In Bergisch Gladbach könnten im Stadtteil Refrath zwei Grundschulen zusammengelegt werden.
SchuleMögliche Zusammenlegung verunsichert Eltern in Bergisch Gladbach-Refrath

Was passiert mit den Grundschulen im Stadtteil Refrath. Eltern haben viele Fragen.
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Die Unruhe und Verunsicherung bei den Eltern in Refrath ist sehr groß. Sie machen sich Sorgen um die Zukunft der beiden Grundschulstandorte GGS Kippekausen und GGS Steinbreche.
In großer Zahl sind besorgte Mütter und Väter, zum Teil mit ihren Kindern, sowie die beiden Schulleiterinnen in den Ratssaal gekommen, um zu erfahren, was genau mit den beiden Standorten geschehen soll. Es ist die Vorlage der Verwaltung zu den Schulstandorten in Refrath, die die Welle der Besorgnis ausgelöst hat.
Denn aus rein baulicher Betrachtung sieht die Stadtverwaltung, wie berichtet, viele Vorteile in der Zusammenlegung der beiden kleinen Grundschulen GGS Kippekausen und GGS Steinbreche mit aktuell jeweils 150 Schülern in einem gemeinsamen Gebäude an einem Standort: Eine größere Schule sei finanziell günstiger im Bau und bei der Unterhaltung des Objekts.
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Sorge vor weiten Schulwegen
Als Standort für einen gemeinsamen Bau eigne sich das Gelände der GGS Kippekausen. Die Sichtweise der beiden Schulleiterinnen Sonja Frohliks und Isabelle Moßner geht in die andere Richtung: Sie haben sich in Gesprächen mit der Verwaltung klar für die Standorterhaltung beider Schulen ausgesprochen.
Die Hauptkritikpunkte gegen eine Zusammenlegung lauten: zu weite und gefährliche Schulwege für einen Teil der Kinder, die Aufgabe des jeweils gewachsenen pädagogischen Schulprofils. Das sind alles Bedenken, die auch die Eltern haben. Aber die Fragen, die ihnen unter den Nägeln brennen, können sie nicht loswerden. „Als Eltern fühlt man sich ohnmächtig, sich bei einem derart wichtigen Thema nicht einbringen zu dürfen“, sagt Martin Pichlo, Elternvertreter an der GGS Steinbreche.
Eltern haben kein Rederecht
Wie seine Mitstreiter muss er die Debatte stumm von den Zuschauerplätzen aus verfolgen. Ein Rederecht, etwa für einen Sprecher der beiden Schulgemeinden, sieht die Geschäftsordnung der Stadt Bergisch Gladbach nicht vor, wie Dezernent Thore Eggert zu Beginn der Sitzung erklärt. Auch das ist eine Enttäuschung. Alexandra Meuthen, Fachbereichsleiterin Immobilienbetrieb, betont ausdrücklich: „Heute geht es noch lange nicht um eine Entscheidung.“
Die beiden Schulen seien jetzt aufgrund ihres schlechten baulichen Zustands mal dran. Auf der städtischen Priorisierungsliste stehen sie auf Platz vier und fünf. „Wir haben bewusst die Stellungnahmen der Schulleitungen eingeholt und veröffentlicht, um Transparenz zu schaffen.“ Diese Gespräche sollten im weiteren Prozess intensiviert werden.
Direkter Weg zur Verwaltung
Die Eltern hätten die Möglichkeit über die Schulleitungen, ihre Probleme an die Verwaltung heranzutragen. Das reicht Pichlo nicht. „Ich würde mir wünschen, dass die Schulpflegschaften auf einem direkteren Weg Fragen an die Verwaltung stellen können.“ Zum Beispiel, indem bei künftigen Gesprächen ein Elternvertreter dabei sein könnte – auch wenn die Schulleiterinnen den Eltern bereits in vielen Punkten aus der Seele gesprochen hätten.
Pichlos Fragen, die ihm persönlich am wichtigsten sind, lauten: „Gibt es irgendeinen groben Zeitplan zum weiteren Vorgehen? Wann ist allerfrühestens mit einer Entscheidung zu rechnen? Und können wir Eltern uns daran beteiligen?“ Der Vater von zwei Kindern betont betont: „Wir haben ja alle schon lange darauf gehofft, dass etwas an unserer baufälligen Schule passiert. Und jetzt ist es so, dass es diese Schule in dieser Form vielleicht gar nicht mehr geben wird.“
Seine Hauptsorge sei – und damit spricht er sicher vielen Eltern aus dem Herzen – dass sich der Schulwege für einige Kinder erheblich verlängern würde, von einem Fußweg von 25 Minuten ist die Rede. „Bei vielen Eltern würde das auf einen täglichen Hol- und Bring-Service hinauslaufen.“
Er könne sich nicht vorstellen, dass die Dolmanstraße so sicher gemacht werde, dass man die Kinder guten Gewissens die weite Strecke alleine gehen lassen würde. Die Schulaufsicht des Rheinisch-Bergisch Kreises folgt in ihrer Stellungnahme der Einschätzung der Schulleitungen und beurteilt somit die Zusammenlegung ebenfalls kritisch, berichtet Barbara Kirschner, Fachbereichsleiterin für Bildung und Schule.
Der Schulausschuss stimmte dem Vorschlag der Verwaltungeinstimmig zu, die drei Varianten unter Beteiligung der beiden Schulen weiter zu entwickeln und im neu gewählten Stadtrat eine entscheidungsreife Lösung vorzulegen. Für beide Szenarien Abriss/Neubau am jeweiligen Standort oder Zusammenzug an einem Standort ist ein separater Interimsbau für die Bauzeit notwendig.
Laut Verwaltung könnte ein solches Gebäude auf dem Bolzpolatz der GGS Steinbreche platziert werden. Auf dem Grundstück der GGS Kippekausen sei ein Interimsbau nicht realisierbar, hat die Prüfung der städtischen Abteilung Hochbau ergeben. Mangels Alternativen könnte es, zumindest auf die Nutzung beider Schulen eines gemeinsamen Interims hinauslaufen.
Ein gemeinsamer Bau könnte dann auf dem Gelände der GGS Kippekausen errichtet werden. Die Schulleitungen sprechen sich für die Variante, Erhalt beider Standorte, Auslagerung der Schulbetriebe in zwei Interimsgebäude, Abriss/Neubau aus.