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Schluss mit ElterntaxisErste Schulstraße in Bergisch Gladbach eingerichtet

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Das Verbotsschild mit den Sperrzeiten ist zu sehen.

Damit Eltern ihre Kinder nicht bis vor das Tor der KGS In der Auen in Refrath fahren, wird die Schwerfelstraße zweimal am Tag gesperrt.

Schulleitung und Eltern der KGS In der Auen in Refrath sprechen von einem großen Erfolg. Zweimal am Tag wird die Schwerfelstraße für den Durchgangsverkehr gesperrt.   

Verstopfte Straßen, hupende Autos, Parken in zweiter Reihe, dazwischen müssen sich Kinder zu Fuß, mit dem Roller oder mit dem Rad irgendwie durchschlagen. Das Problem haben viele Schulen in Bergisch Gladbach morgens und mittags: Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto bringen. An der KGS In der Auen hat jetzt die erste Schulstraße in der Stadt eröffnet – als Gegenmaßnahme zu Elterntaxis.

Das ist ein Anfang. Denn der Kampf gegen Elterntaxis galt bereits als verloren. Alle Appelle, den Hol- und Bringverkehr zu reduzieren, zeigen nur wenig Wirkung. Die Schulen selbst haben nur wenig Mittel zur Verfügung. Zum Schuljahresbeginn stehen meist Verkehrspolizisten vor den Schulen und schicken die anfahrenden Eltern wieder weg. Größtenteils sind sie wieder da, kaum hat der Polizist sich umgedreht.

Neue Verkehrsregelung funktioniert laut Stadtverwaltung

Rund um den Eingang der Schule an der Schwerfelstraße ist es sehr eng und unübersichtlich, wenn Eltern kreuz und quer anhalten. Immer wieder gab es gefährliche Situationen.

Deshalb haben Elternvertreter der KGS In der Auen schon vor Jahren die Einrichtung einer Schulstraße gefordert. Bis es jetzt vor einer Woche endlich so weit war, brauchte es viel Einsatz – und Geduld. Bereits am Tag eins der Straßensperrung in der einjährigen Pilotphase habe sich gezeigt, dass die neue Verkehrsregelung greife, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.

Die Schwerfelstraße und die von ihr abzweigenden Anliegersträßchen wie Veilchen-, Astern- und Ackerstraße sind zwischen 7.30 und 8.15 Uhr sowie 14.30 und 15.15 Uhr für den Durchfahrtsverkehr gesperrt. „Es zeigt sich, dass Dinge einfach gemacht werden müssen“, sagt Ragnar Migenda, Erster Beigeordneter, „vieles, was befürchtet wurde, ist nicht eingetreten.“ Etwa, dass der Verkehrsfluss auf der Straße In der Auen gestört werde. Die sei nicht der Fall.

Die Kinder sind total begeistert, wie wenig Autos vor der Schule sind.
Monika Kellermann, Elternvertreterin

„Die Kinder sind total begeistert, wie wenig Autos vor der Schule sind. Sie fühlten sich direkt sicherer, das freut natürlich auch die Eltern“, berichtet Schulpflegschaftsvorsitzende Monika Kellermann. Schulleiter Anton Pezl spricht von einem großen Erfolg: „Das ist fantastisch, wie Urlaub. Es macht richtig Spaß zuzusehen, wie die Kinder entspannt mit einem Lächeln im Gesicht hier ankommen.“ Sie bräuchten sich nicht mehr in Sicherheit bringen vor Autos, die vor- und zurücksetzend wenden.

Dass der Auftakt so reibungslos verlaufe, sei vor allem engagierten Eltern zu verdanken, meint Pezl. In den ersten Wochen wechseln sich Mütter und Väter dabei ab, die Baken aufzustellen, um die Straßeneinfahrten zu den Stoßzeiten halbseitig abzusperren, und danach wieder bei Seite zu räumen.

„Interessant wird es, wenn die Absperrungen nicht mehr da stehen. Die Frage ist, ob die Verbotsschilder ausreichen?“, meint Pezl. Er zeigt sich aber optimistisch, dass ein „Erziehungseffekt“ eintrete und die Eltern künftig die ausgewiesenen Hol- und Bringzonen nutzen werden.

Anwohner erhalten einen Fahrausweis

Zudem hofft der Schulleiter auf Kontrollen durch das städtische Ordnungsamt. Auf Nachfrage sagt ein Sprecher der Stadt: „Aktuell wird bewusst auf Kontrollen verzichtet, da die Einhaltung im Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern erreicht werden soll, was bis jetzt sehr gut funktioniert.“

Auch die Anwohner – sie haben einen Ausweis erhalten, damit sie zu den Sperrzeiten ein- und ausfahren können – ziehen eine positive Resonanz. „Es ist deutlich ruhiger geworden. Das ist eine gute Lösung“, bestätigt eine Anwohnerin, die unmittelbar gegenüber von der Schule wohnt und das allmorgendliche Chaos mit erleben musste. Seit die Sofortschule zur Vergrößerung des Schulstandorts in Betrieb gegangen sei, habe sich der Durchgangsverkehr und damit auch der Verkehrslärm noch einmal deutlich erhöht. „Das Projekt erleben wir als entlastend“, betont sie.

Es besteht also die Hoffnung, dass die Regelung für die KGS In der Auen in Refrath nun zum Vorbild für andere wird. Die Verwaltung erarbeitet aktuell ein Konzept für die mögliche Einrichtung von Schulstraßen im Stadtgebiet.

Anträge gestellt haben bisher die GGS   Hand (Heimstättenweg), die GGS Kippekausen (Burgstraße), die EGS Bensberg (Kauler Straße) sowie die Concordiaschule Schildgen (Concordiaweg). Vorgesehen ist eine schrittweise Umsetzung an den einzelnen Standorten. An allen vier Standorten ist geplant, die Verkehrsversuche Schulstraße im September 2026 zu starten.

Wie an der KGS In der Auen soll zur Vorbereitung der Selbständigkeit der Kinder ein sogenannter Schulexpress etabliert werden. Das Prinzip: Schülergruppen treffen sich an vorher festgelegten Punkten, um von dort aus gemeinsam zu Fuß zu ihrer Schule zu gehen.