KritikAnwohner der Gronauer Waldsiedlung in Bergisch Gladbach besorgt wegen Zanders

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Ein Fachwerkhaus im Grünen in der Gronauer Waldsiedlung.

Die Stadt Bergisch Gladbach sagt, das Gesicht der Gronauer Waldsiedlung werde nicht negativ verändert.

Die Anwohner der Gronauer Waldsiedlung in Bergisch Gladbach fürchten einen Eingriff in den besonderen Siedlungscharakter ihres Viertels.

Wie kann die Gronauer Waldsiedlung am besten geschützt werden? Angesichts der Umgestaltung des großen Zanders-Areals in unmittelbarer Nachbarschaft hat diese Frage wieder an Brisanz gewonnen. Der Freundeskreis Gartensiedlung Gronauer Wald befürchtet negative Folgen für das Viertel.

„Der ohnehin schon große Siedlungsdruck wird steigen und unweigerlich in die Siedlung hinein schwappen“, sorgt sich unter anderem Frank Grobolschek vom Förderverein. Die Stadtverwaltung setze sich gemeinsam mit dem Freundeskreis Gartensiedlung Gronauer Wald dafür ein, dass es keine Entwicklungen geben werde, die das „Gesicht“ der Siedlung nachteilig verändere, erklärte dazu die Stadt in einer Pressemitteilung.

Direkte Nachbarn: die Gartensiedlung Gronauer Wald (unten) und das Zanders-Areal (Mitte), das umgestaltet wird.

Direkte Nachbarn: die Gartensiedlung Gronauer Wald (unten) und das Zanders-Areal (Mitte), das umgestaltet wird.

Um zu klären, was die Kommune tun könne, um die Gronauer Waldsiedlung mit ihrem historischen Charakter zu erhalten, fänden derzeit eine Reihe von Gesprächen zwischen den zuständigen Akteuren aus Verwaltung, Politik und Anwohnerschaft statt.

Der Grundstein für die Gartensiedlung Gronauer Wald wurde 1897 vom Fabrikantenehepaar Anna und Richard Zanders gelegt. Offensichtlich inspiriert von der sich in England gerade entwickelnden Idee der Gartenstadt, entstand in unmittelbarer Nähe zur Papierfabrik an der Gohrsmühle ein Modellprojekt mit erschwinglichen Eigenheimen für Arbeiter, mit großzügigen Nutzgärten zur Selbstversorgung, mit Häusern und Villen für Angestellte und Führungskräfte.

Nach Ansicht der Stadt zeigt die Siedlung heute insgesamt allerdings „keine einheitliche Baustruktur mehr, da sie über mehrere Jahrzehnte – und unterbrochen von Kriegen – von verschiedenen Architekten entwickelt wurde“. Dennoch weise sie vielfach verbindende Elemente und bauliche Besonderheiten auf.

Bergisch Gladbach: Siedlung hat unverwechselbaren Charakter

Viele der „Arbeiterhäuser“ trügen mit ihren schlichten, wiederkehrenden Details zu einem unverwechselbaren Siedlungscharakter bei. Auch die ehemaligen „Beamtenhäuser“ beziehungsweise Villen mit ihren großen Gärten prägten die Siedlung. Zwar seien viele Gärten in Zeiten der Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg und auch später bebaut worden, dennoch sei auch heute noch „ein hoher Grünanteil in der Siedlung prägend“.

Um die besondere Eigenart der Siedlung zu erhalten, würden bereits verschiedene städtebauliche Instrumente genutzt, erklärte die Stadt. 2011 wurde für die historische Keimzelle rund um den Platz „An der Eiche“ eine Denkmalbereichssatzung ausgewiesen. Durch die Satzung gelte eine Erlaubnispflicht für verändernde Maßnahmen wie bei Baudenkmälern.

Wenn sich Fehlentwicklungen andeuten, werden wir aktiv.
Helge Mehrtens, Leiterin der Abteilung Stadtplanung

Ebenso wurde im selben Jahr eine Gestaltungsfibel erstellt. Sie formuliert Gestaltungsleitlinien, ist aber nicht bindend, sondern spricht nur Empfehlungen aus. Allerdings werde sie von der Stadt als Grundlage bei der Beratung von Bauanträgen genutzt. Seit 2014 ist zudem eine Erhaltungssatzung rechtskräftig.

Damit bestehe ein Genehmigungsvorbehalt für den Rückbau, die Änderung oder Nutzungsänderung von baulichen Anlagen. „Damit können beispielsweise ein Abriss oder Änderungen erhaltenswerter Gebäude verhindert werden“, erläuterte die Stadt. Ebenfalls seit 2014 ist eine Baumschutzsatzung rechtskräftig. Darüber hinaus bestehe grundsätzlich auch die Möglichkeit, Bebauungspläne aufzustellen.

„Wenn sich Fehlentwicklungen andeuten, werden wir aktiv“, erklärte Helge Mehrtens, Leiterin der Abteilung Stadtplanung. Einen Bebauungsplan für das Areal fordern die Freunde der Gronauer Waldsiedlung angesichts steigender Bodenpreise, Immobiliendrucks und verdichteter Bebauung schon lange.

Bisher allerdings vergeblich. Nur der Bebauungsplan biete effektiven Schutz, der Aufwand der Erstellung könne durch Textbausteine verringert, eine Förderung beim NRW-Heimatministerium beantragt werden. Grobolschek: „Dort werden historische Siedlungen explizit genannt.“

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