Der BUND fordert ein kleineres Gebäude an der Montanusstraße und dass die Balkantrasse nicht angerührt wird.
Montanus-QuartierNaturschützer: Burscheids neue Mitte wird eine Hitzeinsel
Es gibt durchaus eine Menge Anregungen und Bedenken zur neuen Mitte, die an der Montanusstraße entstehen soll – und nach den Beschlüssen des Stadtentwicklungsausschusses vom Donnerstagabend auch wird: Denn es ist äußerst unwahrscheinlich, dass sich an der einstimmigen Haltung zu dem Großprojekt im Stadtrat noch irgendetwas ändert. Es gibt niemanden in Burscheids politischem Raum, der den Neubau nicht will. Auch die Grünen haben keinerlei Einwände. Das hat zuletzt Ute Hentschel unterstrichen.
Dabei hat der BUND – eine Gruppierung, der die Grünen normalerweise nahe stehen – einige Verbesserungsvorschläge. Manfred Lindenau, der die Burscheider Ortsgruppe der Naturschutzorganisation leitet, hat sie in die Stellungnahme geschrieben, die von der Stadtverwaltung angefragt worden war. Das muss sein, wenn ein Bebauungsplan neu aufgestellt oder geändert wird.
Der Bau ist einfach zu groß
Generell hält Burscheids Vertreter des Bundes Umwelt- und Naturschutz Deutschland das „Montanus-Quartier“, in dem außer einem Edeka nebst kleiner Bäckerei ein dm, eine Gaststätte und eine Menge Wohnungen untergebracht werden sollen, für zu groß dimensioniert. Die Montanusstraße sei schon jetzt „durch stetig wachsenden Zubau und zunehmende Versiegelung geprägt“, so Lindenau. Das bedeute „einen enormen Verlust an Grün“.
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Das „Montanus-Quartier“ hält der Naturschützer für besonders schwierig, weil es aufgrund seiner Größe auch die Nachbarschaft beeinflusst. Im Norden muss die Balkantrasse verlegt werden. Das sei nicht nur ein Problem, weil dadurch die Idee gefährdet werde, auf der Verbindung irgendwann eine Straßenbahn fahren zu lassen. Wegen des Baus „geht hier eine Hangfläche mit lokalklimatisch wirksamem Grün verloren, der mit ihren Baum- und Gehölzbeständen durchaus gute Biotopqualität bescheinigt wird“, so Lindenau. Dazu komme: Für die Siedlung und das Altenzentrum nebenan entfalle „mit dieser grünen Abschirmung auch ein Stück Wohnqualität“.
Vollendete Tatsachen am Hang
Diese Effekte habe die Stadtverwaltung nicht berücksichtigt, als sie den Bebauungsplan auf die Bedürfnisse des Investors zuschnitt, so die Kritik. Dabei gäbe es Varianten, bei denen der Trassenverlauf und der Hang erhalten blieben. Dass der Bereich schon im Frühjahr 2022 gerodet wurde, „führt zudem den Ablauf des Planungsprozesses ad absurdum. Sie hat vollendete Tatsachen geschaffen, lange vor der Legitimation durch Beschlüsse“, so Lindenau.
Der Naturschützer richtet außerdem sein Augenmerk auf ein Problem, das sich aus der isolierten Betrachtung von großen Bauprojekten ergibt. In der Burscheider Innenstadt sind schon die Grünanlagen an der Sparkasse verschwunden und die Bäume in der Hauptstraße ausgetauscht worden. Deshalb müsse an der Montanusstraße eigentlich das Gegenteil dessen passieren, was geplant ist: Mehr Grün sei notwendig.
Auf der Piazza dürfte es heiß werden
Aber: Der Plan des „Montanus-Quartiers“ zeigt an der Südseite große Steinflächen; auch die südlichen Fassaden sind sehr groß. Damit schaffe man „genau die Voraussetzungen, mit denen sich die Piazza und der angrenzende Straßenabschnitt in den heißen Sommern zu Hitzeinseln aufheizen werden“, befürchtet Lindenau. „So wird sich auch die gewünschte mediterrane Anmutung des Platzes nicht erreichen lassen: Denn das Leben in mediterranen Städten findet nicht auf überhitzten Plätzen, sondern im Schatten von Baumkronen statt.“
Die Sonnensegel dort seien „völlig ungeeignet: Sie ersetzen die natürlichen Funktionen von lebendem Stadtgrün nicht“, so Lindenau. Auch kleinteilige Hochbeete seien „wenig wirksam“. Daran ändere auch die Dachbegrünung nichts, obwohl sie „durchaus willkommen“ ist.
Unterm Strich hält Burscheids BUND die Kompensation des ökologischen Wertverlustes im Bebauungsplan für das „Montanus-Quartier“ nur scheinbar für „vollständig erbracht“, wie es die Stadtverwaltung schreibt. Der „Export der Ökopunkte ins weit entfernte Irgendwo“ sei zwar „formal richtig, aber letztlich Augenwischerei: Es nützt nichts für das Klima vor Ort, vor der Haustür – genau darauf kommt es aber doch hier an.“