Wendler-Manager Markus Krampe„Es gibt Leute, die dem Wendler ein Comeback zutrauen“

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In Gummersbach-Niederseßmar ist Krampes Firmensitz.

  • Seit den verstörenden Äußerungen von Schlagersänger Michael Wendler zu Corona hat dessen Manager Markus Krampe viel um die Ohren.
  • Andreas Arnold sprach mit dem Oberberger über seine Zeiten mit dem Wendler, seine eigenen Pläne und seine Heimatverbundenheit.

Das Outing von Schlagersänger Michael Wendler zum Thema Corona, sein Ausstieg als Jurymitglied der Casting-Sendung „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS ) und seine Angriffe auf die Bundesregierung, die im Rahmen der „angeblichen Corona-Pandemie“ gegen die Verfassung verstoßen habe, haben nicht nur für einen Shit-Storm im Netz gesorgt. Als sein Manager sind Sie im Augenblick ein gefragter Interviewpartner. Wie erleben Sie die Zeit?

Markus Krampe: Mit der ganz großen Öffentlichkeit und dem großen Interesse ist es glücklicherweise etwas weniger geworden. In der Spitze haben uns 8000 E-Mails erreicht pro Tag, angefangen von Lobeshymnen auf den Wendler bis hin zu Morddrohungen gegen mich.

Haben Sie so etwas schon einmal erlebt?

Ja. Und zwar als Michael aus dem Dschungelcamp ausgezogen ist, da war das auch schon so.

Kann man die Situation vergleichen?

Auf keinen Fall, denn seine aktuellen Äußerungen haben eine Diskussion auch bei den Leuten ausgelöst, die vorher mit dem Wendler nichts am Hut hatten, denen er vollkommen egal war. Viele haben gesagt, wie kann man nur, wenn man so in der Öffentlichkeit steht. Und bekannt ist er ja nun wirklich.

Also ist das Kapitel Wendler für Sie erledigt?

Das könnte man meinen, aber tatsächlich ist es so, dass es im Hintergrund eine Menge zu tun gibt. Und dabei geht es nicht nur um bloße Vertragskündigungen, sondern auch um Schadensersatzforderungen. Aber es gibt auch nach wie vor Leute, die daran glauben, dass der Wendler noch einmal reaktiviert werden kann.

Was halten Sie davon?

Ich selber finde das sehr schwer. Wir müssen schauen, wie das ganze ausgeht.

Stehen Sie mit Michael Wendler regelmäßig in Kontakt?

Jeden Tag, denn es gibt eine Menge Dinge zu klären, vor allem rechtliche. Ich habe ein großes Aufkommen an Schreiben bekommen, darunter viele Vertragskündigungen, die per Einschreiben und von Anwälten kommen. Da müssen wir uns natürlich abstimmen.

Denken Sie, dass Michael Wendler inzwischen registriert, was er mit seinen Äußerungen zu Corona losgetreten hat?

Die ersten drei Tage hat er es nach meinem Dafürhalten richtig genossen, welche Aufmerksamkeit das erregt hat. Die Einsicht kam bei ihm, als die ersten Kündigungen da waren, als es wirklich ernst wurde für ihn und er schwarz auf weiß gesehen hat, dass seine Kommentare nach hinten losgegangen waren. Zusammen mit seiner Frau Laura, zu der ich auch einen guten Draht habe, sind wir dabei, ihn wieder auf den richtigen Weg zu bringen.

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Auch bei der  RTL-Sendung „Let’s Dance“ war Markus Krampe an der Seite von Michael Wendler und Laura Müller zu sehen. 

Würde Wendler denn gerne weitermachen?

Ja, er kann sich das vorstellen. Ich glaube sogar, dass er seine alten Fans behalten hat. Bereits in der RTL-Sendung „Pocher – gefährlich ehrlich“ habe ich gesagt, dass man an Wendler nicht vorbeikommt, wenn man gerne tanzen geht oder Schlager hören möchte. Dafür hatte er einfach zu viele Hits wie „Sie liebt den DJ“. Es gibt Leute, die ihm ein Comeback zutrauen, ich bin da zwiegespalten. Ich trage das natürlich mit. Ein Manager-Kollege, der eine große deutsche Sängerin betreut, hat mir gesagt: „Markus, wenn du den Wendler noch einmal salonfähig bekommst, solltest du in die Politik gehen“.

Sie kommen aus dem Bereich der Großveranstaltungen, haben mit einer Olé-Party 60.000 Menschen in die Arena auf Schalke gelockt. Wie sind Sie an Wendler gekommen?

Michael war 2007 bei „Olpe Olé“ dabei und war damals noch ein unbekannter Künstler. Ein Jahr später waren wir mit einer weiteren Olé-Party in Oberhausen. Zu dieser Zeit hatte er mit seinem Manager Stress, sodass er mich gefragt hat, ob wir uns mal über eine Zusammenarbeit unterhalten können. Es hat dann noch bis 2009 gedauert, ehe ich ja gesagt habe.

Warum so lange?

Das Problem, das ich hatte, war, dass er bei all seinen Auftritten immer begleitet werden wollte. Das war dann auch neben meinen Großveranstaltungen bisweilen der reinste Horror, aber auch eine sehr erfolgreiche Zeit.

Inwiefern?

Als ich mit ihm angefangen habe, bekam er pro Auftritt eine Gage von 1500 Euro, als ich 2014 zum ersten Mal aufgehört habe, waren es 10.000 Euro.

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Warum haben Sie aufgehört?

Wegen seiner Teilnahme am Dschungelcamp, die er mit mir nicht abgestimmt hat. Ich hatte jedes Jahr Anfragen, er war immer der Wunschkandidat von RTL. Doch ich habe das immer abgelehnt, weil Michael kein Mannschaftssportler ist und ich fürchten musste, dass er dort untergeht. Ich habe dann der Produktionsfirma gesagt, wenn ihr mal so viel Geld übrighabt, dass ich nicht mehr Nein sagen kann, könnt ihr wiederkommen.

Und RTL kam offenbar wieder?

Nicht nur das, als ich den Preis 2013 dann noch einmal hochgeschraubt habe und der Sender bereit war, auch diesen zu bezahlen, kam ich nicht umhin und musste mit dem Wendler über so ein Angebot sprechen.

Und obwohl Sie nach wie vor nicht dafür waren, kam es zu dem Deal?

Ja, aber nur, weil Michael Wendler ohne mein Wissen die Produzentin der Sendung angerufen hat, nachdem ich schon abgesagt hatte. Und im Dschungel war er ja auch nicht lange ... Nach drei Tagen ist er ausgezogen und dann begann im Grunde der freie Fall bis zum Jahr 2018, als er seine Partnerin Laura kennen gelernt hat.

Warum sind Sie erneut sein Manager geworden?

Weil ich große Herausforderungen liebe und der Wendler eine ziemlich große ist.

Wie kommt es denn, dass Sie nach wie vor in Ihrer Heimat sesshaft sind und aktuell in Bergneustadt bauen, wo sie geboren wurden und Fußball gespielt haben?

Ich weiß nicht, wo das herkommt. Ich bin hier unglaublich gerne. Wenn ich von Köln komme, wo ich mit Lukas Podolski das Brauhaus „Zum Prinzen“ und andere Objekte habe, ist das wie Balsam für die Seele, wenn ich über die A4 zurückfahre ins Oberbergische.

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Mit Lukas Podolski hat der Geschäftsmann unter anderem ein Brauhaus in Köln. 

2016 war zum Glück dieses Haus hier in Niederseßmar zu kaufen, in dem seither mein Firmensitz ist. Poldi sagte unlängst zu mir: „Du musst schon von hier kommen, um das zu lieben. Das ist so wie mit mir in Bergheim.“

Bleibt Ihnen denn immer noch Zeit für alte Bekanntschaften?

Die nehme ich mir. Regelmäßig treffe ich mich mit meinen alten Jungs. Dabei sind dann Peter Schinkowski, Frank Trapp, Stefan Witt und Wolfgang Kamp.

Und was ist mit Ihrem großen Hobby Fußball?

Ich versuche, regelmäßig montags in Bergneustadt mit den Alten Herren um Minka Haselbach zu spielen.

In Gummersbach oder Bergneustadt gehören Sie zum Straßenbild. Stört es Sie nicht, wenn Sie von wildfremden Leuten auf Themen wie den Wendler angesprochen werden?

Im Gegenteil. Ich finde dieses Feedback gut, sei es zum Wendler, zu Poldi oder jüngst zu meinem Auftritt bei Pocher. Die, die mich ansprechen, sind keine Schleimer. Hier spricht die Stimme des Volkes.

Klingt so, als seien Sie bodenständig.

Auf jeden Fall. Und am Ende bin ich gerne hier. Ich war in Bernberg in der Grundschule und egal, welche Vorgeschichte einer hat, es zählt der Ist-Zustand. Ich habe mich selbst aus vielen Dingen gut rausgekämpft. Ich bin aber auch ein Gewohnheitstier. Ich gehe gerne spazieren an der Agger, mit meiner Frau bin ich samstags regelmäßig im Café Hecker in Gummersbach oder fahre zum Pizzaessen zu Pietro nach Brunohl oder zum griechischen Restaurant „Rhodos“ in Gummersbach.

Bei so viel Heimatliebe könnten Sie doch neben dem Poldi-Cup in der Schwalbe-Arena ein weiteres Event in der Region auf die Beine stellen.

Tatsächlich planen wir das. Unter dem Arbeitstitel „GuKuSo“ – Gummersbacher Kultur Sommer – möchte ich im kommenden Jahr um Fronleichnam herum ein großes Event an den Start bringen. Los geht es mit einem Konzert von Howard Carpendale, am Feiertag folgt ein Programm für die Kinder mit Volker Rosin, ehe freitags ein Comedy-Abend mit Oliver Pocher, Matze Knoop und Markus Krebs geplant ist. Und für die Partygemeinde ist der Samstag im Programm, wenn der König von Mallorca, Jürgen Drews, und, wer weiß, der Wendler, auf der Bühne stehen.

Und wo soll der Gummersbacher Kultursommer nach Ihren Plänen steigen?

Im Gespräch ist das Steinmüllergelände. Das Areal unterhalb der alten Kreissporthalle bietet sich dafür an. Wir sind in guten Gesprächen mit der Stadt Gummersbach und den zuständigen Behörden. Leider wissen wir aber alle noch nicht, was uns in Sachen Corona noch erwartet.

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