenheit mit seinem Führungsstil gekündigt worden.
2018 wurde Drevermann ehrenamtlicher Vorsitzender des Trägervereins und Blau sein Stellvertreter. Seit Drevermann 1976 eine Stelle als Krankenpfleger in Essen antrat, ist er in diesem Bereich tätig gewesen: „Die Psychiatrie war mein Leben.“ Und eine Herzensangelegenheit: „Diese Menschen haben sonst keine Lobby.“ Der Verein hat ihn einstimmig zum Ehrenmitglied ernannt.
Der Oberbergische Verein zur Hilfe für psychisch beeinträchtigte Menschen
Der Oberbergische Verein zur Hilfe für psychisch beeinträchtigte Menschen steht den Oberbergern in Krisensituationen zur Seite, etwa wenn sie unter einer psychischen Erkrankung leiden oder abhängig von Suchtmitteln sind, und deren Angehörigen. Über den gesamten Kreis verteilt unterhält die dem Verein unterstellte Oberbergische Gesellschaft zur Hilfe für psychisch Behinderte (OGB) sozialpsychiatrische Zentren sowie Wohn- und Versorgungszentren. Die ambulanten Beratungsangebote sind niederschwellig und kostenlos. Der Verein ist zudem Mehrheitseigentümer der Raps Gemeinnützige Werkstätten GmbH (zusammen mit der BWO) und der WRS Gemeinnützige Service GmbH (zusammen mit dem Klinikum Oberberg).

