Stillgelegte Trasse Bergisch Gladbach-BensbergWas die Bahn für ihre Brücken tut

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Die KVB-Brücke Wachendorffstraße.

Bergisch Gladbach – „Über sieben Brücken musst du geh’n“ sang vor vielen Jahren Peter Maffay. Sieben Brücken gibt es auch an der stillgelegten Bahndammtrasse von Bergisch Gladbach nach Bensberg: an der Mülheimer Straße, am Refrather Weg, am Sieglindenweg, im Waldstück am Gewerbegebiet Zinkhütte, an der Straße Obersaal, an der Saaler Straße und an der Wachendorffstraße.

Nicht für Peter Maffay, aber für Eisenbahnnostalgiker haben diese Brückenbauwerke Bedeutung. Züge fahren hier keine mehr, seit Dezember 2012 nicht mehr auf dem Stück zwischen Gladbach und der Zinkhütte, schon seit September 1965 nicht mehr durchgehend im Reisezugverkehr nach Bensberg. Pläne, den etwa drei Kilometer langen Bahndamm als Autobahnzubringer und Entlastungsstraße zu nutzen, sind seit drei Jahrzehnten in Vorplanung. Käme die neue Straße, müssten die steinernen Zeitzeugen der Eisenbahngeschichte verschwinden und neueren und größeren Bögen Platz machen.

Bahn muss die Brücken in Schuss halten

Zuständig für die alten Anlagen ist nicht die Stadt, wie Sprecher Martin Rölen erklärt: „Die Bauwerke befinden sich nach wie vor im Eigentum der Deutschen Bahn mit ihrer Tochter DB Netze.“ Ein Bahnsprecher bestätigt, dass man für Trasse, für Stützwände und Erdkörper zuständig sei. „Die Bauwerke des Streckenabschnitts 2682 von Bergisch Gladbach nach Bensberg werden jährlich von Anlagenverantwortlichen untersucht und auf Verkehrssicherheit/Standsicherheit beurteilt. Sicherheitsrelevante Mängel werden, sofern notwendig, beseitigt. Das gilt für alle stillgelegten Strecken und Bauwerke.“

Die Mitteilung besagt: Die Bahn hat die Brückchen gut in Schuss zu halten, und nach wie vor wird die Trasse unter der historischen Streckennummer 2682 geführt. Den durchgehenden Betrieb zwischen Bergisch Gladbach und Bensberg gab es nur 95 Jahre lang, zwischen 1870 und 1965. Die Trasse selbst entstand zwischen 1868 und 1870, 1868 hatten die ersten Gleise von Köln aus Bergisch Gladbach erreicht. 15 Minuten Fahrzeit benötigten die Züge laut Fahrplan von 1894.

Tief ausgekofferte Fahrbahn

Weit geschwungen überspannt die Bahnbrücke die beiden Fahrspuren an der Mülheimer Straße. Um auch größere Laster drunter her zu bekommen, ist hier die Fahrbahn tief ausgekoffert. Diese Brücke ist eine Besonderheit, denn sie liegt als einzige vor dem ehemaligen Bahnhofsgebäude von Bergisch Gladbach (ab 1912, bis 1965), heute im Eigentum der Fachhochschule der Wirtschaft.

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Jede Brücke hat ihren eigenen Charme.

Die Brücke, aus dicken Wackersteinen gemauert und mit flachem Rundbogenprofil, hat eine Höhenbeschränkung auf vier Meter. Einst kamen vor der Brücke die beiden Gleisstränge des Gladbacher Gleisdreiecks zusammen.

Wo die Züge sich einst durchs Wohngebiet zwängten

Die nächste Brücke findet sich am Refrather Weg, zwischen Neuer Moschee und Finanzamt. 4,20 Meter bietet sie als Höhe – das ist Rekord für die Strecke. Mitunter wird sie als Werbebanner genutzt, Pappplakate hängen auch jetzt am Geländer. Als einziges ist dieses Bauwerk moderner Art. Altertümliches ist hier nicht zu entdecken.

Das ist am engen Durchlass am Sieglindenweg anders. Wie aus der Zeit gefallen wirkt das Brücklein. Weil die kleine Brücke schmal ist und der Bogen auch nur 3,40 Meter hoch, dürfen ausschließlich Fußgänger passieren. Drei Poller versperren Autos die Durchfahrt. Das Brückenprofil ist quadratisch, hier zwängte sich die Bahn einst durchs Wohngebiet.

Sieben Brücken unterquert die alte Bahntrasse.

Sieben Brücken unterquert die alte Bahntrasse.

Im Wald am Gewerbegebiet Zinkhütte können Spaziergänger sogar für wenige Meter auf der alten Trasse flanieren und dabei einen Bachdurchlass queren – die dritte Brücke. Eine markante Brücke, die vierte dann an der Strecke, gibt es wenige hundert Meter weiter an der Straße Obersaal nahe der Saaler Mühle. Nur 3,20 Meter hoch ist dieses Bauwerk, von Fahrzeugen nur einspurig zu passieren.

Das eiserne Brückengeländer wirkt noch so, als stamme es aus den Betriebsjahren der Bahn. Fast in Sichtweite liegt ein weiteres Brückenbauwerk , es überspannt die Saaler Straße. 3,80 Meter ist die erlaubte Fahrzeughöhe, und auch hier geht es nur einspurig mit Vorfahrt zu. Es gibt noch Bruchsteine und ein altes Geländer auf dem Damm. Ein Schaltkasten ist am Fuß der Brücke vergessen worden, zwei Kabelstränge enden im Nichts.

Am Wachendorffweg, in Sichtweite des Halts Neuenweg, quert die KVB-Linie 1 die Bahntrasse. Hier kreuzen sich zwei Schienenwege, ein moderner und ein alter, und die verrosteten Bahngleise sind noch vorhanden. Wenig später endet die begehbare Trasse. Der Weg zum Alten Bensberger Bahnhof verläuft über Privatgrund.

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