Eines der weltweit größten Treffen für Geocacherinnen und Geocacher hat auf dem Nutscheid-Höhenzug und dort im Naturerlebnispark gastiert.
PiratemaniaFast 1300 Piratinnen und Piraten erobern Panarbora und auch die Stadt Waldbröl

Goldmünzen belohnen im Waldbröler Naturerlebnispark Panarbora jeden, der bei der „Piratemania“ auch die diesmal nicht ganz so gut versteckte Schatztruhe findet.
Copyright: Dennis Börsch
Ungezählte Flugmeilen liegen hinter Marty Evans, hunderte Reisekilometer vor ihm. Der 54-Jährige aus Seattle im Bundesstaat Washington ist in Sachen Geocaching ein echter Globetrotter. Jetzt steht er mitten im Naturerlebnispark Panarbora und ist beeindruckt: „Die Gegend hier ist wunderschön, die Menschen in Waldbröl so nett und das alles ist ein echtes Spektakel.“
Das Spektakel ist die Piratemania, eines der weltweit größten Treffen für Geocacherinnen und Geocacher: Zum ersten Mal hat es am Samstag in Oberberg und dort eben auf Panarbora stattgefunden – und den Weg dorthin hat auch der Amerikaner Evans auf sich genommen, Geocachen ist sogar sein Beruf.
Auch Marty Evans ist nach Oberberg gereist: Er kommt aus Seattle und hat Geocachen als Beruf
Er ist einer von 90 Menschen, die im Geocaching HQ, dem Hauptquartier, in Seattle arbeiten und um die Welt reisen, um Gleichgesinnte zu treffen, zu unterstützen und für die digitale Schnitzeljagd zu werden. Fast 1300 Fans dieses Hobbys aus Deutschland und den europäischen Nachbarländern sind dem Piratenruf nach Waldbröl gefolgt. Und weil das HQ auch noch 25 Jahre alt geworden ist, gilt es auch noch ein Jubiläum zu feiern.
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„Die Stiefel bringen mich um“, klagt derweil Alex Klein aus Sankt Augustin (Rhein-Sieg-Kreis), der 55-Jährige ist einer der fünf Cheforganisatoren und steckt als Jack Sparerib ebenfalls in der Piratenkluft, Lederstiefel inklusive. „Die Resonanz ist einfach umwerfend“, freut er sich. Wieder und wieder sieht man Menschen, die durch den Erlebnispark streifen und auch durch die unterhalb davon gelegene Mitte Waldbröls, den Blick erst konzentriert aufs Handy gerichtet und dann aufmerksam herumstreifend auf der Suche nach dem nächsten Schatz, den Cache.
„Keine 20 Minuten, nachdem wir in der vergangenen Woche unseren eigenen Cache freigeschaltet hatten, standen prompt die Ersten auf der Matte“, verrät Martin Finke, Geschäftsführer der „Wir für Waldbröl“-GmbH. Das Büro an der Hochstraße ist für die Piratemania länger offen als sonst an den Wochenenden. „Und so viele Beratungsgespräche wie diesmal haben wir noch nie geführt“, schildert Finke. Gesucht werden die verborgenen Caches mit dem Smartphone und Geo-Daten
Eine etwa zehn Kilometer lange Runde führt jetzt um die Stadt Waldbröl herum und auch zu manchem Schatz
Ab sofort führt eine etwa zehn Kilometer lange Runde nicht nur virtuell rund um die Marktstadt. „Wir haben auch die Gastronomie darin eingebunden“, berichtet Panarbora-Sprecher Patrick Mielke. Und wenn sich am äußersten Ende des Parkplatzes am Ausflugsziel Menschen ins Grüne schlagen, dann plagt sie kein dringendes Bedürfnis.
Irgendwo dort versteckt ist jetzt ein grauer Kasten mit einem Leuchtturm darauf. Mit einer Taschenlampe wird dieser aktiviert und sendet dann einen Morsecode. Dieser wiederum öffnet ein Schlüsselfach, sodass der Kasten geöffnet werden kann – ein neuer Cache. Wer den gefunden hat, darf sich ins Logbuch schreiben und verewigen.
Kein Cache darf näher als 161 Meter am nächsten liegen, das ist eine Zehntelmeile und eine Spielregel aus den USA. Darüber etwa klärt Michael Seegers aus Dortmund auf, er ist ein Reviewer – das sind Menschen, die anderen Geocachern helfen und den Familiensport weiterhin populär machen.
In Waldbröl gibt es auch Aufklärung über die Gefahren, die von Zecken und ihrem Biss ausgehen
Aufklärungsarbeit leistet auf Panarbora auch der Bonner Volker Tödtheide: Er arbeitet für einen Medizinkonzern und warnt vor Zecken und deren Biss. Ein echter Geocacher ist schließlich immer an der frischen Luft und stets im Grünen. „In Deutschland haben wir heute längst nicht mehr nur den Gemeinden Holzbock, sondern auch die Hyalomma-Zecke aus den Tropen.“
Für Daniel Wallbruch (42) und Sohn Rick (8), noch aus Gelsenkirchen, bald aus Windeck-Rosbach, sind Geocaching-Touren vor allem tolle Vater-Sohn-Wochenenden – „natürlich draußen in der Natur“. Große Spektakel wie die Piratemania seien ebenso gelegentliche Ausflugsziele. Michelle und Leonie, beide 29 und aus der Düsseldorfer Nachbarschaft, sind dagegen erstmals bei einem solchen Treffen mit von der Partie. Und das finden sie „schon ziemlich cool“. „Und die Caches haben wir auch entdeckt.“
Wer die offizielle und nicht ganz so gemeine Piratemania-Schatztruhe finden will, der wird in den Büschen am Parkrand rasch fündig: Dort wacht Crew-Mitglied Dagmar Amstädter aus Villingen-Schwenningen darüber, dass jeder Geocacher nur eine Goldmünze stibitzt, um den Namen darauf zu setzen und in der Truhe zu versenken. „Davon wird dann ein Foto geschossen, das den Besuch in Waldbröl für immer bezeugt.“