BegegnungIn diesem Café in Refrath halten alle zusammen

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Das Foto zeigt die Teilnehmer des Willkommenscafé in Refrath

Eine Gruppe Ukrainer und Ukrainerinnen im Refrather Willkommenscafé

Besuch beim Willkommenscafé an der evangelischen Kirche in Refrath.

In den Räumen der evangelischen Kirche in Refrath haben sich überwiegend Frauen mit Kindern, aber auch ein paar Männer versammelt. Die meisten Gespräche handeln von Wohnungsvermittlungen, Arbeitssuche und Deutschkursen. Seit April 2022 treffen sich im Willkommenscafé jeden Mittwoch von 15 bis 17 Uhr Ukrainerinnen und Ukrainer.

Sie tauschen sich aus und unterstützen sich gegenseitig, zum Beispiel bei der Anschaffung von Möbeln. „Wir versuchen, ihnen zu helfen, indem wir Wohnraum suchen, sie bei der Arbeitssuche beraten und Feste organisieren“, sagt Brigitta Opiela, die hier alle „Bibi“ nennen.

Ehrenamtlerin spricht Ukrainisch und Deutsch

Sie organisiert mit anderen Ehrenamtlichen die Treffen im Willkommenscafé. Die Ehrenamtlerin Irina Puskin spricht sowohl ukrainisch und deutsch und hilft, wenn es Probleme bei der Übersetzung gibt. Sie ist vor allem gefragt, wenn die Ukrainer Selbstauskunftsbögen ausfüllen.

„Ich habe wenig Zeit für meine Familie, weil ich immer hier bin“, sagt sie. Doch sie macht die Arbeit gerne, denn sie weiß, wie schwer ein Neustart sein kann. Als sie vor 20 Jahren nach Deutschland kam, hatte sie Probleme, sich hier zurechtzufinden. Für die Unterstützung im Willkommenscafé sind alle Teilnehmer dankbar.

Stützen und helfen

„Bibi und das ganze Team sind eine große Hilfe. Dank ihnen habe ich eine Wohnung gefunden“, sagt Kateryna Levina-Trostianska. Sie ist seit Kriegsbeginn in Deutschland und nimmt seit anderthalb Jahren regelmäßig an den Treffen teil. Für sie ist es wichtig, hier mit anderen Ukrainern zu sprechen. „Es fühlt sich wieder ein bisschen wie zuhause an“, sagt sie.

Momentan ist die 41-jährige auf Arbeitssuche. In der Ukraine war sie Schauspiellehrerin für Kinder und Jugendliche. Hier möchte sie auch mit Kindern zusammenarbeiten, am liebsten als Erzieherin. Bei den Treffen sind auch Familien. Alla und Dima sind Eltern einer siebenjährigen Tochter und seit anderthalb Jahren in Deutschland. In ihren ersten Wochen hier haben sie in einem Hostel mit anderen Ukrainern gewohnt.

Sie sind von der Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft der Deutschen überwältigt. „Viele Sorgen wurden uns abgenommen“, sagt Alla. Am Anfang haben sie über Gesten kommuniziert, wodurch einige Missverständnisse entstanden. Mittlerweile sprechen sie schon gut deutsch.

Tochter besucht die Grundschule

„Unsere Tochter geht in die erste Klasse und sie sprechen besser deutsch“, erzählt Dima - „sie spricht“, korrigiert ihn seine Frau lachend. Sie nehmen zum vierten Mal an den Treffen teil. „Hier lernen wir, wie man richtig Briefe ans Amt schreibt“, sagt Dima. Im März treten die beide einen neuen Job an, Alla als Reinigungskraft, Dima arbeitet für Volt. Ihr größter Wunsch? „Einen sicheren Ort für unsere Tochter“, antwortet Dima.

Die 19-jährige Margo Zhyvoruka ist seit März 2022 in Deutschland und wohnt in Refrath. Seit einem Jahr ist sie Mitglied bei den Pfadfindern in Bensberg. Sie fühlt sich dort sehr wohl, weil da viele junge Menschen sind. „Ich lerne nicht nur formelles Deutsch, sondern auch Slang“, erzählt sie. Sie treffen sich wöchentlich und ihr neues Hobby gibt ihr Halt. In ihrer Freizeit schreibt sie auch gerne Gedichte, die meistens von Liebe handeln.

Schreiben als Therapie

Das Schreiben hilft ihr, negative Gedanken loszuwerden. Margo hat eine klare Vorstellung von der Zukunft. „Ich möchte mich gut integrieren und in Deutschland bleiben“, sagt sie. Sie möchte ihr Deutsch weiterhin aufbessern und mehr über die deutsche Kultur lernen. Dieses Jahr hat sie vor, BWL in Aachen zu studieren. Einige kommen zu den Treffen, weil sie Unterstützung brauchen, andere brauchen die Gemeinschaft. Die Teilnehmer halten stark zusammen.

Die Teilnehmer haben ein starkes Gemeinschaftsgefühl und kümmern sich umeinander. Letztes Jahr an Weihnachten gab es eine Feier, an der 100 Ukrainer teilgenommen haben. Trotz der unterschiedlichen Biografien verfolgen alle Teilnehmer dasselbe Ziel: Hier Fuß fassen zu können. Allerdings ist aus dem „Begegnungscafé eher ein Problemlösungscafé geworden“, sagt Puskin.

Auch Brigitta Opiela wünscht sich, dass mehr Deutsche zu den Treffen kommen und sich mit den Ukrainern unterhalten. Dadurch können die Ukrainer ihr Deutsch üben und die Menschen gegenseitig Vorurteile abbauen. (han)

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