Nachdem sich ein Ausschuss für Streichungen in den Plänen fürs Gelände an der Markthalle ausgesprochen hat, muss heute Abend der Stadtrat ran.
Entscheidung heutePolitik möchte für Waldbröl neues Marktgelände in abgespeckter Version

In Waldbröl diskutiert die Politik zurzeit und insbesondere am heutigen Mittwochabend (17. September 2025, 17 Uhr) über die Neugestaltung des Marktgeländes in der Stadtmitte und einen Neubau anstelle der abgebrannten Markthalle (die Ruine ist unten im Bild zu sehen).
Copyright: Andreas Arnold
Secret Garden – gestrichen. Multifunktionaler Platz – soll ebenfalls weg. Und auch auf zusätzliche Stellbuchten für Autos entlang der Gerberstraße möchte Waldbröls Stadtpolitik verzichten, wenn das neue Marktgelände in der Stadtmitte gebaut werden soll. Dazu gehören die neue Halle und eben der Platz zwischen der Gerberstraße, dem Löher Weg und dem Friedrich-Engelbert-Weg.
Mit einem am Ende mehrheitlichen Votum hat der Fachausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung am Dienstagabend nach fast dreistündigen Diskussionen ein abgespecktes Konzept für das Großprojekt auf den Weg gebracht, über das der Stadtrat am heutigen Mittwochabend (17. September 2025) endgültig entscheiden soll (Beginn der Sitzung im Bürgerdorf: 17 Uhr).
Grund für den tiefen Eingriff in die bisherigen Pläne ist die Furcht der Politik vor Ausgaben, die den bisher kalkulierten Rahmen sprengen. So hatten sich die Fraktionen von SPD, UWG, den Grünen und der FDP in einer Unterbrechung der Sitzung zurückgezogen, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Jetzt müssen die Stadtverwaltung und das verantwortliche Planungsbüro ASS aus Düsseldorf prüfen, ob die gewünschten Streichungen die angestrebte Förderung in Gefahr bringen.
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Das ist der Entwurf einer neuen Markthalle für Waldbröl aus dem Kölner Architekturbüro Form A, den es nun in die Realität umzusetzen gilt.
Copyright: Form A Architekten
ASS-Chef Hans-Joachim Hamerla, Linus Wortmann vom Lüdenscheider Architekturbüro KKW und Jan Witowski vom Reichshofer Ingenieurbüro Plus-Plan hatten die Pläne für das 4740 Quadratmeter große Marktgelände den Ausschussmitgliedern vorgestellt und auch die errechneten Kosten für die einzelnen Vorhaben vorgelegt.
Das Projekt ist ein großer Teil im neuen Integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzept „Innenstadt Waldbröl 2030“: Bis Dienstag, 30. September 2025, muss die Marktstadt ihre Anträge auf Förderung formulieren und abschicken. Und bis Ende des Jahres, betonte Hamerla, habe die Stadtpolitik dann Zeit, an diesen noch mal zu feilen und eine überarbeitete Planung auf den Weg zu bringen.
Die alte Markthalle in Waldbröl hat ein verheerendes Feuer im April 2022 völlig zerstört
Dem Rathaus liegt eine Zusage von Fördermitteln in Höhe von insgesamt 13 Millionen Euro vor. Zu Buche geschlagen haben – bis Dienstagabend – der Neubau einer vielfältig nutzbaren (Veranstaltungs-) Halle mit fast 4,83 Millionen Euro und das Gelände rund um das Gebäude mit nahezu 1,63 Millionen. Unterm Strich stehen, weitere Arbeiten eingerechnet, nach den Ausführungen Hamerlas damit mehr als 8,26 Millionen Euro.
Darin aber eingerechnet ist aber auch eine Indexierung jeweils von 7,5 Prozent für die Jahre 2023 und 2024 – zur Erinnerung: Im Juni 2022 konnte sich die Politik nicht dazu durchringen, einem Neubau kurzfristig grünes Licht zu geben, das dasselbe war der Fall im Juni 2023. Die alte, 1982 errichtete Markthalle war durch ein Feuer in der Nacht zum 25. April 2022 völlig zerstört worden.

In der Nacht zum 25. April 2022 zerstörte ein Feuer in Waldbröl die 1982 erbaute Markthalle völlig.
Copyright: Stephan Propach (Archiv)
Hinter der Indexierung verbirgt sich neuerdings ein finanzieller Spielraum, den der Fördergeber Kommunen gewährt für die Umsetzung solcher Bauprojekte. Dieser soll zum Beispiel die generelle Inflation, gestiegene Kosten für Baumaterial oder auch einen erhöhten Mindestlohn abfedern, wenn Kommunen geplante Projekte aufschieben.
Diese Indexierung hatte Hans-Joachim Hamerla in seinen Berechnungen berücksichtigt, sodass er auf ein Gesamtvolumen von mehr als 14,57 Millionen Euro kommt. Und wenn Waldbröl davon 60 Prozent aus Förderkassen erhält, wären das mehr als 8,74 Millionen. Und die Marktstadt selbst müsste fast 5,83 Millionen Euro aufbringen.
Zuvor hatte Planer Jan Witowski bereits selbst den Rotstift angesetzt und aus seinen Plänen für das Marktgelände Maßnahmen gestrichen, die entweder nicht unbedingt notwendig oder aber eher als Luxus einzuschätzen sind, dazu zählen Natursteineinfassungen ebenso wie eine zehn Kubikmeter große Regenwasser-Zisterne, die dem städtischen Bauhof Gießwasser geliefert hätte. Witowski allein kam auf mögliche Einsparungen von rund 400.000 Euro.
Mit Blick auf das frühere Merkur-Gelände: Waldbröler Politik möchte nicht noch mehr neue Plätze bespielen
Sauer stieß der Politik indes auf, dass die Gestaltung der Außenanlagen in der vorläufigen Kalkulation nicht mehr rund 657.400 Euro, sondern nun mehr als 1,62 Millionen kosten sollte. „Wie viele Plätze wollen wir denn noch bespielen?“, fragte etwa Anne Pampus von der SPD mit Blick auf die beiden neuen Plätze auf dem früheren Merkur-Gelände, als die Politik nach der Sitzungspause eine Überarbeitung der Pläne und eben ein Abspecken des Gesamtprojekts einforderte. „Wir müssen den Fokus auf die Markthalle und die Einhaltung der bisher errechneten Kosten legen“, ergänzte die Sozialdemokratin.
Das stößt auch bei Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber auf Zustimmung: „Gerade in finanziell herausfordernden Zeiten ist es wichtig, bei unseren Investitionen auf ein gutes Kostenbewusstsein zu achten.“ Auch weiterhin, so Weber auf Anfrage dieser Zeitung, sollen die betroffenen Flächen so gestaltet werden, „dass sie zum Gesamtkonzept passen und ein einladendes Umfeld schaffen“. Denn Ziel sei es, die Stadt weiter „positiv zu entwickeln und die Lebensqualität für alle Generationen zu stärken“.
Mehrheitlich sprachen sich die Ausschussmitglieder dann für die reduzierte Version aus, inklusive der von den Planern selbst vorgeschlagenen Einsparungen. Zudem hatte Waldbröls Kämmerin Anja Brauer die jährlichen Betriebskosten für die neue Halle, die auch ein Touristen-Information und die „Wir für Waldbröl“-GmbH beherbergen soll, grob überschlagen: Sie kommt auf 113.000 Euro pro Jahr sowie ein zusätzliches Defizit in Höhe von 158.000 Euro pro Jahr.
Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber dankt der Politik
Zu Beginn der Sitzung sprach Bürgermeisterin Larissa Weber der Politik ihren Dank aus für den immensen Zuspruch bei der Wahl am vergangenen Sonntag aus. Und: „Ich freue mich, dass der Stadtrat diese wichtige Entscheidung für den Städtebau noch in seiner alten Besetzung treffen kann.“ Künftig könnten solche Entscheidung womöglich nicht mehr so leicht zu treffen sein. Vor zwei Jahren hatte die Stadt Erfolg mit ihrem ersten Förderantrag und erhielt mehr als 1,55 Millionen Euro für die Planung von Innenstadtprojekten bekommen, davon flossen etwa 960.000 Euro aus Fördertöpfen.