Eine Fachkraft soll in der Marktstadt helfen, Unternehmen und auch Geschäfte dauerhaft anzusiedeln. In Hermesdorf ist Platz für neue Firmen.
Neuer PostenDie Stadt Waldbröl will weniger Bürokratie, aber mehr erfolgreiche Wirtschaft

Dort, wo sich in Waldbröl-Hermesdorf heute Kühe tummeln, sollen in zwei bis drei Jahren neue Gewerbe- und Industrieunternehmen Platz finden. Unter der Bezeichnung „Hermesdorf III“ wird das Gebiet im Langenbacher Siefen jetzt erschlossen.
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Weniger Papierkram, kurze Wege, schnelle Antworten: Das Rathaus der Stadt Waldbröl ordnet sich neu. Zuständigkeiten werden verschoben, neu zugeschnitten und neu gebündelt, Fachbereiche verkleinert oder erweitert. Und am Ende springt eine funkelnagelneue Stelle im Bürgerdorf am Alsberg heraus: Zum ersten Mal will sich die Marktstadt einen ausgewiesenen Wirtschaftsförderer und Stadtentwickler leisten – damit ist Waldbröl eine der sehr wenigen Kommunen im Oberbergischen, die einen solchen Posten mit diesem klar definierten Aufgabenfeld vergibt.
Die Gründe dafür sind vielfältig: So kann Waldbröl zum einen bald mit großzügigen, freien Flächen für die produzierende Industrie, Gewerbe und Handel aufwarten, zum anderen sollen Ladenlokale nicht länger – oder am besten niemals – leerstehen.
Bisher wurde das Thema „Wirtschaft“ in Waldbröls Rathaus immer „irgendwie mitbearbeitet“
„Auch wir können die Bürokratie nicht abschaffen, aber wir können sie deutlich einfacher machen“, erklärt Bürgermeisterin Larissa Weber und denkt dabei ebenso an Baugenehmigungen wie an Konzessionen für die Gastronomie. Die Idee, eine echte Fachfrau oder einen echten Fachmann in Sachen Wirtschaft zu beschäftigen, habe sie schon sehr lange mit sich herumgetragen. „Bisher haben Kolleginnen und Kollegen diesen Bereich immer mitbearbeitet, doch ist das zu viel geworden.“
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Schon bald will die Stadt in Hermesdorf und dort im Langenbacher Siefen Kanäle legen und neue Straßen bauen – da, wo die Marie-Curie-Straße aufhört, sollen Unternehmen Platz finden. Für diese Arbeiten bewirbt sich die Verwaltung gerade um Fördermittel von der Bezirksregierung. „Hermesdorf III“ heißt das Gebiet in den Behördenplänen – ein Projekt, das die Politik übrigens schon seit den frühen 1980er Jahren beschäftigt.
Spätestens in drei Jahren sollen in Waldbröl-Hermesdorf die Bagger anrollen
Für die anstehende Vermarktung bedeutet das: Auf fast 21 Hektar können sich Hersteller industrieller Produkte ausbreiten, nahezu 1,3 Hektar stehen für Gewerbebetriebe zur Verfügung. „Mit allen Flächen sprechen wir über ein Gelände mit einer Größe von insgesamt rund 41 Hektar“, betont die Rathauschefin. In Kürze wird die weitere Planungsarbeit dafür europaweit ausgeschrieben. Und in zwei, spätestens drei Jahren möchte Weber die ersten Bagger sehen.
Dabei helfen soll eben die neue Fachkraft im Rathaus, die Bewerbungsfrist endet am 20. Juni. Weber: „Die ersten Bewerberinnen und Bewerber haben ihre Unterlagen eingereicht.“ Zu den Aufgaben gehöre zudem, Dienstleister sowie kleinen und großen Handel für das frühere Merkur-Gelände in der Stadtmitte zu finden, ergänzt die Bürgermeisterin. „Und überhaupt ein wirkungsvolles Leerstandsmanagement zu betreiben.“ Ziel sei es, Unternehmerinnen und Unternehmern tatkräftig, strategisch und gezielt unter die Arme zu greifen, damit sie nach Waldbröl kommen – und bleiben.
Bisher war die Stadtentwicklung unter anderem Sache der Bauverwaltung, die Wirtschaftsförderung dagegen ein Teil der Bürgerdienste, unter deren Dach etwa auch das Ordnungsamt und die Sozialverwaltung angesiedelt sind. Diese Bereiche – und auch das Feuerwehrwesen sowie die Stabsstelle für außergewöhnliche Ereignisse – sollen, so Larissa Weber, einen neuen Platz bei der heutigen Kämmerei finden. „Wir hoffen, dass es künftig keine Diskussionen über Zuständigkeiten mehr gibt“, erklärt die Bürgermeisterin. „Durch die verlieren wir oft wertvolle Zeit, neue Synergien und mehr Effektivität sollen das verhindern.“
Bauen in „Hermesdorf III“
Wer bald im Gewerbe- und Industriepark „Hermesdorf III“ Boden kaufen und diesen bebauen will, der muss sich an neuen Maßstäben messen lassen, um den Zuschlag zu erhalten. Diese Bewertungsmaßstäbe, aufgeteilt sind sie wiederum in sechs Kategorien, werden derzeit in den Fraktionen des Stadtrates diskutiert.
Bewertet werden sollen etwa Anzahl und Qualität der Arbeitsplätze sowie das Angebot von Ausbildungen, die ein Unternehmen mitbringt, die Wirtschaftskraft und Krisenfestigkeit und ob es eine langfristige Entwicklungsperspektive für das Unternehmen und seine Branche gibt. Auch die Auswirkungen des zu erwartenden (Last-) Verkehrs will die Politik bei der Vergabe der Hermesdorfer Grundstücke in den Blick nehmen.
Für die weitere Planung hofft Waldbröl auf eine Förderung von 90 Prozent – möglich ist diese hohe Quote, weil die Marktstadt Teil einer vom Landeswirtschaftsministerium als strukturschwach eingestuften Region ist.