Platz an der PhilharmonieQuirrenbach liefert Grauwacke für das Herz von Köln

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Mit einer Spezialmaschine werden Rillen in die Steine gefräst, damit sie besser befestigt werden können und nicht verrutschen. Projektleiter der Firma Quirrenbach ist Christian Warsewa.

Mit einer Spezialmaschine werden Rillen in die Steine gefräst, damit sie besser befestigt werden können und nicht verrutschen. Projektleiter der Firma Quirrenbach ist Christian Warsewa.

Lindlar/Köln – Wer den direkten Weg von der Kölner Altstadt zum Dom nimmt, setzt seine Füße ab sofort auf gut 1000 Tonnen Lindlarer Grauwacke. Der Steinbruchbetrieb Quirrenbach hat den Zuschlag für einen Prestigeauftrag mitten im Herzen der Domstadt erhalten – die Lieferung des Baumaterials für den Umbau des Kurt-Hackenberg-Platzes zwischen Philharmonie, Hotel Mondial und dem Roncalliplatz.

Kritik am Umbau des Kurt-Hackenberg-Platzes

Zuletzt gab es harsche Kritik am Umbau des Kurt-Hackenberg-Platzes. Im Zentrum stand die Firma, die den neuen Untergrund verlegt hat. Dabei wurde über angeblich zu breite Lücken zwischen den Steinen diskutiert.

Frank Peffekoven hält diese Kritik für „Unsinn“. Seiner Ansicht nach hat die Stadt Köln den Umbau „mit Weitsicht“ geplant. Die Fugen würden bei wärmerem Wetter noch geschlossen. Sie entstünden bei der teilweise gewählten sogenannten ungebundenen Bauweise zwangsläufig. Diese habe aber auch enorme Vorteile.

„Wenn zum Beispiel die Telekom in den Boden muss, nehmen Sie die Steine einfach wieder heraus. Sind die Platten auf einer Mörtelschicht verklebt, ist das unmöglich.“

Vor kurzem startete der letzte voll beladene Lastwagen auf der Eremitage gen Rhein. Über ein Jahr lang versorgten Geschäftsführer Frank Peffekoven und seine Mitarbeiter die Baukolonnen mit Bodenbelägen „made in Lindlar“. Seit Dezember 2016 wurden in Sichtweite des Domes 2000 Quadratmeter Grauwacke-Platten und knapp 400 Quadratmeter Pflastersteine aus dem hiesigen Steinbruch verlegt.

In diesen Tagen sollen die Arbeiten am Kurt-Hackenberg-Platz beendet sein. Der war lange Jahre als „Parkplatz für die Baumaschinen der Nord-Südstadtbahn“ verschrien. Auf Druck vieler Bürger, die einen Schandfleck an so prominenter Stelle als Unding empfanden, nahm die Kölner Stadtverwaltung die Modernisierung in Angriff. Geht es nach ihr, sollen Einheimische und Touristen das Areal im Frühling völlig neu entdecken.

„Im Prinzip sind wir ab Dezember 2013 in die Planungen eingebunden gewesen“, berichtet Christian Warsewa, Projektleiter bei der Firma Quirrenbach. Die Anforderungen an den zu liefernden Untergrund seien enorm gewesen, angefangen mit der Farbe der Steinplatten. In drei verschiedenen Tönen erscheint der neue Belag. Jede Farbe bildet durchgehende Linien – braun, hellgrau und eine Mischung aus beidem. In Lindlar wurden dazu die Stellen auf verschiedenen Sohlen ermittelt, bei denen das Gestein die gewünschten Farben exakt traf. „Hatten wir den Ton getroffen, mussten richtig große Mengen gefördert werden“, erinnert sich Warsewa. Manche der Steine mussten so stabil ausgewählt werden, dass sie befahrbar sind. Zum Beispiel der Untergrund an der Einfahrt des „Parkhauses Am Dom“, aber auch Teile des eigentlichen Platzes mit Blick auf mögliche Feuerwehreinsätze oder den darüber rollenden Rosenmontagszug. Um die Lagestabilität der bis zu 85 Zentimeter langen Platten zusätzlich zu erhöhen, setzte Quirrenbach zudem auf die sogenannte Rillierung.

Aufmerksamkeitsfelder für Blinde

„Wir haben darauf reagiert, dass die Steine durch den heutigen maschinellen Zuschnitt glatte Flanken und Unterseiten haben“, erklärt Peffekoven. Mit einer Spezialmaschine wurden seitlich und von unten Rillen in die Platten gefräst, damit sie besser befestigt werden können und nicht verrutschen. Zur Orientierung Blinder wurden zudem sogenannte Aufmerksamkeitsfelder hergestellt – Reihen mit spezieller Oberfläche, die Gefahren durch eine nahe Treppe signalisieren.

Stolz ist man bei Quirrenbach auf die detaillierte Verkleidung von Versorgungsleitungen und Schächten. So gibt es auf dem Kurt-Hackenberg-Platz neben Notausgängen aus der U-Bahn, die sich gen Himmel öffnen, etliche Versorgungsschächte der Kölner Verkehrsbetriebe, Kanaldeckel und in den Boden eingelassene Scheinwerfer. Jedes Objekt wurde genau vermessen, seine künftige Steinumrandung in Lindlar per Wasserstrahl exakt zugeschnitten. „Als die Steine bei uns vom Hof fuhren, war schon klar, wohin sie gelegt werden“, sagt Warsewa.

Herz des neuen Platzes soll – an ehemalige Bischofsgärten erinnernd – ein kleiner Stadtgarten nebst Brunnen werden, für den die Lindlarer tonnenschwere Sessel aus Naturstein gefertigt haben. Deren Sitz- und Oberflächen sind schräg angesägt, damit Wasser schnell abfließt. Bei der offiziellen Eröffnung des Platzes am 5. Mai können die Kölner erstmals auf ihnen Platz nehmen und die Neugestaltung des Areals in Ruhe begutachten.

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