KunstaktionLaufend, hüpfend, tanzend oder kreiselnd zum Rathaus in Waldbröl

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Schülerin Lilly (15) von der städtischen Gesamtschule gehörte zu der Gruppe, die am Donnerstag im Waldbröler Bürgerdorf am Alsberg ein „Pac-Man“-Spiel mit Kreise aufs Pflaster gebracht hat.

Schülerin Lilly (15) von der städtischen Gesamtschule gehörte zu der Gruppe, die am Donnerstag im Waldbröler Bürgerdorf am Alsberg ein „Pac-Man“-Spiel mit Kreise aufs Pflaster gebracht hat.

Das Treffen „Erasmus Plus“ vereint in Waldbröl Jugendliche aus Oberberg, Finnland und Frankreich. Sie feiern ein „Fest der Kulturen“.

Man kann zum Bürgerdorf gehen. Man kann rennen, tanzen, auf einem Bein hüpfen oder kreiseln. Und sich am Alsberg zuletzt im Labyrinth eines „Pac-Man“-Spiels verlieren. Hauptsache, man ist in Bewegung, man spielt. „Früher haben Kinder immer auf der Straße gespielt, heute geht das nicht mehr“, sagt die Kunstpädagogin Christine Heise-Ostgathe und erklärt damit den Hintergrund jener kunterbunten Kreidezeichnungen: „Diesen Raum erobern wir uns nun zurück.“

Denn hinterlassen haben diese Malereien Jugendliche aus Oberberg, aus Kuopio in Finnland und Vire in Frankreich am Donnerstag auf dem Gehweg entlang der Waldbröler Schillerstraße. Diese ist die Verbindung zwischen dem Rathaus der Marktstadt und der städtischen Gesamtschule, von dort hat sich die Gruppe am Morgen Zeichnung für Zeichnung vorwärtsgearbeitet.

Diesmal sind gleich zwei Gruppen gleichzeitig zu Gast in der Marktstadt

Anlass dafür ist das Austauschprogramm „Erasmus Plus“, das der Gesamtschule jährliche Reisen möglich macht und diesmal zwei Gruppen von Partnerschulen gleichzeitig nach Waldbröl gebracht hat – eine Ausnahmesituation, weiß Jakobus Boenisch, der dafür zuständige Lehrer. „In einem egoistischen Europa, in dem jeder Staat die eigenen Ziele an die erste Stelle setzt, ist ein Austausch so wichtig wie nie zuvor“, betont er und setzt hinzu: „Die jungen Leute sollen sich kennen und verstehen lernen, sie sollen auch von Problemen in dem anderen Land erfahren, Unterschiede erleben.“ Daher bedauere er es sehr, dass die Partnerschulen aus Polen und Bulgarien aus finanziellen Gründen nicht am Treffen teilnehmen konnten.

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Hüpfspiele aus kunterbunter Kreide finden sich zurzeit auf dem Pflaster des Gehwegs an der Schillerstraße in der Stadtmitte von Waldbröl. Hier zu sehen sind zwei Hüpfkreise.

Solche Hüpfspiele aus kunterbunter Kreide finden sich zurzeit auf dem Pflaster des Gehwegs an der Schillerstraße in der Stadtmitte von Waldbröl.

Seit 2004 steht die Gesamtschule in Kontakt mit Frankreich, der Austausch mit dem Collège Saint Jean-Eudes ist nicht ganz so alt. Vor fünf Jahren ist die Hatsalan Klasillinen Koulu hinzugekommen. „Und im kommenden Jahr wird ein Austausch mit einer Schule in der spanischen Stadt Jaén, gelegen in Andalusien, aufgebaut“, verrät Boenisch. „Drei Jugendliche aus Waldbröl reisen nach Jaén, drei von dort kommen zu uns.“

Auch der Klimawand ist beim Austausch in Waldbröl ein großes Thema

Elf Schülerinnen und Schüler sowie drei Lehrkräfte sind am Sonntagmorgen aus Kuopio angekommen, ihnen sind am Montag zehn Jugendliche und zwei Lehrkräfte aus Vire gefolgt. Für beide Gruppen endet der Besuch in Oberbergs Süden am Freitag. Auch der Klimawandel ist ein Thema gewesen, so haben die jungen Leute etwa auf einer Schafswiese in der Ortschaft Schnörringen 14 hochstämmige Obstbäume – zumeist alte Apfelsorten, aber auch Pflaume und Kirsche – gepflanzt.

Lilly kann es unterdessen kaum erwarten, selbst die Koffer zu packen. „Egal, ob Finnland oder Frankreich: Beide Länder sind cool. Ich möchte raus und mindestens mein Englisch aufpolieren“, betont die 15-Jährige, die zwei Gäste aus Frankreich hat. „Wir sind uns sehr ähnlich, verstehen uns bestens, hören auch dieselbe Musik.“ Mit einem „Musikalischen Salon“ in der Aula ist der Erasmus-Tag unter dem Titel „Ein Fest der Kulturen“ am Donnerstagabend dann zu Ende gegangen.

Zuvor, im Bürgersaal, wechselt Bürgermeisterin Larissa Weber die Sprache: „Bienvenue à Waldbröl, Tervetuloa Waldbröliin“, sagt sie und verrät, dass sie lange am Fenster ihres Dienstbüros gestanden und beobachtet habe, wie die Waldbrölerinnen und Waldbröler auf die gemalten Aufforderungen zu Spiel und Tanz auf dem grauen Pflaster reagieren: „Das Schöne an der Kunst ist doch, dass sie keine Barrieren kennt und jeder sie verstehen kann.“ Sie hoffe, dass die Gäste aus Finnland und Frankreich genug Zeit hatten, um Waldbröl und die Region ebenso zu erkunden, wie den Alltag ihrer Gastgeber in der Marktstadt.

Während die Erinnerungen an diese Zeit wohl bleiben, wird der oberbergische Regen die Schillerstraße schon bald wieder grau färben. Noch aber steht da etwa: „Der Boden ist Lava!“ – also Obacht beim nächsten tänzelnden Schritt.

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