Die Schule wird durch Bauarbeiten massiv eingeschränkt und kann dagegen nichts tun.
Wegen SportkomplexFörderschule in Bergisch Gladbach-Refrath hat fast keinen Schulhof mehr

Die Förderschule in Refrath hat einen zu kleinen Schulhof.
Copyright: Christopher Arlinghaus
Die Stadt baut mitten auf dem Schulhof der Förderschule in Refrath eine Turnhalle, die zum neuen Sportkomplex des Mohnwegbades gehört. Der Schulhof verkleinert sich, seit die Bauarbeiten laufen, um nahezu die Hälfte. Seit Ostern spitzt sich die Situation zu: Die Baustelle rückt vor, aber die als Kompensation gedachte Waldterrasse konnte aufgrund von Sicherheitsmängeln nicht in Betrieb gehen. Die Schulleitung musste die Unterrichtszeiten verkürzen: Viel zu klein ist das momentane Reststück des Schulhofs.
Genau genommen handelt es sich bei der Restfläche um einen schmalen Gang – zwei, drei Meter breit – zwischen einem meterhohen Bauzaun aus schwarzen Latten und dem Schulgebäude. Stellt man sich dort 200 Schüler vor, drängt sich das Bild von der Enge eines Hühnerstalls auf. „Es ging einfach nicht, wir haben es nach den Osterferien eine Woche lang versucht“, berichtet Schulleiter Philipp Nagel, „wir hatten massenhaft Konflikt, auch Unfälle.“ Gerade Kinder mit ADHS müssten sich auspowern können, um danach wieder lernen zu können.
Eltern fordern bessere Kooperation
Dann probierte die Schule es mit drei Pausen hintereinander für Unterstufe, Mittelstufe, Oberstufe. Das klappte auch nicht, weil nicht ausreichend Lehrpersonal für die Pausenaufsichten da war. „Es gab keine andere Lösung, wir mussten die Unterrichtszeit verkürzen, um uns die zweite Pause zu sparen“, sagt Nagel.
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Schulschluss um 11.30 Uhr: Die Eltern sind verärgert. „Wir haben das Gefühl, uns wird immer nur etwas weggenommen und dann lässt man uns allein damit“, kritisiert Sandra Orth, Schulpflegschaftsvorsitzende. Den verpassten Schulstoff mussten die Schüler zu Hause nachholen. Eltern kamen in die Bredouille, weil sie ihre Kinder so früh abholen mussten.
Ausdrücklich betont Orth: „Wir begrüßen den Neubau von Schwimmbad und Turnhalle.“ Die Refrather hätten zurecht dafür gekämpft. Aber sie kritisiert: „Bei der Planung hat man die Bedürfnisse der Förderschule einfach vergessen.“ Die Elternvertreterin wünscht sich, künftig eine bessere Kooperation zwischen den Verantwortlichen – um nicht ständig bei Problemen zwischen den Zuständigkeiten aufgerieben zu werden.
Keine Wahl: Förderschule in Refrath musste sich anpassen
Das sind die Stadt als Eigentümerin des Grundstücks, die Bäder GmbH als Betreiberin der Sportstätten sowie der Rheinisch-Bergische Kreis als Träger und Mieter des Gebäudes. „Für mich war es oft schwierig, den jeweils richtigen Ansprechpartner zu finden“, sagt Schulleiter Nagel.
Seit vor anderthalb Jahren die Baustelle eingerichtet wurde, blieb der Schulgemeinde nichts anderes übrig, als sich mit der Verkleinerung des Schulhofs zu arrangieren: „Wir mussten uns anpassen, wir hatten keine andere Wahl“, sagt Nagel. Aber jetzt will er den Blick nach vorne richten.

Sandra Orth, Elternvertreterin, und Philipp Nagel, Leiter der Förderschule in Refrath, zeigen auf dem Plan, wie eng es aktuell auf dem Schulhof ist.
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Um der Schule eine zusätzliche Möglichkeit zu schaffen, künftig ihre Pausen zu gestalten, baut die Stadt für 300 000 Euro die Holzterrasse – mit Aussparungen um die Bäume herum – in dem kleinen, neben dem Hauptgebäude gelegenen Wäldchen. „Allen Beteiligten ist klar, dass hierdurch kein vollständiger Ausgleich für die Fläche entsteht, die durch den angrenzenden Schwimmbadbau wegfällt“, räumt ein Sprecher des Rheinisch-Bergischen Kreises ein.
Turnhallenkomplex soll nach Sommerferien eröffnen
Die von der Schule angemahnten Sicherheitsvorkehrungen zum Beispiel gegen unbefugtes Klettern würden aktuell nachgerüstet, betont ein Sprecher der Stadt. Außerdem würden bis zum 13. Juni noch kurzfristig Handläufe angebracht, um Stürze beim Auf- oder Abstieg zu verhindern.
Nagel hofft, dass seine Schule bei den Sporthallen- und Schwimmbadzeiten von Anfang an mitbedacht wird. Was das Schwimmbad betrifft, bestätigt die Stadt, dass die Förderschule in die Belegungskonzeption einbezogen wird. In Kürze würden dazu Abstimmungen stattfinden.
In Bezug auf die Turnhalle liefen im Moment noch interne Absprachen, inwiefern die Halle von Vereinen oder Schulen genutzt werden solle. Voraussichtlich zum Schuljahresbeginn nach den Sommerferien würde der Komplex eröffnet.
Was die Perspektive der Verbundschule Mitte, so lautet der offizielle Name, anbelangt, sagt die Kreisverwaltung auf Nachfrage zu, auf Grundlage des aktuellen Abschlussberichts zur Schulentwicklungsplanung konkrete Maßnahmen abgeleitet werden sollen. Wie berichtet, wurde der Refrather Schule mit dem Status Priorität 1 die größte Sanierungs- und Platznot bescheinigt.
„Der Kreis ist sich hoffentlich seiner Verantwortung bewusst“, meint Orth. Sie geht davon aus, dass noch mehrere Schülergenerationen hierhin kommen werden. „Kreis und Stadt könnten uns jetzt wenigstens den Gefallen tun, die maroden Toilettenanlagen zu erneuern.“
Sie sind noch im Urzustand von vor 60 Jahren. Unappetitlich ist da noch freundlich ausgedrückt. Beim Vorbeigehen strömt ein widerlicher Uringestank durch die offene Tür.