„Auf die Barrikade“Oberbergs Seniorenheime kritisieren erneute Maskenpflicht

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Altenheim dpa OB 101022

Oberbergs Seniorenheime reagieren auf die neue Maskenpflicht in Pflegeeinrichtungen.

Oberberg – Im Waldbröler Awo-Seniorenzentrum „Am Königsbornpark“ seien die Bewohner nach Bekanntgabe der Maskenpflicht „Auf die Barrikade“ gegangen, berichtet Pflegedienstleiter Manuel Meinka. „Warum sollen wir Masken tragen, wenn doch alle die, die das Haus betreten, seien es Mitarbeiter oder Besucher, symptomfrei und negativ getestet sind“, berichtet Karin Lokat, Vorsitzende des Bewohnerbeirates, vom Unverständnis der Bewohner. „Wir haben im Fernsehen Bilder gesehen, wie das Oktoberfest munter gefeiert wird und nun sollen wir in unserem eigenen Zuhause Masken anziehen?“

Seit dem 1. Oktober gilt bundesweit eine FFP2-Maskenpflicht für Besucher und auch Bewohner in den öffentlichen und gemeinschaftlich genutzten Bereichen von stationären Pflegeeinrichtungen – also auch in Seniorenheimen.

„Maßnahmen, die die Lebensqualität massiv beschneiden“

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (Bagso) sieht darin einen schwerwiegenden und unverhältnismäßigen Eingriff in die Grundrechte und fordert, die Maskenpflicht für Bewohner wieder aufzuheben. Die Neuregelung des Infektionsschutzgesetzes bedeute nach Auffassung der Bagso, dass sich Senioren nur in ihrem eigenen Zimmer ohne Maske aufhalten dürfen.

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Die Vorsitzende Dr. Regina Görner wird in einer Mitteilung zitiert: „Nach fast drei Jahren Pandemie sollen in den Pflegeheimen wieder Maßnahmen greifen, die die Lebensqualität der Bewohner massiv beschneiden.“ Dabei habe die Politik versprochen, dass eine soziale Isolation in Pflegeeinrichtungen nie wieder vorkommen darf, so die Bagso-Vorsitzende. Keiner anderen Bevölkerungsgruppe werde zugemutet, trotz vier Impfungen im eigenen Zuhause eine Maske zu tragen.

Maskenpflicht betrifft nicht die „privilegierten Räume“

Aus Sicht der Bagso führen die Neuregelungen zu einem hohen Isolationsrisiko und verkennen die Bedürfnisse der Bewohner von Pflegeeinrichtungen nach sozialen Kontakten und Nähe. Insbesondere Menschen mit Demenz, etwa die Hälfte der Heimbewohner, treffe das Tragen einer Maske schwer, da sie auf die Mimik des Gegenübers angewiesen seien, um Kontakt aufzunehmen. Hinsichtlich der Testpflicht für Besucher kritisiert die Bagso scharf, dass nicht überall Testmöglichkeiten in der Nähe angeboten werden, was zu rückläufigen Besuchen führe.

Manuel Meinka, Pflegedienstleiter des Awo-Seniorenzentrums „Am Königsbornpark“ sieht das gelassener: „Uns geht es um das Wohl der Leute.“ Insofern sieht er keine übermäßigen Einschränkungen in der Neuregelung. Tagesaktuelle Tests für Besucher seien auch schon zuvor obligatorisch gewesen und die Verschärfung der Maskenpflicht von OP-Masken zu FFP2-Masken betreffe nicht die sogenannten privilegierten Räume.

Awo will dynamisch auf weiteres Infektionsgeschehen reagieren

Nachdem die Bewohner ihren Unmut geäußert hatten, hat das Heim Rücksprache mit der Awo-Zentrale gehalten – und erfahren: Das Gesetz lasse durchaus etwas Spielraum. So seien die für dauerhaften Aufenthalt bestimmten Räumlichkeiten von der Maskenpflicht ausgenommen. Das betreffe nicht nur die eigenen Zimmer der Bewohner, sondern etwa auch das gemeinsam genutzte Wohnzimmer oder die Speiseräume.

Meinka betont, dass diese Situation aber nur die aktuelle Lage widerspiegele, in der es seit mehr als zwei Monaten keinen Corona-Fall gegeben habe: „Wir führen regelmäßige Gefahren- und Risikoabschätzungen durch und werden dann in unserem eigenen Interesse angepasst auf das Infektionsgeschehen reagieren.“

Johannes-Hospiz: Uneingeschränkter Besuch möglich

Keine Probleme mit der neuen Maskenpflicht sieht auch das Johannes-Hospiz in Wiehl. „Die neue Schutzverordnung kann hier gut umgesetzt werden“, sagt Kathrin Anja Klein von der Johanniter-Unfall-Hilfe. Neu sei lediglich die Notwendigkeit einer FFP2- anstelle der medizinischen Maske für Besucher und ein täglicher Testnachweis auch von geimpften Besuchern, was für Angehörige sogar kostenfrei sei.

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Eine Isolierung der Bewohner wie in den Anfangs- und Hochzeiten der Corona-Pandemie finde nicht statt: „Ein Hospizgast kann uneingeschränkt, auch von mehreren Personen, besucht werden – im Akutfall gilt das am Johannes-Hospiz übrigens rund um die Uhr.“

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