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Nach dem Tod eines Bewohners
Auch eine Zigarette führte zu dem Feuer in Waldbröl

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Rettungskräfte stehen vor dem betroffenen Gebäude in der Waldbröler Ortschaft Pulvermühle. Dort war ein Mensch ums Leben gekommen.

Rettungskräfte stehen vor dem betroffenen Gebäude in der Waldbröler Ortschaft Pulvermühle. Dort war ein Mensch ums Leben gekommen.

Der Polizei zufolge haben „ein unsachgemäßer Umgang mit einem Sauerstoffgerät“ und eine brennende Zigarette das Feuer in Waldbröl ausgelöst.

Nach dem Feuer und dem Tod eines 62 Jahre alten Bewohners auf dem Gelände von Haus Segenborn, einer sozialen Einrichtung der Kölner Diakonie Michaelshoven in der Waldbröler Ortschaft Pulvermühle, hat die Kriminalpolizei umgehend mit den Ermittlungen zur Ursache des Brandes begonnen. Den bisherigen Erkenntnissen zufolge war das Feuer am Donnerstag gegen 15.10 Uhr im Erdgeschoss eines Fachwerkgebäudes der sozialen Einrichtung ausgebrochen.

Zurzeit, so die Polizei, lägen keine Hinweise auf ein Fremdverschulden vor. Die Spuren deuteten darauf hin, dass ein unsachgemäßer Umgang mit einem Sauerstoffgerät in Verbindung mit einer brennenden Zigarette den Brand ausgelöst hat. Diesen konnten Mitarbeitende sofort löschen, auch brachten sie den Verletzten ins Freie. Dort aber erlag der Gummersbacher seinen Verletzungen – ihre Bemühungen, ihn zu reanimieren, blieben erfolglos. Zwei weitere Mitarbeiter und drei Bewohner zogen sich der Polizei zufolge leichte Verletzungen zu, eine von ihnen kam zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus.

Nach Auskunft Einrichtungsleiterin Susanne Hahmann war der Tote ein Langzeitbewohner der Einrichtung, den alle sehr gut gekannt hätten: „Es handelt sich um einen 62 Jahre alten Mann, der aus Gummersbach stammt und schon lange bei uns gewohnt hat.“ Der Mann sei „körperlich stark eingeschränkt“ gewesen.

Gegen 15.10 Uhr waren die Einsatzkräfte unter der Leitung des Waldbrölers Benedikt Sommer von der Freiwilligen Feuerwehr der Marktstadt zu dem Hof in der Nähe der Bundesstraße 478 und gegenüber der Nümbrechter Ortschaft Benroth gerufen worden. „Das Bett und die Matratze im Zimmer eines Bewohners hatten gebrannt. Ein Mitarbeiter bekam das Feuer mit einem Pulverlöscher weitgehend unter Kontrolle, ein Trupp führte dann unter Atemschutz nur noch Nachlöscharbeiten aus.“

Feuerwehrleute stehen vor einem Fachwerkhaus, in dem es zuvor gebrannt hat.

Zahlreiche Einsatzkräfte waren am Donnerstagnachmittag nach Waldbröl gerufen worden.

Ausgebrochen war es in einem Fachwerkhaus der Einrichtung, in der 50 Männer und Frauen aus dem gesamten Oberbergischen Kreis leben, die sonst auf der Straße schlafen würden oder früher obdachlos waren. Kurz nachdem das Feuer ausgebrochen war, hätten die Brandmelder angeschlagen, berichtet Leiterin Hahmann, der Mann habe um Hilfe gerufen. Es habe sehr stark geraucht in dem betroffenen Gebäude. Der Tote hatte offenbar schwere Brandverletzungen erlitten.

Zwei Mitarbeiter, so berichtet Hahmann, hatten ihn aus seinem Zimmer geholt und nach draußen gebracht. Dort verlor der 62-Jährige rasch das Bewusstsein. Nachdem die Mitarbeiter mit der Reanimierung begonnen hatten, versuchte dann auch ein Notarzt, ihn wiederzubeleben. Doch alle Hilfe war vergebens, der Bewohner starb.

Großeinsatz in Waldbröl: Mehrere Menschen mit Rauchgasvergiftung

Einsatzleiter Sommer ergänzte, dass mehrere Menschen Rauchgasvergiftungen erlitten hätten. Die Leitstelle des Oberbergischen Kreises hatte deswegen mehrere Rettungswagen und Notärzte zur Unfallstelle geschickt, aus Siegen gerufen wurde der Rettungshubschrauber Christoph 25. Und auch aus dem benachbarten Rhein-Sieg-Kreis eilten Hilfskräfte herbei, darunter vier Rettungswagen und der Löschzug Ruppichteroth.

Das Gebäude kann vorerst nicht mehr genutzt werden, die darin lebenden Menschen sollen auf Notschlafstellen im Kreisgebiet verteilt werden. Die betroffenen Mitarbeiter wurden von Diakonie-Seelsorger Kai-Johann Saurbier betreut. Es habe viele Gespräche gegeben, weitere sollen am Freitag folgen – „natürlich auch mit allen anderen Kolleginnen und Kollegen, die gerade auf dem Hof waren“, betont Susanne Hahmann. „Denn dem ganzen Team geht es schlecht, wir kannten den Gestorbenen alle sehr gut.“ Man tue, was möglich sei. „Für uns alle ist das sehr dramatisch.“

Immer wieder mal Brände in Haus Segenborn in Waldbröl

Am frühen Donnerstagabend äußerte sich auch Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber, zurzeit des Unglücks hatte sie einen Termin in Gummersbach wahrgenommen. Sie trauere: „Ein tragischer und furchtbarer Unfall. Es tut mir sehr leid für ihn, für seine Freunde, er hatte wohl keine Familie, und ebenso für die Belegschaft von Haus Segenborn.“

Brände habe es auf dem Gelände immer mal wieder gegeben, sagte Udo Schmidt, Bereichsleiter Wohnen. „Aber keine, bei denen Personen zu Schaden kamen. Wir machen regelmäßig Übungen, sodass die Bewohner sensibilisiert werden, deswegen hat die Erstversorgung gut geklappt.“


Haus Segenborn in Waldbröl: Einrichtung für Wohnungslose

Haus Segenborn beherbergt Männer und Frauen, die von Wohnungslosigkeit bedroht oder betroffen sind. Die Waldbröler Wohneinrichtung der Diakonie Michaelshoven richtet sich beispielsweise an Menschen mit ungesichertem Einkommen, Opfer von Gewalt, Suchtgefährdete und Menschen mit psychischen Problemen sowie aus einer Haft Entlassene.

Das Stammhaus verfügt über 65 Plätze in Wohn- und Appartementhäusern. Dort stehen den Bewohnerinnen und Bewohnern 43 Einzel- und elf Doppelzimmer zur Verfügung. Eine Außenwohngruppe mit weiteren fünf Plätzen für Männer gibt es im nahen Nümbrecht-Benroth, eine zweite Außenwohngruppe für sechs Frauen besteht in zentraler Lage in Waldbröl.

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