Anzeige erstattetUnbekannte klauen 165 Douglasien aus Reichshofer Waldstück

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Ein GPS-Gerät liegt im Staatswaldforst in Frankenberg (Hessen) in einem ausgehöhlten Buchenstamm.

Per Satellit können sogenannte Forsttracker geortet werden. Um sie zu verstecken, wird aus dem Stamm eine Art Deckel herausgesägt. Foto: dpa/Zucchi

Elf Pakete à 15 junge Douglasien wurden aus einer Parzelle in Erdingen abtransportiert. Die Täter müssen ein geländetaugliches Fahrzeug genutzt haben. 

Als wären die Wälder ein Selbstbedienungsladen oder ein rechtsfreier Raum: Nicht nur, dass immer wieder Holz entwendet wird. Jetzt berichtet ein Waldbesitzer aus Reichshof, dass ihm im Zuge der Wiederaufforstung ein ganzer Schwung junger Douglasien entwendet worden ist.

Reichshofer hat Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet

Ein Forstunternehmer habe in seinem Auftrag an einer Parzelle in Wildberg-Erdingen die Containerpflanzen, also eingetopfte junge Bäume, spät am Tag bei anbrechender Dunkelheit abgestellt. Als der Mann zwei Tage später, nach der Pflanzaktion, die überschüssigen Bäumchen wieder abholen wollte, waren sie verschwunden. 165 Douglasien, elf Pakete à 15 Stück, waren weggeschafft worden. „Die Wege sind sehr schlecht, so dass man mit einem normalen Pkw nicht an diese Stelle kommt“, schildert der Forstbesitzer, der vermutet, dass die Pflanzen mit einem Geländewagen oder einem Fahrzeug mit Allradantrieb abtransportiert worden sind.

Es gehe ihm nicht in erster Linie um den überschaubaren finanziellen Schaden, sagt er. Er ärgere sich aber, so wie übrigens auch der Revierförster: Erst hätten die Forstschäden die Waldbesitzer viel Geld gekostet, jetzt würde mit großem finanziellen Aufwand wieder aufgeforstet, und nun schädigten auch noch Kriminelle die Waldbesitzer, sei es durch das Entwenden der kleinen Bäume oder von Holz. Deshalb habe er bei der Staatsanwaltschaft Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

Oberbergische Polizei sieht keinen Trend zum Klau im Wald

Das Stehlen von Holz beschränke sich nicht auf zum Abtransport abgelegte Stämme. „Drastisch war im letztem Jahr, dass jemand in Waldbröl, oberhalb des Krankenhauses, drei dicke abgestorbene Eichen gefällt und gestohlen hat“, sagt er. Die hatte er eigentlich in Absprache mit dem Förster für Vögel stehen gelassen, obwohl er mit dem Holz einige Tausend Euro hätte erlösen können. Hat sich der Wald in einen Selbstbedienungsladen für Langfinger verwandelt?

So drastisch sieht es die oberbergische Polizei nicht. Einen Trend zum Diebstahl von Holz oder Setzlingen gebe es nicht, betont eine Sprecherin auf Anfrage. Jörn Hevendehl, seit August Leiter des Regionalforstamtes Bergisches Land mit Sitz in Gummersbach, sagt: Wer im Wald Holz stiehlt, der begeht keine Ordnungswidrigkeit, sondern eine Straftat. „Damit ist also nicht zu spaßen.“ Und es sei nicht so, dass man im Wald unbeobachtet tun könne, was man wolle. Grundsätzlich gelte: „Der Wald hat Augen. Wir haben im Bergischen 26 Reviere, unsere Försterinnen und Förster sind ja am Tag hauptsächlich im Wald unterwegs.“

Wenn Holz am Weg gestapelt wird, weckt das eine gewisse Begehrlichkeit, gerade jetzt, wenn es Winter wird.
Jörn Hevendehl, Leiter des Regionalforstamtes Bergisches Land

Dazu kämen Jäger, an den Wochenenden und am Abend außerdem Besucherinnen und Besucher. „Wir haben im Bergischen 1,8 Millionen Menschen, die im Forstamtsbereich leben.“ Zudem sei das Fahren im Wald nur unter klar geregelten Bedingungen gestattet. Wer ohne Erlaubnis mit dem Auto dort unterwegs sei, begehe eine Ordnungswidrigkeit.

Aus all diesen Gründen sei das Thema Diebstahl im Wald eigentlich kein großes. „Es ist so: Wenn Holz am Weg gestapelt wird, weckt das eine gewisse Begehrlichkeit, gerade jetzt, wenn es Winter wird.“ Manchen könne die Sorge vor Preissprüngen umtreiben, so der Forstamtsleiter. Dabei sei frisches Holz fürs Heizen ja ungeeignet. „Es ist aber nicht so, dass diese Fälle merkbar angestiegen sind oder dass die Förster deshalb Extradienstfahrten im Wald machen“, stellt er klar.

Der wirtschaftliche Schaden entstehe eher beim Entwenden von Pflanzgut. „Sollten wir das feststellen, wird das streng geahndet.“ Jörn Hevendehl weist auf die Möglichkeit hin, am Weg lagerndes Holz mit sogenannten Trackern zu versehen, die man im Internet bestellen kann und die es ermöglichen, gestohlenes Holz bis zu seinem neuen unrechtmäßigen Besitzer zu verfolgen.

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