Nicht zukunftsfähig?Deutsche Bahn erteilt Radweg nach Dellbrück Absage

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S-Bahn Trasse

Einen Radweg parallel zur S-Bahn-Trasse anzulegen, war die Idee, die vom ADFC ins Spiel gebracht wurde. Im Auftrag fragte die Stadt bei der Bahn an, ob dies zu realisieren sei. (Symbolbild)

  • Ein begleitender Radweg würde mehr Fahrkomfort für Fahrradfahrer bedeuten.
  • Auch die Haltepunkt zwsichen Bergisch Gladbach und Köln-Dellbrück würden noch besser erreichbar.
  • Warum die Bahn dem Projekt trotzdem eine Absage erteilte und welche weiteren Projekte mit Bahnradweg konkurrieren.

Bergisch Gladbach – Eher ungünstig sieht es aus für einen Radweg, der entlang der S-Bahn-Strecke der S11 bis zur Stadtgrenze nach Köln-Dellbrück (2,2 km) führen könnte. Im Frühjahr hat sich der Radfahrinteressenverband Allgemeiner Deutscher Fahrradclub (ADFC) mit diesem Anliegen an die Stadt gewandt. Die Verwaltung reichte die Anfrage an die Deutsche Bahn weiter.

Jetzt liegt eine Antwort der Bahn vor, verfasst vom Leiter Großprojekte West, Bernd Köppel. Der Chefplaner mit Büro in Duisburg hat auch den zweigleisigen Ausbau der Bahntrasse zwischen Bergisch Gladbach und Köln-Dellbrück unter sich. Zwar würde ein begleitender Radweg einen „Mehrwert“ an Fahrkomfort für die Radler bieten, meint Köppel. Auch die Haltepunkte, etwa Duckterath zwischen Bergisch Gladbach und Dellbrück, würden damit noch besser erreichbar.

Bahn hält von Bau nur wenig

Allerdings halte die Deutsche Bahn von einem Bau nur wenig. Das Radwegeprojekt stelle aus seiner Sicht ein „erhebliches zeitliches Risiko“ für den Gleisbau dar. Für das zweite Gleis, das künftig zwischen Gladbach und Dellbrück entstehen soll, seien die Ausschreibungsunterlagen einer fortgeschrittenen Planungsphase fertiggestellt. In Kürze folge eine europaweite Ausschreibung der Maßnahme. „Damit die enge Zeitschiene nicht gefährdet wird, können ergänzende Planungsideen nicht mehr zeitgerecht formuliert und in die Ausschreibungsunterlagen integriert werden.“

Alle Beteiligten strebten eine „schnellstmögliche“ Realisierung des Gleisbaus mit Einführung des Zehn-Minuten-Taktes an. Köppel gibt zu bedenken, dass für den Radweg ein erheblicher Grunderwerb erforderlich wäre, Kosten und Zeitaufwand seien nicht abzuschätzen.

Radwege nicht zukunftsfähig?

Bei Bahnüberführungen, die für den Radweg verbreitert werden müssten, sei die DB außen vor, „da es sich nicht um Anlagen für den Eisenbahnverkehr handelt“. Einer ersten Information des Nahverkehrs Rheinland sei außerdem zu entnehmen, dass die Planungskosten für Radwegebau „als nicht zukunftsfähig“ betrachtet würden. Der DB-Planer verabschiedet sich aus dem Projekt: „Aus vorgenannten Gründen schlagen wir vor, entsprechende Planungen in eigenem Auftrag und zu Lasten der Stadt Bergisch Gladbach zu beauftragen.“ Unterstützung und offenen Austausch sage man der Stadt dafür gerne zu. Zahlen müsse aber die Stadt.

Gladbachs Planungspolitiker werden die Aussagen des Bahn-Ingenieurs im Umweltausschuss zur Kenntnis nehmen, eine Entscheidung zur Sache ist laut Tagesordnung bislang nicht vorgesehen. Nach bisheriger Schätzung würde der Radwegebau 2,9 Millionen Euro kosten, für die Erweiterung der Bahnüberführungen müssten 1,5 Millionen veranschlagt werden. Hinzu kämen Rampen bei zu querenden Straßen, Beleuchtung, Grundstückserwerb und Stützwände. Insgesamt seien Kosten im zweistelligen Millionenbereich zu erwarten, meint die Stadt. Auch stelle sich die Frage, wie der Radweg weiter nach Köln geführt werden könne.

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Das interkommunale Projekt der Rad-Pendler-Routen konkurriere mit dem Bahnradweg. Hierzu hat es im Februar 2019 eine Machbarkeitsstudie gegeben für die Strecke von Köln-Deutz über Dellbrück bis Bergisch Gladbach. Dieser Route werde eine hohe Wirtschaftlichkeit bescheinigt, betonen die Planer im Rathaus. In etwa 500 Metern Entfernung zur Bahntrasse ergebe sich eine durchgängige Pendlerroute.

Es stelle sich die Frage, ob eine zusätzliche Wegeverbindung benötigt werde. Auf der nächsten Sitzung des Lenkungsausschusses der Regionale 2025 am 25. November sollen nach Absicht der Akteure die Rad-Pendler-Routen in eine Projektphase mit Aussicht auf Förderung eingestuft werden.

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